Der Streit um den Wolfsschluchtweg – eine Provinzposse aus Ostwestfalen

Erste Zwischenbilanz – Die Meinungsmache des MT

Das MT betreibt Meinungsmache. Es ist nicht neutral. Es ergreift Partei für die Gegner der Sperrung. Das fängt schon in der Einleitung des Artikels vom 16.5. an, die alles andere als objektiv ist:

„Mittlerweile sind Rechtsanwälte eingeschaltet, Alt-Bürgermeister melden sich zu Wort, Landtagsabgeordnete bohren beim Ministerium nach – und zahlreiche MT-Leserinnen und -Leser äußern ihren Unmut in Leserbriefen. Der Protest gegen das Abschotten des besonderen Wanderwegs wird immer größer.“


Das MT suggeriert durch den Plural immer, dass es viele sind: viele Rechtsanwälte, viele Alt-Bürgermeister usw. usf. Dabei sind es nicht viele Rechtsanwälte, es ist eine einzige Rechtsanwaltskanzlei. Und von den 14 Anwälten der Kanzlei haben sich gerade einmal zwei mit dem Fall beschäftigt. Es sind auch nicht viele Alt-Bürgermeister, es sind zwei. Nicht viele Landtagsabgeordnete, sondern zwei. Wie „zahlreich“ die Leserbriefe sind, erfährt der Leser erst gar nicht. Schon gar nicht erfährt er, ob es nicht auch zustimmende Briefe zur Sperrung gibt. Und käme der folgende Leserbrief von einem bekennenden AFD-Wähler, das MT würde nicht von „Unmut“ und „Protest“ sprechen, sondern den Autor sofort als Wutbürger und Rechtspopulisten denunzieren:

Ganz davon abgesehen, dass der Briefschreiber einer der zentralen Aussagen der Gegner direkt widerspricht:

„Es will auch nicht jeder über umgestürzte Bäume steigen oder darunter her kriechen. Allein schon deshalb wird der Wolfsschluchtweg überwiegend für naturaffine und trainierte Wanderer reizvoll sein. Natürlich können Bäume umfallen oder man kann ausrutschen und den Abhang hinunterfallen.“

Somit ist der Weg als Ausgleichsweg für angebliche Besuchermassen zwischen Kaiser-Wilhelm-Denkmal und Wittekindsburg völlig ungeeignet.

Ein zweiter Leserbrief demonstriert weniger den „Unmut“ der MT-Leser. Vielmehr zeigt er unfreiwillig, dass die Meinungsmache des MT wirkt: die Autorin wiederholt fast alle Klischees, die seit Wochen vom MT verbreitet werden: „beliebter Wanderweg“, „einmaliger Erlebnispfad“, „touristisches Highlight“, „gewaltiger Besucheransturm“ und „unermessliche Schätze“. Dass weder Wittekindsburg, noch Kreuzkirche, noch Margarethenkapelle in der Wolfsschlucht liegen, spielt dann auch schon keine Rolle mehr. Auch nicht, dass es kein einziges Hinweis- oder Informationsschild zur „langgestreckten Höhen-Fliehburg aus vorchristlicher Zeit“ gibt. Auch dass die Kreuzkirche immer abgeschlossen ist, stört offensichtlich nicht. Das sind Kleinigkeiten am Rande. Dagegen protestiert niemand. Auch kein Heimatpfleger.

Offenbar ist dem MT sowohl die Quantität der Leserbriefe als auch deren Qualität völlig egal. Hauptsache „Unmut“! Hauptsache „Protest“! Michael Meyen, Autor des Buches Breaking News – Die Welt im Ausnahmezustand, schreibt dazu:

„Alles, was Klicks, Likes und Shares, Quote, Auflage bringt, ist angesagt.“

Protest, der – so MT-Redakteur Lieske – „immer größer“ wird, ist extrem angesagt.

Der langjährige Tagesthemen-Moderator Hanns Joachim Friedrichs forderte von einem guten Journalisten:

„Distanz halten, sich nicht gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten, nicht in öffentliche Betroffenheit versinken, im Umgang mit Katastrophen cool bleiben, ohne kalt zu sein“ 1DER SPIEGEL, Nr. 13, 1995, S. 112-119, hier 113; zit. n. Michael Meyen, Breaking News: Die Welt im Ausnahmezustand – Wie uns die Medien regieren, Frankfurt a. M. 2018, S. 8

Das MT hält keine Distanz, es macht sich gemein mit der Sache derjenigen, die gegen die Sperrung sind. Es ist kein Zufall, dass der Witthüs-Verein als einer der Hauptgegner auf Facebook beständig das MT teilt. Es würde mich auch nicht wundern, wenn auf dem Treffen, von dem der Verein im folgenden Post berichtet, auch MT-Redakteur Lieske anwesend war. Die genannten Teilnehmer sind exakt diejenigen, von denen das MT in einem fort berichtet. Und dies nie kritisch.

Nicht nur, dass das MT beständig die Gegner der Sperrung zu Wort kommen lässt. In der Welt des MT sind die einzigen Befürworter der Sperrung das Umweltministerium und das Regionalforstamt. Die drei großen Naturschutzorganisationen BUND, NABU oder GREENPEACE werden zum Wildnisgebiet erst gar nicht gefragt. Kein Wort auch über Portaner Bürger, denen der Wolfsschluchtweg herzlich egal ist. Kein Wort über Portaner Bürger, denen der Kammweg völlig ausreicht. Kein Wort über Portaner Bürger, die noch nie vom Wildniswald gehört haben. Kein Wort über Touristen, die nur einmal kurz die Aussicht von der Ringterrasse am Kaiser-Wilhelm-Denkmal genießen wollen und dann sofort wieder weiterfahren.

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Ein Gedanke zu „Der Streit um den Wolfsschluchtweg – eine Provinzposse aus Ostwestfalen

  1. Die Sperrung des Weges finde ich absurd, es würde völlig reichen ein Schild aufzustellen, das es nicht ganz ungefährlich ist. Ich bin im zarten Alter von 5 Jahren (1954) mit meinen Großeltern mit der Strassenbahn nach Barkhausen nahe der alten Weserbrücke gefahren und dann zum Dekmal hoch gespiegelt. Weiter auf dem Wolfschluchtsweg mit Betreten der Grotte, bis zur Wittekindsburg und wieder zurück. Auch den Bismarckturm am Kammweg (da saß einer und man zahlte 10 Pfennig für das Besteigen) haben wir erklommen. Heutzutage wird gewarnt wenn nicht gar verboten in den Wald zu gehen wenn mal der Wind weht. Später bin ich immer wieder mit Freunden und Bekannten den Weg gegangen, bis zum wilden Schmied usw. Heute wird man gegängelt,Bevormundung und von Verboten überschüttet wenn man mal die asphaltierten Strassen und Wege verlässt !!! Verwunderlich dass Fußgänger keine Helme, Knie und Ellenbogenschoner tragen müssen, der Strassenverkehr ist für für sie doch das Gefährlichste. Aber die „Freiheit“ des Autofahrers ist den Lobbyisten ja heilig. Alles andere wird in strenge Regeln gefasst. Das Argument den Wald zu schützen sollte auf den CO2 Ausstoß angewendet werden, Fußgänger sind gewiß nicht die Schlimmsten. Aber wen interessiert es???

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