Märzenbecher plattgemacht

Exkurs: Facebook und der Streit um die Rückegassen am Schweineberg – oder: Wie ich den Märzenbecher mit Hilfe von Facebook retten wollte

Ich erfuhr von dem Streit um die Rückegassen am Schweineberg durch die beste Ehefrau von allen. Sie arbeitet in Hameln und brachte mir die DEWEZET mit, in dem der oben erwähnte Zeitungsartikel über die plattgemachten Märzenbecher stand. Mit etwas Phantasie hätte ich viele sinnvolle Dinge tun können. Ich hätte …

  • … zum Schweineberg fahren und mir ein eigenes Bild der Bodenschäden machen,
  • … das Forst- und das Umweltamt anrufen,
  • … Kontakt mit der Hamelner Gruppe des BUND und des NABU aufnehmen und
  • … an der Sitzung des Umweltausschusses teilnehmen können.

Aber ich tat nichts von alledem. Ausreden gibt es immer viele:

  • Hameln ist weit weg!
  • Man kann sich nicht um alles kümmern!
  • Der BUND und der NABU brauchen meine Hilfe nicht!
  • Da mische ich mich nicht ein!

Es ist kein Ruhmesblatt für mich, auf welche Schnapsidee ich schließlich kam: Ich suchte mein Heil in den asozialen Medien. Am 15.1. informierte ich per E-Mail Karl Weber. Seine Facebook-Seite Waldwahrheit mit mehreren tausend Likes hat mich damals noch sehr beeindruckt. Er sollte dort den vermeintlichen Skandal öffentlich machen. Facebook sollte es richten!

Nur einen Tag später veröffentlichte Karl Weber den Text der DEWEZET:

Neun Leute meldeten sich zu Wort und schrieben einen oder maximal zwei Sätze. Warum Frau Escobar meinte, dass alle Spanisch sprechen, entzieht sich meiner Kenntnis. Ralf Hermes lud die vielen tausend Abonnenten von Waldwahrheit nicht ein zur nächsten Versammlung des BUND-Kreisverbands oder zu einer Protestveranstaltung in der Hamelner Innenstadt oder zu einem Sit-in bei der Sitzung des Umweltausschusses. Nein, er verlinkte nur die bereits oben erwähnte Infosammlung. Und Frau Gärtner beschwerte sich nicht über die Förster oder die Forstarbeiter oder die Stadt, sondern über die Paywall der DEWEZET.

25 Leute waren wütend:

Wütend auf wen? Über was? Egal! 22 waren traurig:

Traurig worüber? Auch egal! Und 11 gefiel das:

Was gefiel ihnen? Dass der Märzenbecher plattgemacht wurde? Dass die DEWEZET darüber berichtete? Völlig egal!

Und das war es! Es passierte nicht mehr, als dass 58 Personen Facebook-Smileys anklickten. Was hatte ich denn auch erwartet? Dass Waldwahrheit einen Sturm der Entrüstung auslöst? Dass Umweltaktivisten Baumhäuser auf dem Schweineberg errichten? Aber Facebook führt nicht zu politischen Aktionen; es ersetzt sie. Und warum erwachsene Personen auf Facebook-Smileys klicken, werde ich nie verstehen. Vielleicht denken sie, das Klicken sei politischer Widerstand.

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