Faktencheck: Kleine Stilllegungsflächen gut vermittelbar

Einleitung

Im Heft 21 der Zeitung AFZ – Der Wald hat Ulrich Mergner, Leiter des Forstbetriebs Ebrach, 2015 einen Artikel veröffentlicht mit dem Titel “Waldtrittsteine statt Großschutzgebiete”. Viele darin gemachte Behauptungen halten einem Faktencheck nicht stand. Im fünften Teil meiner Artikelserie überprüfe ich Mergners Behauptung, dass Trittsteine politisch besser durchsetzbar seien als Nationalparke.

Kleine Stilllegungsflächen gut vermittelbar?

Mergner behauptet:

“Die Bereitschaft, mehr Holz für die Biodiversität zu belassen, muss vor Ort akzeptiert werden. Die betroffene Bevölkerung muss mitgenommen werden. […] Derzeit ist das Fenster offen für mehr Naturschutz in der Waldwirtschaft. Kleine Stilllegungsflächen sind gut vermittelbar.” ((Waldtrittsteine, S. 22, Hervorhebungen von mir))

Richtig ist:

Auf dem “Großen Bayerischen Waldtag” am 2. August 2013 haben sich die bayerischen Waldbesitzer einstimmig gegen Flächenstilllegungen ausgesprochen. Im Waldpakt, der mit der bayerischen Staatsregierung abgeschlossen wurde, heißt es:

“Multifunktionale Forstwirtschaft auf der gesamten Fläche […] Eine pauschale Stilllegung von Waldflächen ist nicht nachhaltig. […] So wird auch weiterhin die pauschale Flächenstilllegung zur Umsetzung der Biodiversitätsstrategie des Bundes abgelehnt.” ((Waldpakt, S. 2, Hervorhebungen von mir))

Ausdrücklich beziehen sich die Unterzeichner auf den Weißenburger Appell vom 15. Juli 2011, in dem es heißt:

Keine zusätzlichen Nutzungsbeschränkungen in unseren Wäldern! Keine weiteren Flächenstilllegungen in unseren Wäldern.” ((Weißenburger Appell, Hervorhebungen von mir))

In ganz Deutschland wehren sich die kommunalen Waldbesitzer gegen die Flächenstilllegungen. Am 23. November 2015 berichtet die WAZ über ein bundesweites Bürgermeister-Treffen in Burbach:

“Bürgermeister aus ganz Deutschland, die sich derzeit auf Einladung ihres Kollegen Christoph Ewers in Burbach zur Bundestagung des Gemeinsamen Forstausschusses Deutscher Kommunalwald treffen, fordern das Bundesumweltministerium auf, seine Stilllegungspläne zu stoppen.” ((Wald-Kommunen wehren sich gegen Wildnis-Pläne des Bundes, WAZ vom 23. November 2015))

Mergner behauptet:

“Der Gemeinderat wäre stolz auf einen kleinen Nationalpark vor der eigenen Haustür.” ((Waldtrittsteine, S. 22))

In der WAZ steht, was ein Bürgermeister wie Christoph Ewers aus Burbach, einer Gemeinde mit 600 ha Wald, wirklich denkt:

“Weitere Einschränkungen der kommunalen Selbstbestimmung können wir nicht hinnehmen.”

Und der Vorsitzende des Gemeinsamen Forstausschusses Deutscher Kommunalwald, Winfried Manns, meint zu Flächenstilllegungen vor der eigenen Haustür:

“In einer so dicht besiedelten Kulturlandschaft wie Deutschland schaffen Totalreservate gravierende Probleme”

Welche Probleme er meint, steht ebenfalls im WAZ-Artikel: Es geht um “Folgekosten für die Holzindustrie und die Arbeitsplätze im ländlichen Raum”, außerdem wehren sich die Bürgermeister gegen Betretungsverbote und das Verbot, Beeren, Pilze und Holz zu sammeln. Es sind wortwörtlich die gleichen Vorbehalte, die auch gegen den NLP Steigerwald vom Anti-NLP-Verein “Unser Steigerwald” vorgebracht werden.

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