Streit zwischen Steuer, Panek und Mergner

Kritik des Leserbriefs von Ulrich Mergner

 

Zur Rolle der Bayerischen Landesregierung

Gegner von Nationalparken sind bundesweit um Argumente nie verlegen und sie argumentieren stets so, wie es ihnen gerade in den Kram passt:

Wenn die Landesregierung gegen einen Nationalpark ist wie in Bayern, spielen die Bürger vor Ort keine Rolle. Kreistags- und Gemeinderatsbeschlüsse sind dann nur “Wünsche” ohne “Legitimation”. Diese “kommunalen Gremien” sind dann nur lästig und mischen sich in Angelegenheiten ein, die sie nichts angehen.

Wenn die Landesregierung dagegen für einen Nationalpark ist, werden die Anwohner vor Ort mobilisiert. Aber hallo! Mit Traktoren und Plakaten und Zeitungsanzeigen und Demonstrationen und Protestveranstaltungen in Gemeindesälen, bei denen die Fetzen fliegen. Dann heißt es plötzlich, die Landesregierung dürfe sich nicht über den Bürgerwillen hinwegsetzen. So wurde 2012 beispielsweise der Nationalpark Teutoburger Wald in Nordrhein-Westfalen zu Fall gebracht. Der ganze Hickhack um den Nationalpark Nordschwarzwald ist ein weiteres Beispiel.

 

Missbrauch mit Zahlen

Der Holzvorrat liegt in den Ebracher Wäldern bei 306 Efm/ha. Damit liegt der Wert 16 % über dem bundesdeutschen Durchschnitt von 264 Efm. [Der durchschnittliche Holzvorrat in deutschen Wäldern beträgt laut Bundeswaldinventur von 2008 330 Vfm/ha. 330 Vfm – 20% = 264 Efm (Eckhard Heuer, Studie bestätigt: Deutsche Wälder sind wichtige Kohlenstoffsenke, in: AFZ Der Wald, 20/2009, S. 1068).] Ein Sprichwort lautet: Unter den Blinden ist der Einäugige König. Das gilt auch für das Forstamt Ebrach: Deutsche Wirtschaftswälder sind generell vorratsarm. Buchen-Urwälder dagegen haben 600 Efm und mehr. Bezeichnenderweise spricht Mergner nicht über den Holzvorrat in seinen beiden Naturwaldzellen Brunnstube und Waldhaus. Der liegt nämlich laut den “welken Erinnerungen eines pensionierten Forstamtsleiter” bei 640 Efm (Georg Sperber und Stephan Thierfelder: Urwälder Deutschlands, München 2. Auflage 2008, S. 51).

Genau dieselben Zahlentricks wendet Mergner beim Totholzvorrat an: Im Vergleich zu den 11,5 Fm des Durchschnitts wirken 23 Fm viel. Im Vergleich zu den “weit über 100 Festmeter” (a. a. O., S. 52) in beiden Naturwaldreservaten ist das beschämend wenig. Und erst recht zu den über 200 Fm Totholz in den Heiligen Hallen oder dem Faulen Ort. Vollends peinlich wird es, wenn Mergner stolz die 6 bzw. 8 Biotopbäume pro Hektar als Beweis für die Wirkung des Naturschutzkonzepts nimmt. Damit bekäme er nicht einmal ein FSC-Zertifikat: Dafür braucht es 10 Biotopbäume (Deutscher FSC-Standard, S. 16).

Mergner behauptet, der Halsbandschnäpper sei auch außerhalb der Naturwaldreservate keine Seltenheit mehr. Vielleicht ist ja in den letzten 10 Jahren ein Wunder geschehen. Denn noch 2001 waren laut Zahlen der “ehemaligen Ikone der Natuschutzbewegung” im Wirtschaftswald bestenfalls 1 Brutpaar pro 10 ha anzutreffen. Im Naturwaldreservat Waldhaus brüteten dagegen 7 Paare pro 10 ha:

Halsbandschnaepper

Vortrag von Dr. Sperber auf dem Seminar “Naturerbe Buchenwälder – Artenvielfalt und Weltnaturerbe” in Ebrach am 22. Oktober 2011, Teil 5, Folie 16

 

Hektische Betriebsamkeit zur Beruhigung des schlechten Gewissens

Auffallend ist das Brimborium, das um das Optimierungskonzept herum veranstaltet wird. Da “laufen Forschungsarbeiten” und “zahlreiche ökologische Forschungsvorhaben”. Da gibt es “erste Ergebnisse”, die natürlich großartig sind. Da werden “gesetzliche und interne Vorgaben” eingehalten und zwar “exakt”. Da finden “regelmäßig … Fortbildungen zu Naturschutzthemen statt”. Und da gibt es ein “waldökologisches Gremium”, das die Betriebsleitung “berät”. Alle diese Maßnahmen kosten sicherlich viel mehr als 30.000 € und damit mehr, als dem Forstamt durch den Nutzungsverzicht der 775 ha des Waldschutzgebiets “Hohe Buchene” an Einnahmen entgeht (siehe Naturschützer reden Tacheles im Zahlenwald, Pressemitteilung des Freundeskreis Nationalpark Steigerwald vom 4. Juni 2014)!

 

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