Herr Wipf nimmt übel

Meine Antwort vom 3.6.2014

 

Sehr geehrter Herr Wipf!

In den kommenden Wochen werden in ganz Deutschland wieder Abi-Zeitungen gedruckt. Und wie in jedem Jahr werden sich Hunderte von Lehrern “persönlich angegriffen”, “verächtlich gemacht” und “verunglimpft” fühlen und die Berichte über ihren Unterricht als “persönliche Abrechnung” empfinden. Und wissen Sie, wann ich mich als Lehrer am meisten aufgeregt habe? Wenn der Bericht unangenehme Wahrheiten über meinen Unterricht enthielt!

Ich weiß nicht, wie Sie sich die “inhaltliche Kritik” an der Forstwirtschaft im Köllnischen Wald vorstellen, ohne Ross und Reiter zu nennen. Soll ich schreiben “Der Förster zerstört die letzten Reste alter Buchenwälder im Köllnischen Wald.”? Oder vielleicht “Das Forstamt zerstört …”? Oder gefällt Ihnen “die Forstwirtschaft”, “der Forstbetriebsplan”, “das Bewirtschaftungskonzept” besser? Soll ich vielleicht schreiben “Auf Anordnung von Herrn Wipf werden …”. Oder sind gar “wir alle” schuld? Irgendwie?

Schirmschlag in den Resten alter Buchenwälder im Köllnischen Wald

Sonderbarerweise haben Sie in der Vergangenheit nie Probleme mit der Nennung des Namens von Herrn Adamiak gehabt, solange dies in der WAZ geschah. Was wäre, wenn nicht ich, sondern die WAZ Förster Adamiak kritisieren oder empörte Leserbriefe über ihn abdrucken würde? Würden Sie dann auch die WAZ auffordern, der Name solle nicht genannt werden?

Es sind nicht anonyme Mächte, die die letzten Reste alter Buchenwälder in Deutschland abholzen. Es sind ganz konkrete Personen, die sich bewusst und freiwillig dazu entschieden haben. Niemand zwingt Förster Adamiak zum Schirmschlagverfahren. Oder Sie etwa? Verbieten Sie ihm, nach dem Lübecker Modell oder der Plenterwaldmethode zu wirtschaften? Würden Sie ihn entlassen, wenn er, ohne Bäume zu fällen, Forstwirtschaft betreiben würde, so wie Peter Wohlleben es in Hümmel vormacht?

Und was die Satire anbelangt: Bitte lesen Sie noch einmal, was Tucholsky darüber geschrieben hat!

Mit freundlichen Grüßen

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