Faktencheck: Altholzinseln

Was macht eine gute Altholzinsel aus?

Wie groß muss eine Altholzinsel mindestens sein? Ein Förster hat vielleicht eine 0,1 ha große Fläche, auf der drei uralte Buchen stehen. In einer der Buchen brütet der Schwarzspecht, eine andere hat eine große Mulmhöhle, bei der dritten ist die Hälfte der Krone abgestorben und mehrere starke Totholzäste ragen in den Himmel. Wäre das eine gute Altholzinsel? Und wie steht es mit der Idee, die Mergner selbst in seinem Artikel “Small is beautiful” aus dem Jahr 2014 präsentiert:

“Wenn 100 Arten gleichmäßig über 10 ha verteilt sind und 10 % der Fläche am Stück aus der Nutzung genommen wird, werden auf der Stilllegungsfläche von 1 ha lediglich 10 Arten geschützt. Wird dagegen der 1 ha in kleine Portionen von 0,1 ha […] aufgeteilt und gleichmäßig über die 10-Hektarfläche verteilt, lassen sich alle 100 Arten schützen. Es ist wie beim Spiel ‘Schiffchen versenken’. Der Stratege verteilt seine Kreuzchen nach der größtmöglichen Effizienz.” ((Ulrich Mergner, Small is beautiful, AFZ – Der Wald 3/2014, S. 8))

Reichen etwa 0,1 ha als Altholzinsel? Und wenn ja, wo genau soll der Förster diese einrichten? Mergner selbst hat übrigens diese Passage ein Jahr später gestrichen. Vielleicht hat er selbst bemerkt, dass Flächen von 0,1 ha auf gar keinen Fall ausreichen. Schon die Metapher vom “Schiffchen versenken” ist ausgesprochen unglücklich: “Treffer! Versenkt!” passt nicht wirklich zum Artenschutz.

Die Autoren Müller ((Markus, nicht Jörg)), Lachat und Bütler wählen einen Trick, um diese Frage zu beantworten. Sie haben nicht etwa Käfer gezählt, sondern Habitatstrukturen. Das sind z. B. Baumhöhlen, Rindenverletzungen, Totäste, abgebrochene Äste, Bruthöhlen, Mulmhöhlen, Risse oder Konsolenpilze wie z. B. der Zunderschwamm. ((Eine Expertin für Habitatstrukturen ist Susanne Winter. In ihrer Dissertation Ermittlung von Struktur-Indikatoren zur Abschätzung des Einflusses forstlicher Bewirtschaftung auf die Biozönosen von Tiefland-Buchenwäldern beschreibt sie ausführlich und mit Fotos 20 davon. Siehe S. 122 ff.)) Je mehr davon, desto besser für die Artenvielfalt – z. B. von Totholzkäfern. Ein Spechtbaum war ein Baum dann, wenn er mindestens eine Spechthöhle hatte. Die folgende Abbildung zeigt einige Habitatstrukturen: ((Rita Bütler, Thibault Lachat, Laurent Larrieu and Yoan Paillet, Habitat trees: key elements for forest biodiversity, in Daniel Kraus und Frank Krumm (Hg.) Integrative approaches as an opportunity for the conservation of forest biodiversity, European Forest Institute 2003, S. 86))

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