Halbwahrheiten über das Heizen mit Holz

Opa Bernhard und die Berichterstattung über Rumänien

Ich möchte den Film einmal nicht aus der Perspektive von Oma Erna betrachten, sondern aus der von Opa Bernhard. Opa Bernhard soll ein kritischer Zeitgenosse sein, der sich für Politik und Wirtschaft interessiert und häufiger die Nachdenkseiten liest. Opa Bernhard hat auch schon ein paar Mal für Greenpeace gespendet. Leider gibt es in seiner Nähe keine Ortsgruppe mit einem Team50Plus, sonst würde er dort gerne mitarbeiten. Neulich hat er bei einem Infostand des BUND unterschrieben, um das Bienensterben zu stoppen. Ich fürchte, auch Opa Bernhard wäre mit der Berichterstattung des Films über Rumänien sehr unzufrieden und hätte einige Fragen und kritische Anmerkungen:

1.
Das Thema ist komplex. Es geht um Urwälder, deren Schutz, staatliche Institutionen in Rumänien, die rumänische Forstwirtschaft, den österreichischen Konzern Schweighofer, Gesetzesverstöße, Umweltschutzorganisationen und deren Aktionen, das FSC-Siegel u. v. a. m. Dafür reichen 10 Minuten nicht, meint Opa Bernhard.

2.
Die Interviews mit den Beteiligten sind alle viel zu kurz. Es werden nur Informationshäppchen angeboten.

3.
Es befremdet Opa Bernhard, dass die schockierenden Bilder riesiger Kahlschläge alle nicht vom ZDF selbst gedreht sind. Sie stammen leider nur von einer einzigen Quelle: der Kampagne Save Paradise Forests der Stiftung EuroNatur.

Diese Filmschnipsel sind viel zu kurz. Warum fährt das ZDF nicht selbst zu den riesigen Kahlschlägen, die es ja angeblich überall in den Karpaten geben soll, und zeigt diese ausführlich? Die zwei Kahlschläge, die Jürgens und das Filmteam selbst besuchen, sind lächerlich klein und eignen sich überhaupt nicht, um die Behauptung riesiger illegaler Kahlschläge zu illustrieren. Opa Bernhard kennt ganz ähnliche Kahlschläge von seinem letzten Sonntagsspaziergang.

vom ZDF gezeigter Kahlschlag

4.
Die Filmemacher lassen Dan Banacu, den Manager von Schweighofer, in aller Ruhe sein vorgefertigtes, auswendig gelerntes Statement abgeben. Das stört Opa Bernhard. Warum zeigt der Film kein Streitgespräch zwischen ihm und Gesche Jürgens? Warum fragt Jürgens ihn nicht persönlich, warum Schweighofer nicht in eigener Verantwortung das Holz einschlägt? Oder nach der Aberkennung des FSC-Siegels? Warum konfrontiert Hans Hedrich den Manager nicht direkt mit seinen Vorwürfen?

5.
Opa Bernhard wundert sich, warum das ZDF mit Jürgens, Sālāgeanu und Hedrich nicht zum rumänischen Innenminister fährt und diesen einmal persönlich fragt, warum die illegalen Kahlschläge nicht von der Polizei verfolgt werden? Warum gehen nicht alle drei zum rumänischen Umweltminister und stellen ihn zur Rede wegen des offenbar ungenügenden Schutzes der Urwälder?

6.
Der Film informiert Opa Bernhard überhaupt nicht darüber, wie die Rumänen selbst die Abholzung ihres Urwalds sehen. Gibt es Kritik in den rumänischen Medien? Stehen die beiden im Film gezeigten Umweltschützer Sālāgeanu und Hedrich allein in ihrem Kampf oder haben sie Verbündete? Wie stark sind die rumänischen Umweltschutzorganisationen? Gibt es sie überhaupt?

7.
Opa Bernhard fragt sich, was zum Teufel das ZDF mit seinen Gebühren macht! Wofür bezahlt das ZDF dem Filmteam eine 1.500 km lange Reise von Mainz zum Schweighofer Werk in Sebeș, wenn alles, was bei den Dreharbeiten herauskommt, schon seit mindestens zwei Jahren bekannt ist? Schon am 7.1.2016 berichtete der Deutschlandfunk: Rumänien – Rodung der letzten Urwälder Europas. Dass in Rumänien die Wälder kahlgeschlagen werden, berichtete der Deutschlandfunk sogar schon 10 Jahre früher, nämlich am 29.12.2005: Ohne Rücksicht auf die Umwelt – Kahlschlag im rumänischen Wald.

Am Ende springe ich für Opa Bernhard ein und schreibe einen Brief an den Zuschauerservice des ZDF. Vier seiner Fragen greife ich auf.

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