Halbwahrheiten über das Heizen mit Holz

Gesche Jürgens und die kriminellen Manager

Auch in den nächsten fünf Minuten erfährt Oma Erna nicht, was sie selbst machen kann zum Schutz der Urwälder. Stattdessen lernt sie den nächsten rumänischen Umweltschützer kennen und – nach kriminellen Holzfällern und korrupten Beamten – den nächsten Schurken: die Firma Schweighofer. Es folgt ein Transkript des Films von t = 10 m 49 s bis t = 15 m 30 s:

“Gesche Jürgens trifft Hans Hedrich. Der deutschstämmige Rumäne kämpft sei Jahren gegen das illegale Abholzen in den Wäldern seiner Heimat.

[Hans Hedrich, Umweltorganisation Neuer Weg:] ‘Als Kind hab’ ich in den Wäldern gespielt, hab’ sehr viel Zeit dort verbracht. Ich kann es mir nicht anders vorstellen, als von Wäldern umgeben zu leben und … ja, schließlich und endlich heißt diese Region Transsilvanien, das Land hinter den Wäldern.’

Besonders im Verdacht, illegal gefälltes Holz zu verarbeiten, stand in den letzten Jahren die österreichische Firma Schweighofer, eines der größten Holzunternehmen in Rumänien. Hans Hedrich arbeitete damals mit der Umweltschutzorganisation Enviromental Investigation Agency zusammen. Das Ziel: den illegalen Holzeinschlag nachzuweisen.

[Hans Hedrich, Umweltorganisation Neuer Weg:] ‘Als Umweltschützer war ich mit dabei bei den Recherchen, die dann zu dem sehr belastenden Bericht gegenüber Schweighofer geführt haben. U. a. waren wir an genau dieser Stelle – vor drei Jahren ungefähr – und haben hier dokumentiert, dass diese Schneise illegal geschlagen worden ist. Und wir haben dann auch erfahren, dass die Firma an Holzindustrie Schweighofer geliefert hat. Und somit war praktisch die Beweiskette komplett: Illegales Holz geht an Holzindustrie Schweighofer.’

Mitarbeiter der  Enviromental Investigation Agency gaben sich zudem als Holzlieferanten aus und drehten mit versteckter Kamera bei der Firma.

[Quelle: EIA 2015] ‘Ich würde gern 6.000 statt 3.000 m3 schlagen und brauche eine Abnahmegarantie.’
‘Kein Problem!’
‘Auch, wenn ich offiziell auf 3.000 m3 beschränkt bin und mehr einschlage bis etwa 20.000?’
‘Gerne! Kein Problem!’
‘Wenn ich mehr Holz schlage, kann ich es hierher bringen?’
‘Kein Problem!’

Die Manager des Konzern stimmten zu, den Lieferanten alles abzunehmen. Für die Umweltschützer legen die Aufnahmen nahe: die Rechtmäßigkeit des Holzeinschlags wurde von Schweighofer nicht überprüft.

Gesche Jürgens will sich ein aktuelles Bild vor Ort machen, schauen, ob sich irgendetwas geändert hat. Die Firma Schweighofer besitzt mehrere Sägewerke in Rumänien – allein das Werk in Sebeș verarbeitet fast 1,5 Mio. m3 Holz im Jahr. Auch 124.000 t Pellets werden hier hergestellt. Österreich ist der größte Abnehmer von Holz aus Rumänien, aber auch Deutschland gehört zu den wichtigen Märkten. Ein Manager zeigt Gesche Jürgens die Abläufe der Produktion. Er versichert ihr, die Firma Schweighofer würde sich ständig bemühen, das angebotene Rohholz auf Legalität zu prüfen. Die verdeckt gedrehten Aufnahmen der Umweltschützer sind dem Unternehmen bekannt.

[Dan Banacu, Holzindustrie Schweighofer:] ‘Dieses Video war auch für uns ein Weckruf. Es zeigt uns, dass wir unsere Verfahren überprüfen müssen. Ganz klar haben wir auch vorher keinen illegalen Holzeinschlag unterstützt. Sogar in diesem Video wird das Wort ‘illegal’ nie erwähnt. Aber es hat dazu geführt, dass wir unsere Verfahren sehr ernsthaft kontrolliert haben und auch überprüft haben, wie wir uns darstellen, wie wir unser Geschäft den Menschen gegenüber präsentieren.’

Für die Umweltschützer ein Widerspruch. Wenn sich das Unternehmen tatsächlich nichts vorzuwerfen hat, warum sollte es dann Veränderungen vornehmen? Sicher ist: Die Firma will ihr Image verbessern und hat in ein Kontrollsystem investiert, das den Weg des Holzes nachvollziehen soll.

[Jürgens:] ‘Sie haben mir ziemlich lang und breit erklärt, wie das alles funktioniert. Klar und …  Ja, ich kann auch irgendwie sehen, dass sie das Holz natürlich verfolgen können von dem Ladeplatz zum Werk. Das ist ja irgendwie auch recht – ich würde mal sagen – unkritisch. Was ich halt superspannend finde, ist, dass sie ja einfach fast gar kein Holz sozusagen selber einschlagen auf ihren eigenen Flächen, sondern dass sie halt einfach das Holz zum allerallergrößten Teil von … ja … Drittlieferanten bekommen.

[Hans Hedrich:] ‘Genau. Da schiebst du die Verantwortung auf die anderen. Das machen die auch systematisch. Ist aber genauso, als ob ein Autohändler in Rumänien …. der immer wieder erfährt: ‘Hey, die Autos, die du aus Deutschland hier ankaufst, die sind gestohlen.’ Und dann behauptet der: ‘Du, die, die mir die Autos verkaufen, die haben immer einen schönen Kaufvertrag dabei.'”

Oma Erna lernt in diesem 5-minütigen Filmausschnitt vermutlich folgendes: Kriminelle Holzfäller holzen den rumänischen Urwald ab und kriminelle Manager der Firma Schweighofer kaufen ihnen dieses Holz ab. Oma Erna wird sich wundern, dass es in Rumänien so viele Kriminelle gibt, die offenbar nicht verhaftet werden. Wieder bekommt sie eine “3-Sekunden-Wut” (Nico Semsrott) und sagt: “Da müsste man wirklich mal was machen!” Nur was? Vielleicht nach dem Protestbrief an die rumänische Antikorruptionsbehörde nun einen an die Firma Schweighofer schreiben?

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