Nachdenken über einen Brief der Nationalparkverwaltung

Zahlensalat in den Tätigkeitsberichten

Hinweis: Die Fotos auf dieser Seite zeigen den Sicherungsstreifen südwestlich der Eckertalsperre.

In meiner Anfrage zum Sicherungsstreifen war ich einem Irrtum erlegen. Ich dachte, es gäbe im NLP Harz vier Zonen – ähnlich wie im NLP Bayerischer Wald:1Die Entwicklungszone ist im NLP Bayerischer Wald noch einmal in drei Zonen untergliedert. Die Nutzungszone heißt in Bayern Erholungszone.

  1. die Naturzone,
  2. die Naturentwicklungszone,
  3. den Sicherungsstreifen und
  4. die Nutzungszone.

Fälschlicherweise hatte ich angenommen, dass über den Holzeinschlag in der Naturentwicklungszone und im Sicherungsstreifen getrennt Buch geführt wird. Darum hatte ich geschrieben:

“Sie verfügen sicherlich über detaillierte Zahlen. Deshalb bitte ich Sie, den Holzeinschlag für die Borkenkäferbekämpfung im 500 m-Sicherungsstreifen und den für die Waldentwicklung in der Naturentwicklungszone getrennt aufzulisten, so wie Sie es in vorbildlicher Weise noch im Tätigkeitsbericht 2011 gemacht haben!”

Aber ich hatte diesen Tätigkeitsbericht ganz falsch verstanden. Falsch verstanden hatte ich das Folgende:

“Um die Waldbestände der Nachbarn vor Borkenkäferbefall aus dem Nationalpark zu schützen, wird in einem ca. 500 m breiten Grenzstreifen der Käferbefall konsequent saniert – in gefährdeten Lagen, wenn es erforderlich ist, auch über die 500 m hinaus. Insgesamt wurden ca. 3.000 Fm Holz zur Borkenkäferbekämpfung aufgearbeitet. […] Im Rahmen der Waldentwicklung wurden auf der gesamten Nationalparkfläche ca. 155.000 Laubbäume gepflanzt und ca. 50.000 Fm Holz eingeschlagen.”2Tätigkeitsbericht 2011, S. 36

Zwei Zahlen: 3.000 Fm und 50.000 Fm. Und ich dachte fälschlicherweise, die 3.000 Fm seien das Käferholz aus dem Sicherungsstreifen und die 50.000 Fm seien das Käferholz aus der Entwicklungszone. Aber das ist ein Missverständnis.

Im NLP Harz gibt es nur 3 – und nicht 4 – Zonen:3siehe Die Gebietsgliederung des Nationalparks Harz

  1. die Naturzone,
  2. die Naturentwicklungszone und
  3. die Nutzungszone.4Die Nutzungszone (Bergwiesen, Bergheiden, Schwermetallrasen, Siedlungs- und touristische Erholungsbereiche) macht nur 0,7 % der NLP-Fläche aus. Deshalb spielt sie in diesem Artikel keine Rolle.

Die 3.000 Fm sind demnach das Käferholz aus der gesamten Entwicklungszone inklusive Sicherungsstreifen. Und die 50.000 Fm fielen nicht bei der Borkenkäferbekämpfung an, sondern bei der Strukturpflege. Und dieses Strukturpflegeholz fiel in der gesamten Entwicklungszone inklusive Sicherungsstreifen an.  Da in der Naturdynamikzone überhaupt keine Bäume mehr gefällt werden, könnte man auch sagen: Im gesamten NLP wurden bei der Borkenkäferbekämpfung 3.000 und bei der Strukturpflege 50.000 Fm aufgearbeitet. Aussagen über Holzmengen allein im Sicherungsstreifen machen die Tätigkeitsberichte nicht.

Wenn die Tätigkeitsberichte überhaupt differenzieren, dann nur zwischen Holz, das bei der Strukturpflege, und Holz, das bei der Borkenkäferbekämpfung eingeschlagen wird. Mal nennen sie die Menge des Käferholzes, mal die des Strukturpflegeholzes, mal die Gesamtsumme:

JahrBorkenkäferholzStrukturpflegeholzSummeTätigkeitsbericht
2007  140.0002006 / 2007, S. 27
200874.000  2008, S. 25
200931.000  2009, S. 27
20108.000  50.000 2010, S. 30
20113.000  50.000 2011, S. 37
20125.000 50.0002012, S. 38
2013  60.000Brief von NLP-Leiter Pusch vom 18.6.2014
201416.000  2014, S. 31

Wenn Sie meinen, komplizierter und verwirrender ginge es nicht mehr, so irren Sie! Der Tätigkeitsbericht 2006/2007 unterscheidet auch noch zwischen “Holz ‘Kyrill'” (80.000 Fm) und “Käferholz” (60.000 Fm). So als habe das eine mit dem anderen nichts zu tun und als würde Sturmholz nicht deswegen “aufgearbeitet”, um die Ausbreitung des Käfers zu verhindern.

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