Forstwirtschaft zur Wiederaufforstung

Artikel aus dem Kosmos Wald- und Forstlexikon zur Wiederaufforstung

Auf dieser Seite habe ich alle Artikel aus dem Kosmos Wald- und Forstlexikon zusammengestellt, die sich direkt oder indirekt mit Wiederaufforstungen beschäftigen. Das Kosmos Wald- und Forstlexikon wähle ich deswegen, weil es ein anerkanntes Standardwerk der Forstwirtschaft und mittlerweile in der 6. Auflage erschienen ist. Bei einem Buch mit über 1.000 Seiten, das neu 128 € und selbst gebraucht noch 90 € kostet, will das schon etwas heißen. Außerdem waren oder sind die drei Autoren Gerhard Stinglwagner, Ilse Haseder und Reinhold Erlbeck alle beim Bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten beschäftigt und stehen nicht unter dem Verdacht, heimlich Agenten von Greenpeace zu sein oder mit Peter Wohlleben unter einer Decke zu stecken.

Die folgenden Lexikonartikel sind wörtliche Zitate aus der 5. Auflage des Standardwerks aus dem Jahr 2016. Kürzungen sind mit drei Punkten in eckigen Klammern markiert: […] In den Zitaten fehlen aus Gründen der besseren Lesbarkeit die Verweise auf andere Artikel des Lexikons, die im Original mit dem Zeichen “Τ” gekennzeichnet sind. Abkürzungen des Originals wurden ausgeschrieben. Fettdruck und Unterstreichungen entstammen dem Original.

Abtrieb, der […]: Alle Bäume auf einer Bestandsfläche werden in einem Hiebvorgang (Hieb) abgeholzt (abgetrieben, geschlagen). Das Belassen einzelner Überhälter ändert den Charakter des Abtriebs (Kahlschlags) nicht; […]. ((S. 15))

Aufforstung, die: Pflanzung von jungen Bäumen auf freien Flächen zur Walderhaltung bzw. Waldvermehrung. Erfolgt die Aufforstung auf vorher waldfreien Flächen (z. B. Ödland, Abbaugelände, Deponien, v. a. landwirtschaftlich genutzte Flächen), wird sie als „Erst- oder Neu-Aufforstung“ bezeichnet, auch wenn die Flächen früher durch Rodung dem Wald abgerungen worden sind.
Eine „Wieder-Aufforstung“ findet auf einer kahlgeschlagenen Waldfläche (nach Holzernte durch Abtrieb) statt. Wegen des Freiflächenklimas eignen sich für beide Fälle nur robuste Baumarten, wie Fichte und Kiefer, zu denen sich häufig Pionierbaumarten von selbst hinzugesellen. Andere Baumarten, v. a. frostempfindliche wie Eiche, Buche und Tanne werden oft unter dem Schutz eines Teils des Vorbestandes oder eines Vorwaldes gepflanzt. ((S. 50))

Forstunkräuter (auch Ungräser): Sammelbezeichnung für alle Gewächse, die im Wald, v. a. in Verjüngungen und in Kulturen, aber auch an anderen Stellen (z. B. Wege, Gräben) hinderlich sind und die Verwirklichung des Waldbauzieles erschweren. Zu den Forstunkräutern zählen nicht nur Kräuter und Gräser, sondern auch Stauden, Sträucher und Moose. Früher zählten auch alle Weichhölzer (Unhölzer), die die Wirtschaftsbaumarten verdämmten (Lichtentzug und Niederdrücken bei Schnee), zu den Forstunkräutern.

Jungwuchs, der: natürliche Altersstufe, die künstliche […] oder natürliche Verjüngung
[…] vom Zeitpunkt der Entstehung bis zum Abschluss der Nachbesserungen, d. h. bis zum Beginn des Bestandsschlusses, mindestens jedoch bis zu einer durchschnittlichen Höhe von 2 m (Grenze der Überschaubarkeit in Manneshöhe) […] ((S. 468))

Kultur, die: auch Forstkultur; natürliche Altersstufe, durch Kunstverjüngung (Saat oder
Pflanzung) begründeter Jungwuchs (Jungbestand) […] ((S. 526))

Naturverjüngung, die: Bei der Naturverjüngung entsteht – wie im  Urwald – der nachwachsende Wald durch Anflug oder Aufschlag aus dem natürlich
reifenden Samen des Vorbestandes oder von in der Nähe stockenden Samenbäumen […]. Voraussetzungen für eine Naturverjüngung sind geeignete Samenbäume […], ein günstiges Keimbett mit Mineralbodenanschluss für die Keimlinge […], ausreichender
Licht- und Wärmegenuss, keine hemmende Bodenvegetation und ein tragbarer Wildbestand. […] Die Naturverjüngung gelingt am leichtesten, je mehr die örtlichen Verhältnisse den optimalen Bedürfnissen der zu verjüngenden Baumarten entsprechen. […]  Bei der Naturverjüngung sind die verjüngten Baumarten standortgerecht; es entstehen keine Kulturkosten […] Naturverjüngung ist sowohl aus ökologischer wie auch aus ökonomischer Sicht erstrebenswert. […] ((S. 625))

Pflanzung, die: Die Pflanzung ist die übliche Methode der künstlichen Bestandsbegründung (Verjüngung) und zur Ergänzung von Naturverjüngungen. Gepflanzte Bestände haben einen Alters- und Höhenvorsprung vor der Saat, da ein- bis vierjährige Pflanzen verwendet werden. Um das Überleben und Anwachsen der Jungpflanzen zu gewährleisten, ist zu beachten, dass während des Transports von der Baumschule bis zum Pflanzort keine Austrocknung stattfindet (Schutz vor Sonne und Wind) und die richtige Pflanztechnik angewendet wird, da sonst kein guter Bodenschluss der Wurzel zustande kommt. Die Vorteile der Pflanzung liegen u. a. darin, dass mit dem Altersvorsprung ein Höhenvorsprung vor der Konkurrenzvegetation gegeben
ist […] Pflanzenzahl pro ha bei Eiche: 6000 – 8000 ((S. 663))

Pflanz(ungs)schock, der: Durch das Verpflanzen erleiden die meisten Pflanzen einen
Pflanz(ungs)schock, der ihre Entwicklung in den folgenden ein bis zwei Jahren hemmt. ((S. 663))

Pionierbaumarten: Anspruchslose Baumarten, die auf Grund ihrer Eigenschaften (z. B. alljährliche Erzeugung großer Samenmengen, leichte Samenverbreitung durch Wind, ein schnelles Jugendwachstum, frühe Kulmination des Zuwachses, geringe Nährstoffansprüche, Fähigkeit zur intensiven Wurzelbildung, Frostunempfindlichkeit, Anpassung an Klimaextreme der Freifläche (Frost, Trockenheit) in der Lage sind, auch unter ungünstigen Klima- und Bodenbedingungen baumlose Flächen v. a. nach Brand, Kahlschlag oder Windwurf als Vorwald zu besiedeln. Zu den Pinonierbaumarten gehören z. B. Birke, Robinie, Schwarzkiefer, Aspe (Zitterpappel), Erle, Vogelbeere, verschiedene Weidenarten und auch die Lärche. Diese Pionierbaumarten. bilden sogenannte Anfangswälder […] Normalerweise erfolgt eine Weiterentwicklung mit einem Artenwechsel zu einem Zweischichtübergangswald […] mit Pionierbaumarten. in der Oberschicht und schattenertragenden Baumarten in der Unter- und Zwischenschicht. Als Baumarten kommen Zirbe, Fichte, Tanne, Buche, Bergahorn, Spitzahorn sowie Eiche in Frage. Nach dem zweischichtigen Übergangswald folgt ein gemischter Übergangswald mit den vorerwähnten Baumarten in der Oberschicht. Nach Ausscheiden der Pionierbaumarten. bildet sich der klimabedingte Schlusswald; […] ((S. 668)) 

Saat, die: Verfahren der künstlichen Verjüngung, bei dem die Begründung von Waldbeständen durch Aussaat (Freisaat) von Waldsamen erfolgt. […] Für die Saat auf offenen Boden eignen sich die Samen von Eiche, Birke, Kiefer und Tanne besonders gut. […] Wegen hoher Verluste ist das direkte Ausstreuen des sehr teuren Waldsamens recht selten geworden. […] Auf Streifen werden z. B. je Hektar folgende Samenmengen benötigt: ca. 400 bis 500 kg bei Eiche und 100 bis 200 kg bei Buche. […] Heute ist es üblich, den Waldsamen in Baumschulen auszusäen und daraus Forstpflanzen heranzuziehen […]. ((S. 747))

Schlag, der (Schlag-, Einschlags-, Abtriebs-, Hiebsfläche; […]): Fläche, auf der sich die Holzernte (Hieb) vollzieht, aber auch für das Fällen von Bäumen allgemein., wo aber im Gegensatz zu Rodungen die Baumstümpfe belassen werden. ((S. 769))

Schluss, der (Bestand(e)sschluss): Im Dickungsalter treten die jungen Bäume in den Schluss, d. h. sie berühren sich mit den Ästen und treten in Konkurrenz […]. ((S. 775))

Sukzession: Unter Sukzession versteht man die nicht saisonale Abfolge verschiedener Pflanzengesellschaften auf ein und demselben Standort als Reaktion auf die Veränderung von Standortfaktoren […]. ((S. 852))

Traubeneiche: […] Sie verträgt mehr Wärme und Trockenheit, ist sturmfest, jedoch gegen Spätfröste sehr empfindlich. […] ((S. 214))

Vorwald, der: ein zunächst aus raschwüchsigen und anspruchslosen  Pionierbaumarten (z. B. Birke, Erle) entstandener oder angelegter, lichter Wald (Bestand(e)sschutzwald), der die Pflanzen der Hauptbaumarten, die später den eigentlichen Wald bilden, schützt. Er verbessert den Frost- und Strahlenschutz und lässt damit empfindlichere Baumarten gedeihen. Zugleich dient der Vorwald der Regeneration des Bodens. […] ((S. 913))

Waldgefügetypen: Nach Weck entwickelt sich auf Kahl- oder Freiflächen in einer Sukzession über die noch unreifen, ökologisch niederrangigeren Waldstufen Vor-, Zwischen- und Hauptwald ein reifer, höherrangigerer Schlusswald: Vorwald mit Pionierbaumarten, mit raschem Jugendwachstum, geringen Nährstoffansprüchen, Frostunempfindlichkeit und hohem Lichtbedarf […], aber geringer Gesamtwuchsleistung und frühzeitiger Kulmination des Zuwachses. Zwischenwald mit Baumarten des Vorwaldes in der Oberschicht und Schatten ertragenden  Baumarten des Haupt- und Schlusswaldes in der Unterschicht. Hauptwald, der sich unter natürlichen Bedingungen oder bei Aufhören der Plenterung aus einem Zwischenwald entwickelt, der durch lang anhaltendes Wachstum der im Halbschatten unter dem Vorwald aufgewachsenen Bäume gekennzeichnet ist und eine hohe Gesamtwuchsleistung erbringt. Nach Ausscheiden der Pionierbaumarten bildet sich der klimabedingte Schlusswald, in dem die Oberschicht und Zwischenschicht eng zusammenrücken und der schon einen geringeren Zuwachs hat. Wird dieser z. B. durch Feuer (Waldbrand) zerstört, wiederholt sich der ganze Vorgang der natürlichen Bewaldung. ((S. 931))

Windbruch, der: das Abbrechen der Baumstämme eines Waldes bzw. Waldteiles durch den Sturm, im Gegensatz. zum Windwurf ((S. 997))

Windwurf, der: auch Sturmwurf, Windfall, Windschlag, Wulze; das Herausreißen der Bäume aus dem Erdboden mit den Wurzelballen durch den Sturm, im Gegensatz zum Windbruch. Mehrere Bäume, die auf einer Stelle vom Wind umgeworfen wurden, bezeichnete man früher als Windschlag. Windwurf zählt zu den abiotischen Forstschäden.
Die punktuelle Zerstörung durch Sturmereignisse in Wäldern der gemäßigten Klimazonen hat dort zur außerordentlichen Vielfalt von Flora und Fauna entscheidend beigetragen; […]. ((S. 998))

Winterlinde: […] Forstlich spielt die Winterlinde eine größere Rolle als die Sommerlinde,
da sie gegen Spätfröste unempfindlicher ist und geringere Ansprüche hinsichtlich Licht und Wärme stellt. Sie ist gut für den Nebenbestand bei Kiefer und Eiche geeignet. […] ((S. 562))

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