Gespräch über die Holzernte am Schweineberg

Fortsetzung – Antworten von Stadtförster Heise

Wie viele Habitatbäume gibt es?

Heise lässt in alten Beständen 7, 8 bis zu 10 Bäume als Habitatbäume stehen. Sie sind mit einem kleinen, ungefähr 10 cm weißen H ausgezeichnet.  Im Weserbergland haben diese alten großen Bäume dann oft 8 und bis zu 10 Fm pro Baum. Dann stehen also 70 – 80 Fm allein an Habitatbäumen in einem Bestand.

Habitatbaum neben Rückegasse in Märzenbecherkernzone

Wie viele Flächen sind aus der Nutzung genommen?

Das Forstamt hat ganze Bestände aus der Nutzung genommen. Sie bleiben als Habitatbereiche stehen. Das Forstamt ist deutlich über dem Schnitt der Betriebe um es herum und liegt mittlerweile bei über 8 %. Wenn man all die Flächen mit dicken Bäumen, die an den Wegen stehen und die nicht genutzt werden, hinzurechnet, kommt der Betrieb leicht auf über 10 %. Diese Bäume an den Wegrändern sind als Überhälter stehen geblieben und wurden schon von den Vorgängern Heises nicht genutzt. Es sind zum Teil 200jährige Buchen. Heise nennt sie “Tabubäume”.

Wenn man vom Parkplatz am Schweineberg zum Info-Pavillon geht, steht links ein solcher Altbestand, der tabu ist. Die Buchen dort sind mittlerweile 180 Jahre alt. In diesem Bestand hat Heise in seiner fast 40jährigen Dienstzeit nur einen einzigen Baum fällen lassen. Er stand in Wegnähe und war abgängig. Der stirbt eben mal, das ist ganz normal, die sind ja in der Zerfallsphase, sagt Heise. Aber in so einem dicht besuchten Bereich darf er so einen Baum aus Sicherheitsgründen nicht stehen lassen. Ihm tut jeder dicke Baum leid, den er fällen muss aus Verkehrssicherungsgründen.

Tabuzone neben dem Informationspavillon am Schweineberg

Warum nehmen Sie nicht noch mehr Flächen aus der Bewirtschaftung?

Die Stadt Hameln verlangt, dass der Forstbetrieb zumindest über mehrere Jahre gesehen kostendeckend arbeitet. Zum Forstbetrieb gehört auch die Unterhaltung von Erholungswald. ((zum Begriff des Erholungswalds siehe Bundeswaldgesetz § 13 (2) )) Den Stadtwald aus der Nutzung zu nehmen, wäre eine Entscheidung der Waldbesitzer: d. h. der Hamelner Bürger. Wenn diese das beschließen würden, würde Heise das selbstverständlich auch umsetzen. Er sagt ganz offen: “Diese Entscheidung wäre für mich deutlich stressfreier!”

Warum fällen sie Buchen, um Esche, Ahorn und Kirsche zu fördern?

Heise ist ein überzeugter Verfechter von Mischbeständen. Mischbaumarten hat er immer gefördert. In Buchenwäldern muss man so viel Licht schaffen, dass Esche, Ahorn und Kirsche – natur- und standortgerechte Laubholzarten – eine Chance haben, auch in der nächsten Generation mitwachsen zu können. Es geht ihm um Mischung mit der Buche, nicht um ihre Verdrängung. Verdrängen kann man die Buche sowieso nicht, weil sie von unten immer wieder nachwächst und sich neu verjüngt. Wenn man die Buche nun nicht mehr antasten würde, dann würde sie über kurz oder lang alles andere, was an Mischbaumarten noch im Bestand steht, überwachsen. Schließlich wachsen Buchen in Deutschland im sogenannten Buchenoptimum, d. h. sie haben optimale Wachstumsbedingungen. ((siehe Wikipedia – Autökologisches Optimum: “Für konkurrenzstarke Arten fallen ihr autökologisches Optimum und ihr Optimum bei interspezifischer Konkurrenz, das synökologische Optimum, oft zusammen.”)) Noch. Noch sind die Bedingungen für Buchen optimal. Aber Heise stellt die Gretchenfrage: “Wissen Sie, ob die Buche nicht irgendwann durch eine klimatische Veränderung Riesenprobleme kriegt?”

Heise macht sich nicht nur Sorgen wegen des Klimawandels, sondern auch wegen Baumkrankheiten und führt zwei beunruhigende Beispiele an:

  1. Hameln hatte einst eine lange, erfolgreiche Ulmentradition. Das Forstamt hatte 50 anerkannte sogenannte Plusbäume; das sind besonders gute Einzelbäume, die der Gewinnung von Saatgut dienen. Sie sind alle leider dem Ulmensterben zum Opfer gefallen.
  2. Jetzt hat das Forstamt das Problem mit der Esche und dem Eschentriebsterben.

Diese zwei Beispiele zeigen, dass man nicht nur mit einer Baumart arbeiten kann, sondern sich breit aufstellen muss. Heise betont aber, dass es standortgerecht sein muss. Das schließt z. B. die Fichte aus, “die sich gerade verabschiedet wegen dem Borkenkäfer und wegen Sturmschäden.”

Warum fördert das Forstamt am Schweineberg nicht die Eiche?

Der Schweineberg ist ein Kalk-Standort. ((siehe nährstoffreiche Muschelkalkböden – Stadtforst Hameln – Ökosystem Wald)) Da kriegt man die Eiche nur mit brachialer Zurückdrängung aller anderen Arten hoch. Die Eiche ist eher beheimatet im Revier Finkenborn, weil dort die Standorte etwas nährstoffärmer sind. ((siehe Grundgestein Keuper – Stadtforst Hameln – Ökosystem Wald)) Dort wird das Forstamt auch die Eiche fördern; zwei Flächen mit Eiche sind jetzt geplant.

Schild zur Geologie des Schweinebergs am Informationspavillon

Wie steht das Forstamt zur Fichte?

Die Fichte ist im Stadtwald wegen der Schäden durch Borkenkäfer und Stürme ein Desaster. ((siehe Pressemitteilungen der Stadt Hameln – “Friederike” richtet große Schäden an 19.1.2018 und Geschichte des Stadtwalds: “2007 kam es durch den Orkan “Kyrill” auch an Hamelns Fichtenbeständen zu starken Sturmschäden.”)) Der Nadelholzanteil ist mittlerweile relativ gering und liegt unter 20 %. Zum Vergleich:15 % Edellaubholz, 12 % Eiche, 56% Buche. ((siehe Wissenswertes zu Hamelns Wald)) Das Forstamt hat unter Heises Leitung viele ha Fichte mit Buche vorangebaut, d. h, dass unter den Schirm der alten Fichten junge Buchen gepflanzt wurden. ((siehe Buchenvoranbau in Hümmel bei Peter Wohlleben))

Heise gibt allerdings folgendes zu bedenken: Ein eigenständiger Betrieb kann ganz ohne Nadelholz nicht wirtschaftlich arbeiten, d. h. ganz ohne Nadelholz macht er Verluste. ((siehe auch Deutschland ist süchtig nach Nadelholz)) Allerdings möchte er keine Reinbestände von Fichte, sondern diese in kleinen Gruppen mit dem Laubwald mischen.

Gibt es Probleme mit Wildverbiss?

Die Rehe hat das Forstamt im Griff. Seit Jahrzehnten werden um die 8 Stück pro 100 ha geschossen. Die Flächen sind überall komplett mit Buchen und Edellaubholz verjüngt.

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