Streit zwischen Steuer, Panek und Mergner

Forstbetrieb Ebrach setzt auf Optimierungskonzept im Staatswald – Leserbrief von Ulrich Mergner vom 3. Juli 2014

 

Einleitung

Steuer habe “glatt gelogen” und  “Humbug” erzählt. Das Naturschutzkonzept des Forstamts sei “untauglich”. Das kann das Forstamt Ebrach natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Nach dem Vize antwortet nun der Chef persönlich.

 

Leserbrief von Ulrich Mergner vom 3. Juli 2014

In seiner Leserzuschrift vom 19. Juni 2014 geht Herr Panek auf die Waldbewirtschaftungsstrategie des Forstbetriebs Ebrach und auf dessen Naturschutzkonzept ein. Zu folgenden Aussagen und Wertungen bezieht der Forstbetrieb Stellung. Panek schreibt, die Bayerischen Staatsforsten täten so, als „würde ihnen der Wald gehören“, dieser gehöre jedoch „allen steuerzahlenden Bürgern“.

Richtig ist, dass der einzelne Bürger lediglich ideeller Eigentümer des Bayerischen Staatswaldes ist und die Entscheidung über das Eigentum des Freistaats Bayern an die gewählten Volksvertreter im Landtag bzw. an die Staatsregierung abgegeben ist. Das gilt auch für die Bewirtschaftung des Staatswaldes. So hat das Bayerische Kabinett vor zwei Jahren entschieden, dass es im Steigerwald keinen Nationalpark, sondern andere Anreize für eine touristische Entwicklung geben soll. Diese Vorgabe ist für die Bayerischen Staatsforsten und den Forstbetrieb Ebrach bindend. Wenn ein Mitarbeiter diese Entscheidung begrüßt oder eine abweichende Meinung dazu hat, kann er diese im Zuge der freien Meinungsäußerung kund tun, entbindet ihn jedoch nicht vor der Umsetzung des Eigentümerwillens.

Panek schreibt weiter, der umstrittenen Verordnung über ein Schutzgebiet bei Ebrach seien „Beschlüsse der politisch legitimierten, regionalen und örtlichen Gremien (Kreistag Bamberg, Marktgemeinderat Ebrach)“ vorausgegangen. Auch hier ist die Situation eine andere: Bei allem Respekt vor den kommunalen Gremien – die Beschlüsse sind lediglich ein Wunsch und keine Legitimation. Da es sich um Staatswald handelt, sind eher die Beschlüsse des Bayerischen Landtags von Bedeutung. Dieser hat am 4. Juni 2014 die Staatsregierung ausdrücklich aufgefordert, die Wälder im Steigerwald auf der Basis des Trittsteinkonzepts des Forstbetriebs zu bewirtschaften.

Panek wirft dem Forstbetrieb vor, ohne „Rücksicht auf Verluste“ Holz zu nutzen. Auch hier sprechen die nüchternen Fakten eine andere Sprache: Der Holzvorrat hat sich in den letzten Jahren von 270 Erntefestmeter (Inventuren aus den 90er Jahren) auf 306 Erntefestmeter erhöht. Dieser Wert wird weiter steigen. Grund dafür ist die zurückhaltende Holznutzung. Bei einem Zuwachs von 132.000 Erntefestmeter sind auf den bewirtschafteten Flächen lediglich 103.000 Erntefestmeter als Holzeinschlag geplant. Tatsächlich blieben die Nutzungen seit Gründung der Bayerischen Staatsforsten noch deutlich unter diesem Planungsansatz und bewegten sich um die 96.000 Erntefestmeter.

Panek beziffert den für die Totholzanreicherung vorgehaltenen Holzanteil auf „etwa 5 % des betrieblichen Gesamt-Holzeinschlags“. Tatsächlich liegt die jährliche Totholzanreicherung bei 15 bis 20 % des Holzeinschlags. Bei Buche und Eiche reicht sie sogar bis zu 30 %. Dies entspricht bis zu 20.000 Festmeter pro Jahr. Es dürften zu keiner Zeit der fast 900-jährigen Geschichte des Ebracher Forsts derart große Holzmengen im Wald liegengeblieben sein wie heute. Die über 2000 Brennholzkunden sehen dieses Totholz im Übrigen mit sehr begehrlichen Augen, halten sich jedoch strikt an die strengen Vorgaben der Försterinnen und Förster.

Herr Panek bezeichnet das Naturschutzkonzept des Forstbetriebs Ebrach als „untauglich“ und „fachliche Augenwischerei“. Bei einem Vergleich mit anderen Buchenwaldgebieten würde Herr Panek schnell merken, dass das Konzept des Forstbetriebs einen Spitzenplatz in Deutschland einnimmt. Die Forstinventur 2012 belegt, dass das Konzept bereits Wirkung zeigt:

  • der Anteil der Laubbäume ist auf 73 % angestiegen.
  • die Anzahl der Biotopbäume hat sich auf sechs Stück pro Hektar (mittelaltere Wälder: acht Stück/ Hektar) erhöht.
  • der Anteil an liegendem und stehendem Totholz liegt inzwischen bei 23 Festmeter pro Hektar – weit über dem deutschen Durchschnitt in Höhe von 11,5 Festmeter.
  • Die Zahl dicker Buchen und Eichen mit einem Durchmesser auf Brusthöhe über 60 cm hat sich verdoppelt.

Derzeit laufen Forschungsarbeiten, die die Wirkung des Ebracher Naturschutzkonzepts auf die Waldartenvielfalt untersuchen. Erste Ergebnisse bestätigen, dass Arten wieder in Wälder zurückkehren, wenn diese naturschutzorientiert bewirtschaftet werden. Seltene Käferarten, wie der im Zunderschwamm lebenden Schwarzkäfer, kommen inzwischen flächendeckend vor. Außerhalb der Naturwaldreservate gibt es zahlreiche neue Vorkommen der eindrucksvollen Stachelbartpilze. Der auf Baumhöhlen angewiesene Halsbandschnäpper ist schon lange keine Seltenheit mehr. Biotopbäume und Totholz lassen auch in den bewirtschafteten Wäldern die Zahl an Tieren, Pflanzen und Pilzen deutlich ansteigen.

Herr Panek kritisiert, dass der Förster darüber entscheidet, was an Biotopbäumen stehen bleibt. Es stellt sich die Frage, wer sonst diese tagtägliche Abwägungsentscheidung zwischen Nutzen und Schützen treffen soll? Die MitarbeiterInnen des Forstbetriebs halten sich exakt an die gesetzlichen und internen Vorgaben. Regelmäßig finden Fortbildungen zu Naturschutzthemen statt. Der Forstbetrieb unterstützt zahlreiche ökologische Forschungsvorhaben, um neue Erkenntnisse zu gewinnen, wie die Artenvielfalt noch besser zu schützen ist. Ein waldökologisches Gremium berät die Betriebsleitung. Mit dem praktizierten Bewirtschaftungskonzept bringt der Forstbetrieb Ebrach die Interessen aller Bürger am Staatswald unter einen Hut, die des Naturschützers genauso wie die des Erholungssuchenden oder des Sägewerksbesitzers. Es ist ein Kompromiss und im Wesen des Kompromisses liegt stets, dass er nicht eine Anforderung zu Lasten anderer maximiert. In Zeiten zunehmenden Ressourcenbedarfs und steigender gesellschaftlicher Ansprüche an die Wälder soll auch künftig sichergestellt sein, dass niemand ausgesperrt wird. Es obliegt jedoch dem Freistaat Bayern darüber zu entscheiden, ob für den Steigerwald und seine Bewohner ein großflächiges Stilllegungskonzept oder das derzeitige gesellschaftliche Konsenskonzept des Forstbetriebs das bessere ist.

Ulrich Mergner
Forstbetriebsleiter
am Forstbetrieb Ebrach

Zum Original des Leserbriefs geht es hier: Leserbrief Mergner.

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