Antrag auf Kahlschlag am Wüstegarten durch Achim Frede

Frede und die Fichten

5,1 ha Fichten will das Forstamt Jesberg “entnehmen”.

“Die anfallenden Massen werden [außerhalb des Ringwalls] mit ca. 1000 Vfm beziffert.” ((Anlage 1 des Antrags, Hervorhebung von F.-J. A.))

Innerhalb des Ringwalls kommen noch einmal ca. 50 – 100 Vfm” hinzu. Revierleiterin Katrin Bartsch wird nach dem “Auszug der Fichte” von 1.500 Fm sprechen, die “‘verschwunden'” sind. ((ImDialog 01/2016, S. 4 f.; zu den Begriffen Vfm (= Vorratsfestmeter) und Fm (= Festmeter) siehe mein Lexikon forstwirtschaftlicher Fachbegriffe))  Die Begründung für die “gewählte Methodik” und für das “relativ zügige und großflächige Vorgehen” liefert Frede. ((Anlage 2 des Antrags, S. 2)) Als fachlicher Leiter des Projekts listet er vier “fachliche Gründe” auf. Der erste lautet:

“die nötige merkliche [..] Aufwertung der beeinträchtigten Flächen und Biotoppotenziale in der verbleibenden Restlaufzeit bis zum Projektende 2018” ((ebd.))

Wer die Flächen “beeinträchtigt”, ist von vornherein klar: Es sind “forstlich eingebrachte, naturferne / nicht standortheimische Fichtenbestände”. ((a. a. O., S. 1)) Diese sind auch schuld daran, dass das “Vorgehen” jetzt “großflächig” sein muss. Denn sie haben das “wertvolle Standortmosaik und seine Potenziale [..] relativ großflächig überprägt”. ((ebd.))

Von Volker Pispers stammt der Satz: “Wenn man weiß, wer der Böse ist, hat der Tag Struktur.” ((siehe Youtube)) Frede weiß, wer der Böse ist: Der Böse ist die Fichte. Sie ist es, die das “wertvolle Standortmosaik” am Wüstegarten “relativ großflächig überprägt, beeinträchtigt oder gar verdämmt”. “Verdämmung” ist ein forstwirtschaftlicher Begriff für “Bedrängung” oder “Unterdrückung”. ((siehe Stinglwagner, Gerhard; Haseder, Ilse; Erlbeck, Reinhold: Kosmos Wald- und Forstlexikon, Stuttgart 52016, S. 902))

Auch der Pflege- und Entwicklungsplan für das Projekt Kellerwald-Region weiß, dass die Fichte der Böse ist.  Denn sie ist “standortfremd”, “nicht standortgerecht”, “gebietsfremd”, “regionsfremd”, “nicht lebensraumtypisch”, “nicht einheimisch” und “nicht heimisch”.  Die Fichte muss “entfernt”, “entnommen”, “zurückgedrängt”, “abgetrieben”, “abgeräumt” und “beseitigt”  werden. ((alle Zitate aus dem Pflege- und Entwicklungsplan für das Projekt Kellerwald-Region, Hungen 2008))

Die kahlgeschlagenen Fichtenbestände sind 30 Jahre alt, wurden also Mitte der 80er Jahre vom Forstamt Jesberg gepflanzt. Selbstverständlich hat das Forstamt das damals alles noch nicht gewusst.

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