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Waldschützer mit Problemen

Problem 1 – Unklare Forderungen der Waldschützer

Was fordert der BUND eigentlich für den Wirtschaftswald? Im BUND-Waldreport 2016 lesen wir dazu:

“Ökologische Mindeststandards der Waldbewirtschaftung („Gute fachliche Praxis in der Forstwirtschaft“), orientiert an einer ökologisch verträglichen Waldbewirtschaftung, müssen definiert und verbindlich in allen Waldgesetzen verankert werden, einschließlich im Bundeswaldgesetz, welches dringend einer Novellierung bedarf. Die Definition von Winkel et. al (2005) bietet hier einen ersten Ausgangspunkt mit 17 Kriterien, unter anderen zu Themen wie Naturverjüngung, Sukzession, Bodenschutz, Walderschließung, Biotopbäumen, Naturschutz im Wirtschaftswald, Waldränder, Einsatz von Pestiziden, Jagd, Reinbeständen, Neophyten, Düngung und dem Verbot von Kahlschlägen.” ((S. 56))

Hallo? Verstehen Sie das? Mindeststandards müssen definiert werden? Ja, welche denn? Warum definiert der BUND sie denn nicht? Wie sehen diese Mindeststandards denn aus? Und was bitteschön ist eine gute fachliche Praxis? Und wer ist dieser Winkel? Soll ich mir jetzt sein Buch kaufen? Um was zu haben? Einen ersten Ausgangspunkt? Warum schreibt der BUND nicht einfach: Das und das und das sind unsere Mindeststandards. Warum sagt er nicht einfach: Gute fachliche Praxis zieht so aus und so und so. Dann würde Klarheit herrschen. So aber herrscht Unklarheit und das ist alles andere als gut für die Praxis der Gruppen vor Ort. Was sollen sie vom lokalen Forstamt fordern? An welchen Maßstäben sollen sie es messen? Wenn ich nicht weiß, was gute fachliche Praxis ist, wie soll ich dann schlechte erkennen?

Nicht nur der BUND hat ein Problem damit, klare Forderungen für die Waldbewirtschaftung aufzustellen. Es fehlt grundsätzlich an Büchern über ökologische Waldwirtschaft, die für Laien verständlich sind: Über das von vielen Waldschützern favorisierte Lübecker Modell gibt es leider kein Buch: weder Knut Sturm, noch Martin Levin, noch Lutz Fähser haben sich diese Mühe gemacht. Peter Wohlleben hat zwar das Buch Der eigene Wald – Privatwald optimal bewirtschaften geschrieben, aber es gibt nur ein einziges Kapitel über Naturschutz und das ist ganze zwei Seiten lang. ((Der eigene Wald …, S. 117 – 119))

Das einzige Buch, auf das ich bislang zurückgreifen konnte und das für Waldschützer eine unerschöpfliche Fundgrube darstellt, trägt bezeichnenderweise den Titel Praxishandbuch – Naturschutz im Buchenwald – Naturschutzziele und Bewirtschaftungsempfehlungen für reife Buchenwälder Norddeutschlands. ((Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft Brandenburg (Hg.), 22016)) Das Buch von Mergner hat genau dasselbe Thema: Es formuliert konkrete Ziele und gibt eine Fülle von Bewirtschaftungsempfehlungen.

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