Windwurf nach Durchforstung im Virchow-Wald

Durchforstung als Ursache für die Sturmanfälligkeit des Virchow-Waldes

Nach Sturmwürfen weisen Förster in der Regel jegliche Mitschuld an den Schäden weit von sich. Entrüstet bestreiten sie jeden Zusammenhang zwischen vorheriger Durchforstung und den Sturmschäden. Ein schönes Beispiel ist Herr Stefan Klinger, Bereichsleiter der Kommunalen Servicebetriebe in Recklinghausen. Die folgenden Sätze hat ihm vermutlich der verantwortliche Förster, dessen Namen Klinger nicht verrät, selbst diktiert. So sprechen nur Förster (siehe Autoritärer Amtsnarzissmus in Recklinghausen):

“Die verheerenden Wirkungen des Sturmes “Ela” auf mittelalte und alte Laubwaldbestände, unabhängig von Pflegezustand und Maß unmittelbar vorausgegangener Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen, sind nach dem 9.6.2014 hinlänglich offenbar geworden. So nimmt es nicht verwundert (sic!), dass auch der hiesige voll belaubte Bestand bei Windstärke 11 getroffen, weitgehend verwüstet wurde.” (Hervorhebungen von mir)

Förster können das, ohne rot zu werden, behaupten, weil das Gegenteil ihnen nicht bewiesen werden kann. Dazu müsste man zwei ähnliche Wälder in direkter Nachbarschaft vergleichen: der eine “gepflegt”, der andere nicht. Bleibt letzterer vom Sturm verschont, während ersterer umgeworfen wird, ist die Verantwortung klar. Der Förster trägt eine Mitschuld. Leider gibt es fast nie eine solche Vergleichsfläche und der Förster kann die Schuld der “vollen Belaubung” in die Schuhe schieben.

Vergleichsflächen zum Virchow_Wald

Vergleichsflächen zum Virchow-Wald, Google-Earth-Satellitenbild vom 21.6.2006, von mir beschriftet

Im Fall des Virchow-Waldes aber gibt es gleich zwei Vergleichsflächen: Vergleichsfläche 1 liegt nördlich der Straße “Im Stadtgarten” und ist die direkte Fortsetzung des Virchow-Waldes. Die folgenden vier Fotos zeigen den “ungepflegten” Eichen-Buchen-Mischwald:

 

Vergleichsfläche 2 liegt 75 m westlich der Randebrockstraße. Die folgenden Fotos vermitteln einen Eindruck von dem winzigen Stückchen Wildnis direkt gegenüber dem Museum “Quadrat”:

 

 

Beide Vergleichsflächen sind für Förster wie Markus Herber ein Alptraum: Sie wurden seit Jahrzehnten weder “gepflegt” noch “entwickelt”. Die Bäume stehen dicht an dicht. Manche sind schief und krumm. Das Kronendach ist geschlossen, der Waldboden dunkel. Kaum Kräuter, keine Strauchschicht. Für Herber “ein schlechter Zustand”. Grünflächenamtsleiter Arentz würde diese Wäldchen vermutlich für nicht “intakt” und nicht “vital” halten. Komisch nur: In beiden fiel beim Sturm kein einziger Baum um.

Den benachbarten Virchow-Wald dagegen hatten die viel zu starken Durchforstungen des Jahres 2012 destabilisiert. Durch die Baumfällungen erhöhte sich die Windbelastung im Kronenraum. Der Sturm konnte mühelos durch die Lücken im Kronendach greifen und die freigestellten Kronen packen. Diese konnten sich nicht mehr gegenseitig Deckung geben. Hinzu kamen die Schäden an den Wurzeln durch das Anlegen von Rückegassen für den tonnenschweren Forstrückeschlepper:

“Die Analyse von Sturmschäden von 1990 in Hessen (Winterhoff et al. 1995) ergab, dass bei den Buchenbeständen 47% der Schadflächen auf Bestände entfiel, die ein bis zwei Jahre vor dem Orkan durchforstet worden waren.” (Röhrig, Waldbau auf ökologischer Grundlage, 7. Auflage 2006, S. 250)

 

Nach oben
Zurück zur Einleitung
Nächste Seite: Fotos des Virchow-Waldes nach der Räumung der geworfenen Bäume