Von Winnetou und Robin Hood – der SPIEGEL-Artikel über die BBIWS

Kritik von Dörte Hansen

Dörte Hansen hat den SPIEGEL-Artikel nicht gelesen. Sie hat ihn folglich auch nicht kritisiert. Trotzdem – in ihrem Buch Altes Land findet sich eine glänzende Kritik an einer Idee, die vermutlich in den Köpfen vieler Mitglieder der BBIWS herumspukte und so aussah:

“Wir müssen in den SPIEGEL [oder in die TAZ, die FAZ, die ZEIT, den STERN, den FOCUS, die TAGESSCHAU usw.]. Dann erfahren die Leser von der BBIWS. Sie sind von unseren guten [oder richtigen, wichtigen, unanzweifelbaren, wissenschaftlichen usw.] Argumenten überzeugt [oder von Peter Wohlleben, Norbert Panek, Knut Sturm usw.] und unterschreiben die Online-Petition. Vielleicht werden sie sogar Mitglied in einer lokalen Bürgerinitiative und treten der BBIWS bei.”

Dörte Hansen kritisiert dieses Hirngespinst am Ende des Kapitels “Bauerntheater”:

“Und das Letzte, das Allerletzte, was er [Dirk] heute gebrauchen konnte, war diese Trantüte, die mit ihrem weißen Transporter breit auf Vera Eckhoffs Hof stand und die Zufahrt zum Obsthof blockierte. Hamburger Kennzeichen, klar. Kapuzenpullover und klobige Schuhe, auch klar. Die Sorte kannte er schon. Noch ein Neuzugang im großen Bauerntheater-Ensemble.
Er gab ihr drei Wochen. Dann würde sie ihm irgendein fair gehandeltes Gebräu in einer hingepfuschten Töpfer-Tasse ohne Henkel anbieten und harmlos fragen: »Was spritzt du da eigentlich so rauf?« Und natürlich wäre das keine Frage, sondern nur der Einstieg in ihre kleine Öko-Predigt, und spätestens nach zehn Minuten würde sie ihr Loblied auf die alten Obst- und Gemüsesorten singen.
Und er, der Bauern-Bimbo, der nicht bis drei zählen konnte und stumpf das böse Gift auf seine armen, armen Bäume spritzte, er sollte sich dann mit der Hand vor die Stirn klatschen und sagen: »Mensch! So habe ich das ja noch gar nicht gesehen! Du hast ja recht! Ich war ein Idiot! Ich stell sofort um auf Demeter!«
Diese Öko-Missionare konnten Boskoop nicht von Jonagold unterscheiden und hatten garantiert noch nie einen verwurmten, schorfigen Finkenwerder Herbstprinz gefressen, sonst wüssten sie, dass diese beschissenen alten Sorten völlig zu Recht ausstarben. Seinetwegen konnten sie ihre Blagen mit Pastinaken und Mangold und Dinkel und all dem alten Zeug füttern, solange er sich den Schrott nicht reinziehen musste und einfach seinen Job machen konnte.
Dirk zum Felde fuhr am weißen Transporter vorbei und schaltete das Sprühgerät ein. Im Rückspiegel sah er die Frau mit der Kapuze im Spritzmittelnebel verschwinden.”

Die Idee ist absurd, dass ein Leser des SPIEGEL-Artikels sich mit der Hand vor die Stirn klatscht und sagt:

“Mensch! So habe ich das ja noch gar nicht gesehen! Die BBIWS hat ja recht! Ich war ein Idiot! Ich unterzeichne gleich die Online-Petition!”

Und ich möchte nicht wissen, wie viele Leser des SPIEGEL, wenn sie den Artikel denn überhaupt beachtet haben, beim Überfliegen dachten: “Trantüten”, “Öko-Predigt”, “Loblied”, “Öko-Missionare”.

Dirk sieht das vermutlich anders.

Nach oben
Zurück zur Einleitung
Nächste Seite: Schluss – Der Misserfolg der Online-Petition