Wie Journalisten den Hambacher Forst erschaffen haben

Einleitung

Irgendwann muss ein Aktivist im Hambacher Forst das erste Baumhaus gebaut haben. Vielleicht fand er es einfach praktisch. So würde er immer vor Ort sein und könnte Alarm schlagen, wenn die Harvester anrücken würden, um den Wald zu roden. Sicherlich hat er nicht geahnt, dass es am Ende 86 Baumhäuser sein würden und dass im September 2018 2.000 Polizisten im Einsatz sein würden, um die Häuser zu räumen. ((Polizei stellt Sinnfrage, Mindener Tageblatt vom 9. Oktober 2018)) Und vermutlich hätte er sich in seinen kühnsten Träumen nicht ausgemalt, dass die Räumung der Baumhäuser wochenlang ein Top-Thema in SPIEGEL und STERN, in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG und in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN sein würde und über das zur Prime-Time in der TAGESSCHAU berichtet werden würde.

Freiheit und Widerstand,Hambacher Forst,NRW

Wie ist dieser Medienhype um den Hambacher Forst entstanden? Das werde ich im ersten Kapitel analysieren mit Hilfe des aktuellen Buchs von Michael Meyen Breaking News: Die Welt im Ausnahmezustand – Wie uns die Medien regieren. Im zweiten Kapitel werde ich ebenfalls mit Hilfe von Meyen einen bemerkenswerten Artikel im SPIEGEL untersuchen. Im Mittelpunkt dieses Artikels mit dem Titel “Sie denken, sie haben gewonnen” steht ein ein Video, das Millionen Menschen auf Facebook angeklickt haben. Darin spielt eine Baumbesetzerin die Hauptrolle, die gerade von zwei Polizisten festgenommen worden ist. In dem Artikel sympathisiert der Autor Volker Weidermann mit der Baumbesetzerin und ihren radikalen und antikapitalistischen Ansichten. Dass dies im durch und durch neoliberalen SPIEGEL der Gipfel der Heuchelei ist, thematisiere ich im dritten Kapitel. Zum Schluss nehme ich selbst kritisch Stellung zu den sonderbaren Ansichten der Baumbesetzerin.

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