Windwurf nach Durchforstung im Virchow-Wald

WAZ: “Wäldchen bekommt wieder mehr Licht”

Am 16. Februar 2012 erscheint in der WAZ ein bizarrer Bericht von Norbert Jänecke über die Durchforstung im Virchow-Wald. Der Titel: “Wäldchen bekommt wieder Licht“.

Offenbar haben sich Anwohner wie Dr. Gremmler über die “Massenabholzung” beschwert: Herber versucht zu beschwichtigen. Aber “normal” ist an dem “Eingriff” gar nichts: Wie oben dargelegt, ist dieser fast fünfmal so stark wie geplant.

“Forstexperte” Markus Herber scheint die Forsteinrichtung entweder nicht gelesen oder nicht verstanden zu haben: Er will die Eichen auf Kosten der sie “überschattenden” Buchen fördern. Dabei heißt es im Bestandesblatt ausdrücklich: “Stieleiche zurückdrängen”.

Herber verkündet die üblichen Förstermärchen: Die Bäume wachsen zu dicht. Sie haben keinen Platz. Sie stören sich wechselseitig. Sie können sich nicht entfalten. Das Wäldchen ist viel zu dunkel. Es gibt zu viel Schatten und zu wenig Licht. Die Kronen der bedrängten Bäume weisen angeblich Lücken auf. Der Förster muss die Bedränger fällen, damit die Kronen wieder besser werden können.

Wo die “großen Lücken im Kronendach” sein sollen, bleibt Herbers Geheimnis. Die Forsteinrichtung weiß davon nichts. Die Ertragsklassen sowohl der Buche als auch der Eiche sind gut bis sehr gut: Das geht nur mit gesunden Kronen. Auf den Satellitenbildern sieht man denn auch einen dicht geschlossenen Schirm. Gerade deswegen ist der Bestockungsgrad ja mit 1,3 so hoch:

Virchow_WaldKronendach des Virchow-Waldes, Google-Earth-Satellitenbild vom 21.6.2006

Auch zwei Jahre später noch kümmern die Kronen der “freigestellten” Bäume vor sich hin. Wälder sind sensibel: So starke und so schnelle Auflichtungen vertragen sie nicht. Die “Hoffnung”, dass sie sich “wieder besser entfalten”, hat sich nicht erfüllt. Das Wäldchen ist so “vital”, dass es vom Sturm einfach umgepustet wird. Im Gegensatz zu dem direkt nördlich angrenzenden Waldstück, das “ungepflegt” und undurchforstet geblieben ist. Der Schlusssatz von Arentz liest sich wie eine Realsatire: Die Baumfällungen dienten dazu, “wieder eine intakte Waldparzelle auf Jahrzehnte hinaus zu erhalten.“ Dumm gelaufen!

Die Forsteinrichtung ist ehrlicher als das Gequatsche über “Waldpflege”: Es geht um wirtschaftliche Nutzung. Siepmann-Forst wird die gefällten Eichen und Buchen als Kaminholz- und Hackschnitzel verkaufen. Dabei wäre gerade ein ungenutzter Wald sehr wertvoll gewesen: Der Virchow-Wald war “wohl gut 80 Jahre” lang nicht durchforstet worden. Solche ungenutzten Wälder muss man in Deutschland mit der Lupe suchen. Zum Vergleich: Die Naturwaldzellen in NRW sind erst seit 40 Jahren nutzungsfrei. Das “viele Totholz”, das Herber stört und für einen Beweis des “schlechten Zustands” hält, ist ökologisch kostbar und zeigt gerade die Naturnähe des Bestandes an (siehe z. B. die Dokumentation des Rheinland-pfälzischen Umweltministeriums “Alt- und Totholz – voller Leben“).

 

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