Streit um das Klimaschutzgutachten des Wissenschaftlichen Beirats

Im November 2016 veröffentlichte der Wissenschaftlichen Beirats für Waldpolitik (WBW) beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ein Gutachten zum Klimaschutz mit dem langen und umständlichen Namen: Klimaschutz in der Land- und Forstwirtschaft sowie den nachgelagerten Bereichen Ernährung und Holzverwendung. Um Landwirtschaft und Ernährung geht es auch in dem Gutachten, weil ein zweiter Wissenschaftlicher Beirat beteiligt war, nämlich der für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz. ((siehe auch Pressemitteilung, Berlin, 2. September 2016))

Zu dem Teil des Gutachtens, der sich mit Forstwirtschaft und Holzverwendung befasst, gibt es eine kritische Erwiderung von Prof. Dr. Hampicke, die nicht weniger als 8 weitere Professoren und 3 Doktoren unterschrieben haben. Sie trägt den Titel: Laubholz-Irrweg?

Die Erwiderung blieb ihrerseits nicht ohne Kommentar. Prof. Dr. Bauhus vom WBW hat ihn verfasst: Kommentar zum „Laubholz-Irrweg?“

Leider ist der Streit zwischen den prominenten Forstwissenschaftlern nur einer kleinen Gruppe von Personen bekannt: z. B. einigen Mitgliedern des Forstwirtschaftlichen Denkkollektivs ((zum Begriff des Forstwirtschaftlichen Denkkollektivs siehe Frede und die Buchen und das Forstwirtschaftliche Denkkollektiv)) und einigen seinen Gegnern. Ich selbst bin durch Dr. Lutz Fähser, einen der Unterzeichner der Erwiderung “Laubholz-Irrweg?”, auf den Disput aufmerksam gemacht worden.

Durch den offen ausgetragenen Konflikt wird deutlich, dass die Forstwissenschaft in Deutschland kein einheitlicher geschlossener Block ist, der nur eine einzige Meinung vertritt. Es gibt keinen wissenschaftlichen Grundkonsens, der unbezweifelbar und fraglos für alle gilt. Es gibt nicht die klugen wissenschaftlichen Experten auf der einen und die dummen laienhaften Naturschützer auf der anderen Seite. Die Frontlinien verlaufen mitten durch die akademischen Eliten. Dies ist auch wichtig, um den Streit über die Studie Waldvision zwischen dem WBW und dem Freiburger Öko-Institut und der Naturwald-Akademie richtig einzuordnen.