Bestandesgeschichte
Dr. H. Wachter von der LÖLF beschreibt die Geschichte des Bestandes der NWZ so:
“Das Waldgebiet, in dem die Naturwaldzelle liegt, gehörte zum Besitz des Klosters Böddeken, bis dieses 1803 säkularisiert wurde. Das zu Anfang des 9. Jahrhunderts gegründete Kloster hatte im Laufe der Jahrhunderte bedeutenden Grundbesitz erworben; es spielte sowohl im kulturellen wie wirtschaftlichen Leben des Paderborner Landes eine hervorragende Rolle. […]
Die Bewirtschaftung des klostereigenen Waldes bestand bis 1770 in der regellosen Plenterwirtschaft, die sich aber für die damalige Zeit relativ pfleglich vollzog. Der Hauptnutzen wurde – wie überall – aus der Mast und der Waldweide gezogen; die umliegenden Dörfer waren hinsichtlich des Bedarfs an Brennholz berechtigt.
Seit 1700 sollen im Bereich der ehemaligen Oberförsterei Böddeken die ersten reinen Eichenbestände – meist als Heister – von den Holzberechtigten gepflanzt worden sein. Im ersten Abschätzungswerk von 18561Fettdruck i. O. (das verloren gegangen ist) wurde ausdrücklich erwähnt, dass die reinen Eichenbestände künstlichen Ursprungs seien. Es ist zu erfahren, dass „von den beiden Eichenarten 1850 die Stieleiche vorzugsweise und die Traubeneiche selten vertreten war, was aber mit Rücksicht auf den bereits 150 Jahre zuvor begonnenen künstlichen Anbau der Eiche und den beabsichtigten Zweck (Schweinemast) keinen Schluss auf das natürliche Vorkommen der Eichenarten zulässt”.
Noch eine weitere Mitteilung aus dem ältesten Einrichtungswerk ist in diesem Zusammenhang erwähnenswert, nämlich, dass im Revier um 1850 kein Stamm von Esche, Ulme, Ahorn, Hainbuche und Weichholz vorhanden war, „der älter als 20 Jahre und nicht künstlich angebaut war”. Da alles sogenannte „unfruchtbare” Holz von den Holzberechtigten unbeschränkt und zu jeder Zeit gehauen werden durfte, waren diese Baumarten dem rücksichtslosen Aushieb preisgegeben.
Die erste Angabe über den Naturwaldzellenbestand findet sich im Forsteinrichtungswerk von 18832Fettdruck i. O.: Zu dieser Zeit wird ein geschlossenes und gut wüchsiges Buchenstangenholz beschrieben, dem einzelne gleichaltrige Eichen beigemischt sind; am Südrand wird Hainbuchenvorkommen erwähnt. Das Alter wird mit 40 bis 50 Jahren angegeben, sodass die Begründung in die Jahre um 1840 fällt.
Sowohl bei dieser Bestandesbeschreibung als auch bei der folgenden Forsteinrichtung von 19013Fettdruck i. O. findet sich der Hinweis, daß viel Stockausschlag vorhanden sei. Da die Stockausschlagfähigkeit der Buche im höheren Alter nachzulassen beginnt, könnte es sein, dass der Vorbestand in einem relativ jungen Alter – in dem die Verjüngung durch Stockausschlag noch möglich war – zur Nutzung gelangte.
In späteren Einrichtungen (z. B. 1954) wird der Bestand als wüchsig und geschlossen beschrieben; einzelne Eichen und wenige Eschen waren eingesprengt. Erwähnenswert ist, dass in den 50er Jahren mehrere Einschläge wegen des sich zeigenden Buchen-Schleimflusses (eventuell als Folge der Trockenjahre 1959 und 1964) getätigt werden mussten.”
Nach oben
Zurück zur Einleitung
Nächste Seite: Bestandesbeschreibung