Der Brinkmannswald im Jahr 2019

“Die Tür zum Paradies bleibt versiegelt.
Durch das Wort Risiko.”

Niklas Luhmann

Der Fluch der Verkehrssicherungspflicht

Mit dem Thema habe ich mich vor 5 Jahren nächtelang beschäftigt und einen Aufsatz nach dem anderen gelesen. Heute weiß ich: Das war Blödsinn! Und es gibt einen ganz einfachen Grund dafür: Man kann einen Wald in der Zerfallsphase mit dutzenden Wanderwegen nicht verkehrssicher machen. Kein Förster kann das. Und jeder Förster wird das bestätigen. Wer die Langfassung der Erklärung lesen möchte, dann bitte hier: Prozessschutz und Verkehrssicherung. Ich bedanke mich bei den Förstern Roland Wirtz und Urban Backes. Sie haben mich ernst genommen und es mir erklärt. Das Regionalforstamt Ruhrgebiet hat es nicht getan. Ich kann das verstehen. Höchstwahrscheinlich hätte ich damals nicht zugehört.

Dabei sind noch nicht einmal die Spaziergänger schuld, die kreuz und quer durch den Wald gehen. Es reichen die Spaziergänger auf dem Schrülkampweg und auf der Ripsdörnestraße. Die Buchen sind 40 m hoch und wenn ich verhindern will, dass eine herunterkrachende Buche einen Spaziergänger erschlägt, muss ich 40 m links und rechts von der Straße die Megagefahrenbäume fällen.

umgestürzte Altbuche

Da aber bei einem Buchenwald in der Zerfallsphase alle Buchen Megagefahrenbäume sind oder bald werden, bleibt vom Brinkmannswald nichts übrig. Wenn man dort Ernst macht mit der Verkehrssicherung, sind alle Bäume fällig. Herber hat nicht zu viele Bäume, er hat zu wenig Bäume gefällt. Und das sieht man jetzt auch.

umgestürzte Altbuche direkt am Wanderweg

Wäre ich mit Wirtz und Backes durch den Brinkmannswald gegangen, sie hätten die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen! Überall Megagefahrenbäume! Und die muss Herber fällen. Sonst ist er dran, wenn was passiert. Aber richtig! Aber wenn er die Bäume dann fällt, dann ist er auch der Dumme. Oder wie Wirtz es so schön sagt: “Dann bin ich wieder der Depp!” Denn dann kriegt er es mit den Anwohnern zu tun, die ihre schönen alten Buchen erhalten wollen. Man möchte kein Förster sein!

Megagefahrenbaum direkt an einem Wanderweg nördlich des Fußballplatzes

Wollte man einen Buchenwald in der Zerfallsphase wie den Brinkmannswald mitten in der Stadt erhalten, bräuchte man eine rechtliche Sonderregelung ähnlich wie in einem Nationalpark. Und man bräuchte Warntafeln, Informationsveranstaltungen und womöglich Beamte, die in der Nachbarschaft von Haus zu Haus gehen und über die Gefahren aufklären. Und selbst dann bin ich mir nicht sicher, ob Bürgermeister und Waldbesitzer die Verantwortung übernehmen wollten. Sie hätten vermutlich Angst vor der Schlagzeile: “Kind beim Besuch des Brinkmannswaldes durch abbrechenden Ast verletzt!”.

Megagefahrenbaum direkt am Schrülkampweg

Das Grundproblem ist aber nicht nur die aktuelle Gesetzeslage. Es ist auch unsere völlig falsche Risikoeinschätzung.1siehe dazu das Kapitel “Unter tägliches Risiko” in: Dirk Maxeiner und Michael Miersch, Alles Grün und gut Dafür ein Beispiel: Im NLP Berchtesgaden stirbt kein einziger Wanderer durch umstürzende Bäume. Aber pro Jahr verunglücken am Watzmann 10 Bergsteiger tödlich2persönliche Mitteilung von Prof. Jörg Müller, Vize-Chef des NLP Bayerischer Wald und noch viel häufiger muss die Bergwacht Ramsau Urlauber aus Lebensgefahr retten.3siehe z. B. Bergwacht rettet Urlauber-Paar nach missglückter Überschreitung vom Watzmann-Hocheck Niemand kommt auf die Idee, dass der Weg zum Watzmann verkehrssicher gestaltet werden müsste. Und das Risiko im Brinkmannswald, als Spaziergänger von einen Mountainbikefahrer über den Haufen gefahren zu werden, ist ungleich höher, als von einem Baum erschlagen zu werden.

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