“Waldpflege” im Baldeney-Wald

Vorgeschichte

Von Oktober 2008 bis März 2009 wurden am Nordhang des Baldeney-Sees in der Nähe des Gasthauses Schwarze Lene und  des Jagdhauses Schellenberg sogenannte “Waldpflegemaßnahmen” durchgeführt, die laut Grün-und-Gruga Essen “dringend notwendig” waren. Ziel sei es gewesen, die Wanderwege “verkehrssicher” zu machen, sodass die Wanderer vor “umstürzenden Bäumen” und “herabfallenden Ästen” geschützt seien (zur Verkehrssicherheit siehe meine Kritik am Erholungsdauerwald nach Dubbel). Diese Durchforstung der alten Buchenwälder am Baldeney-See beendete einen jahrelangen Einschlagstopp von Altbuchen, der seit Anfang der 80er Jahre nach Bürgerprotesten gegen Kahlschläge beschlossen worden war.

Karte_Schwarze_Lene

 

Ergebnis der “Waldpflege”

Das Ergebnis der umfangreichen Baumfällungen ist deprimierend: Überall künden Baumstümpfe davon, wie gründlich hier abgeholzt wurde.  Nur noch vereinzelt stehen alte Buchen verloren auf der kahlen Fläche herum. Die Lebensgemeinschaft der Bäume wurde zerstört. Ein geschlossenes Kronendach gibt es nicht mehr. Die Sonne dörrt unbarmherzig den nun schattenlosen Boden aus. Und auch der Wind fegt jetzt ungehindert zwischen die Bäume. Das Waldinnenklima wurde dramatisch geändert.

 

Es steht zu befürchten, dass die verbliebenen Altbuchen durch den Schock des Verlusts ihrer Nachbarn erkranken und so erst zu der Gefahr werden, die man eigentlich verhindern wollte.

Auch im östlich gelegenen Nachbarwald “Zur Korte Klippe” mit einem beliebten Aussichtspunkt über den Baldeney-See wurden alte Bäume gefällt. So entstanden große Lichtungen im einstmals geschlossenen Wald. Auf den Lichtungen wachsen keine neuen Bäume – stattdessen machen sich Brombeere, Brennnessel und Adlerfarn breit. Auch die Stechpalme dehnt sich weiter aus: Während sie in naturnahen Buchenwäldern hier und da vereinzelt auftaucht, bildet sie hier dschungelartig dichte Bestände. Ein schöner Wald ist das nicht – es erinnert ein wenig an einen Friedhof.

 

Nachwort zur Verkehrssicherung

In vielen Forstämtern grassiert eine regelrechte Sicherheitsparanoia. Jeder Baum wird zu einer potentiellen Bedrohung. Dieses völlig überzogene Sicherheitsbedürfnis führt dazu, dass an Autobahnen zu beiden Seiten 30 m breite Sicherheitszonen kahlgeschlagen werden und dass entlang der Wanderwege ein Baum nach dem anderen zum Opfer der Motorsäge wird. Dabei spielt es schon gleich gar keine Rolle mehr, ob der Baum tatsächlich alt und gebrechlich ist. Auch junge Bäume an Wegrändern werden mitterweile gefällt – hier ein Beispiel aus dem Heissiwald:

Sicherheit_01

 

Entscheidend ist, dass an den Wald Sicherheitsmaßstäbe angelegt werden, die in anderen Bereichen nicht gelten: So ist die Gefahr, bei einem Sturm von einem Dachziegel getroffen zu werden ungleich höher als von einem Ast. Und niemand kommt auf die Idee, Radwege an steilen Hängen mit Leitplanken zu sichern. Das Risiko, bei normalem Wetter von umstürzenden Bäumen oder herabfallenden Ästen erschlagen zu werden, ist praktisch gleich null. Absolute Sicherheit gibt es im Leben nicht. Und wer bei Sturm unbedingt in den Wald gehen will, tut das auf eigene Gefahr.