Skandalisierte Kahlschläge auf der Montabaurer Höhe – 4 Jahre später

Was passiert auf der Montabaurer Höhe, wenn man Borkenkäferfichten stehen lässt?

Wohlleben und Ibisch klagen gegen die „großflächigen Räumungen mit schwerem Gerät“.  Sie zeigen das Forstamt Neuhäusel an, weil es diese „geduldet und nicht untersagt“ hat. Es darf angenommen werden, dass Wohlleben und Ibisch auch keine Freunde von kleinflächigen Räumungen mit leichtem Gerät sind. Mit hoher Wahrscheinlichkeit waren und sind sie ganz grundsätzlich für das Belassen aller abgestorbenen Borkenkäferfichten auf der Fläche:

„Durch das Belassen von Totholz bzw. absterbenden Bäumen wäre es möglich gewesen, den Boden vor übermäßiger Erwärmung und Verdunstung zu schützen“.1siehe Strafanzeige S. 10, Hervorhebungen von mir

Mir ist keine einzige Stelle bei Wohlleben oder Ibisch bekannt, wo diese sich aussprechen für eine teilweise Räumung oder ein einzelstammweises Fällen von Borkenkäferfichten. Die damals vom Ehepaar Wohlleben gegründet gGmbH heißt nicht umsonst Wald und Wildnis und setzt sich folgendes Ziel:

„So möchten wir zum Beispiel Holzeinschlag in Naturschutzgebieten verhindern und das wunderbare Ökosystem weiter wissenschaftlich erforschen.“

Und in der maßgeblich von Ibisch verfassten Greenpeace-Studie lesen wir:

„Hierzu bedarf es Förderprogrammen, die Waldbesitzenden ermöglichen auf die Nutzung von Schadholz zu verzichten. Die flächige Kahllegung von Waldflächen ist umgehend zu verbieten bzw. dürfte bereits jetzt in den meisten Fällen gesetzeswidrig sein.“

Noch auf der Fahrt zur Montabaurer Höhe musste ich daran denken, dass es doch schön wäre, wenn die Förster damals große Flächen abgestorbener Fichten stehen gelassen hätten. Man hätte dann Vergleichsflächen und könnte schauen, was passiert, wenn man nicht räumt und einfach die Natur machen lässt – frei nach dem Motto von  Hans Bibelriether: „Natur Natur sein lassen!“. Jeder Wanderer könnte dann das Ergebnis mit eigenen Augen sehen und entscheiden, was besser ist: Räumen oder stehen lassen?

Zum Glück aber gibt es diese Vergleichsflächen, wo die abgestorbenen Fichten, sog. Dürrständer, einfach stehen geblieben sind. Eine große Fläche ist vom Köppelturm aus gut sichtbar und in dessen unmittelbarer Nähe.

Blick vom Köppelturm aus nach Westen. Im Hintergrund die Alarmstange. Davor eine große Fläche mit Dürrständern: Markierung f auf der Karte.

Zoom auf die Dürrständer.

Nachdem Förster Frenzel sich verabschiedet hatte, bin ich zu diesen Dürrständern gegangen. Ich muss allerdings darauf hinweisen, dass diese jederzeit ohne Vorwarnung und auch ohne Sturm abbrechen können. Wenn Sie sich in die Nähe der Dürrständer begeben, schweben Sie in Lebensgefahr. Forstarbeiter z. B. dürfen deshalb dort nicht arbeiten. Das verbietet der Arbeitsschutz.2siehe auch Soll man abgestorbene Fichten stehen lassen?

Erinnert sei an die Frontal-21-Sendung. Ab 06:03 heißt es:

„Im FFH-Schutzgebiet Montabaurer Höhe hat der Forstbetrieb über mehrere Jahre immer mehr Wald durch Kahlschlag beseitigt und damit auch den Waldboden beschädigt. Die Folge: Geschützte Pflanzen sterben ab. Das haben Dorothee Killmann und Professor Eberhard Fischer von der Universität Koblenz dokumentiert. Hier zum Beispiel vertrockneten seltene Torfmoose.

„Wir haben die gefällten Fichten. Wir haben hier Torfmoose, die völlig abgestorben sind. Sie sind braun.“

Torfmoos ist wichtig. Es kann besonders viel Wasser speichern. Im Klimawandel gut für den Wald.

„Mit dem Torfmoos verschwindet ein ganzer Rattenschwanz von anderen Arten, die mit dem Torfmoos zusammen absterben.“

„Man kann diesen Bereich auch nicht mehr in den ursprünglichen Zustand  zurückversetzen, weil einfach die äußeren Gegebenheiten das nicht mehr zulassen. Es ist vollkommen gestört.“

Ich habe bei meinem gefährlichen Gang entlang der Dürrständer und beim mühevollen Klettern über dicke umgestürzte tote Fichten keine Torfmoose entdeckt..

Ab 08:20 geht es um „Alternativen zum Kahlschlag“. Diese sind laut ZDF auch dringend notwendig, denn sonst stirbt ja der Wald und wir müssen uns von ihm verabschieden:

Im Saarland zeigt Klaus Borger, dass es anders geht. Er bewirtschaftet
Forste von 400 Waldbesitzern und verzichtet auf Kahlschlag. Trotz Borkenkäfer
ließ er die abgestorbenen Fichten stehen, weil das die übrigen Bäume
und den Waldboden schützt. Es bleibt kühl und feucht. So kann ein neuer Mischwald nachwachsen.

„Das ist eine junge Buche.“

Man hätte von Klaus Borger – mittlerweile nicht mehr Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft Saar-Hochwald –  gerne erfahren, ob er auch bei den reinen Fichtenforsten am Köppel auf Kahlschlag verzichten würde und wie hier neue Mischwälder „nachwachsen“ sollen. Eine „junge Buche“ zwischen den Dürrständern wird er nicht finden: es mangelt an Samenbäumen in der Nachbarschaft. Und wie will er Setzlinge pflanzen, wenn er aus arbeitsschutzrechtlichen Gründen nicht in die Fläche hineindarf?

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