Białowieża – Doppelmoral der EU

UNSER INTERVIEW. Professor Szyszko: Es gibt zwei Standards. Der Kampf gegen den Borkenkäfer in Deutschland wird als “rationale Aktivität” bezeichnet.

wPolityce.pl (= In der Politik) vom 16. August 2018

“Im Falle des Urwaldes von Białowieża war es das Ziel, Polen in internationalen Systemen zu demütigen. Man behauptet, dass Polen, obwohl es den Status der im Rahmen des Natura-2000-Programms geschützten Lebensräume und Arten schützen soll, den letzten Urwald in Europa rodet. Im Moment herrscht Schweigen in diesem Thema, aber ich denke, es ist die Ruhe vor dem Sturm. Ich habe die ganze Situation gründlich analysiert und jetzt bereite ich mich darauf vor, die Aktivität im Urwald von Białowieża fortzusetzen, um sie zu retten.”

Das sagte in einem Gespräch mit dem Portal Polityce.pl Prof. Jan Szyszko, ehemaliger Umweltminister.

Polityce.pl: Die deutsche Zeitung “DIE WELT” präsentiert stolz Baumfällungen in Bayern, die mit dem Kampf gegen den Fichtenborkenkäfer zusammenhängen. Sie beschreibt die Arbeit von Harvestern und schreibt, dass jede dieser Maschinen 70 Bäume pro Tag fällen kann. Dies ist wahrscheinlich ein ziemlich interessanter Artikel im Zusammenhang mit der Kritik der Europäischen Kommission an ähnlichen polnischen Aktivitäten im Wald von Białowieża.

Prof. Jan Szyszko: Es gibt zwei Standards. Was in Polen als “Zerstörung von Urwäldern”  bezeichnet wird, wird in Deutschland als “rationale Aktivität” dargestellt. Deutschland ist eine pragmatische Nation. Sie respektiert das Gesetz und kann aus politischen Gründen auch Einfluss auf die Medien nehmen, um ihre Interessen in der Welt zu vertreten. Wovon Sie sprechen, ist ganz normale Praxis. Wenn der Angriff des Borkenkäfers auf die Fichten beginnt, dann müssen Sie die infizierten Bäume sofort entfernen, damit es die nächsten Generationen des Borkenkäfers nicht gibt und damit die nächsten Bäume in Ruhe gelassen werden.

Polityce.pl: Laut dem Zeitungsartikel haben sich die Borkenkäfer zum vierten Mal in Folge vermehrt und mehr als die Hälfte der bayerischen Wälder sind bedroht.

Prof. Jan Szyszko: Daher ist es höchste Zeit, mit der Bekämpfung der Massenvermehrung des Borkenkäfers zu beginnen.

Polityce.pl: Überrascht Sie nicht das Schweigen der Europäischen Kommission und der Umweltschützer in dieser Angelegenheit? In einer ähnlichen Situation im Urwald von Białowieża war es völlig anders. Polen wurde sogar mit Geldstrafen gedroht …

Prof. Jan Szyszko: Ich weiß nicht, wen Sie “Ökologen” nennen, aber diese Interessengruppen führen bestimmte Befehle aus, die jemand befiehlt, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Mir scheint, dass dies eine großartige Arbeit für die polnischen Geheimdienste ist. Im Falle des Urwalds von Białowieża ging es darum, Polen in internationalen Systemen zu demütigen. Man behauptet, dass Polen, obwohl es den Status der im Rahmen des Natura-2000-Programms geschützten Lebensräume und Arten schützen soll, den letzten Urwald in Europa rodet. Im Moment herrscht Schweigen in diesem Thema, aber ich denke, es ist die Ruhe vor dem Sturm. Ich habe die ganze Situation gründlich analysiert und bereite mich im Moment darauf vor, die Aktivität im Wald von Białowieża fortzusetzen, um ihn zu retten. Ich bereite Aktivitäten vor, weil es an der Zeit ist, der Welt zu zeigen, dass das, was beim Urwald von Białowieża passiert ist, gegen das Gesetz der Europäischen Union verstößt und Polen bewusst verunglimpft. Unser Land ist führend im Schutz der Biodiversität der Arten, und der Wald von Białowieża war ein Beispiel dafür.

Polityce.pl: Denken Sie, dass es mehr Aktivitäten im Wald von Bialowieza geben sollte, um ihn zu retten? Sollen die Harvester dorthin zurückkehren und kranke Bäume entfernen?

Prof. Jan Szyszko: Die Harvester arbeiteten dort, wo es notwendig war und notwendig ist. Es ist das sicherste Mittel, um stehende, sterbende Bäume zu ernten. Überall dort, wo ein Harvester nicht eingesetzt werden kann, wird eine individuelle Vorgehensweise mit einer Motorsäge angewandt. In diesem Jahr sollte die Borkenkäfervermehrung im Wald von Bialowieza noch gehemmt sein. Ich weiß nicht, ob das der Fall ist. Ich nehme an, nicht.

Polityce.pl: Wann können wir mit einigen Aktionen von Ihnen bezüglich des Urwalds von Białowieża rechnen?

Prof. Jan Szyszko: Im Moment beschäftige ich mich mit der Klimakonvention und Vorbereitung der Verhandlungsposition auf der COP24 (= UN-Klimakonferenz in Katowice 2018), aber ich denke, dass in naher Zukunft mein Artikel über den Urwald von Białowieża veröffentlicht wird.

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