Nachdenken über einen Brief der Nationalparkverwaltung

“Das Waldschutzmanagement ist mit den zuständigen Ministerien abgestimmt und wird durch die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt wissenschaftlich begleitet.”
Tätigkeitsbericht 2008, S. 25

Keine Zahlen zum Sicherungsstreifen

Hinweis: Die Fotos auf dieser Seite zeigen den Sicherungsstreifen westlich der Eckertalsperre.

Die folgende Abbildung zur Gebietsgliederung des NLPs zeigt rot schraffiert den 500 m breiten Borkenkäfer-Sicherungsstreifen rund um den Park:

“Hier wird jeder Borkenkäferbefall konsequent saniert, um Schäden an angrenzenden Waldbeständen zu vermeiden.”1Tätigkeitsbericht 2012, S. 38

In meinem Brief hatte ich nach dem Holzeinschlag im Sicherungsstreifen gefragt. Leider kann Frau Bauling nicht sagen, wie viel Holz dort eingeschlagen wird:

“[E]ine klare Abgrenzung der aufgearbeiteten Mengen bezogen auf den Borkenkäfersicherungsstreifen ist [..] nicht darzustellen.”

Auch die Tätigkeitsberichte machen über die Mengen im Sicherungsstreifen keine Aussagen. Sie trennen nicht zwischen Sicherungsstreifen und Entwicklungszone. Der Sicherungsstreifen ist ganz einfach Teil der Entwicklungszone. Wenn folglich in den Tätigkeitsberichten von Borkenkäferholz die Rede ist, ist immer der Einschlag in der gesamten Entwicklungszone gemeint – inklusive Sicherungsstreifen:

“Um die Waldbestände der Nachbarn vor Borkenkäferbefall aus dem Nationalpark zu schützen, wird in einem ca. 500 m breiten Grenzstreifen der Käferbefall konsequent saniert – in gefährdeten Lagen, wenn es erforderlich ist, auch über die 500 m hinaus. Insgesamt wurden ca. 3.000 Fm Holz zur Borkenkäferbekämpfung aufgearbeitet.”2Tätigkeitsbericht 2011, S. 37

“Insgesamt” meint: Entwicklungszone inklusive Sicherungsstreifen. Dass zwischen Entwicklungszone und Sicherungsstreifen nicht unterschieden wird, ist nur konsequent. Denn bekämpft wird der Borkenkäfer in der gesamten Entwicklungszone; nur der Zweck der Bekämpfung ist unterschiedlich:

“In der Naturentwicklungszone wird die Borkenkäferbekämpfung mit abgestufter Intensität durchgeführt. Hier dient sie vor allem dem Schutz zusammenhängender Fichtenkomplexe. Anders im 500 m-Streifen entlang der Außengrenze des Nationalparks: Hier wird jeder Borkenkäferbefall konsequent saniert, um Schäden an angrenzenden Waldbeständen zu vermeiden.”3Tätigkeitsbericht 2012, S. 38

Einmal werden die eigenen Fichten geschützt, das andere Mal die Fichten der Nachbarn. Das Mittel aber ist immer dasselbe: Kahlschläge. Dass in der Entwicklungszone “mit abgestufter Intensität” gekämpft wird, kann man getrost vergessen: “Waldschutzmaßnahmen” haben immer oberste Priorität. Frau Bauling ist höchstpersönlich dafür verantwortlich4siehe Aufgabenbereiche und sie ist von allen vier Fachbereichsleitern des NLP die wichtigste: Sie ist Stellvertreterin des Chefs. “Waldschutz” geht immer vor: Im Zweifel wird nicht der einzelne befallene Baum entnommen, sondern gleich der ganze Bestand abgeräumt. Und so reiht sich ein Kahlschlag an den anderen.

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