Der Schneelochweg zum Brocken

Schluss: Warum der Borkenkäfer am Schneeloch nicht bekämpft wird

Der Großkahlschlag am Heinrich-Heine-Weg ist Luftlinie keine 2 km vom Schneelochweg entfernt. Die Fichtenwälder an der Bremer Hütte gehören zur Naturentwicklungszone des Nationalparks, die am Schneelochweg zur Naturdynamikzone (siehe Försterfreundliche Nationalparkgesetzgebung und die Karte Gebietsgliederung). Die Fichtenwälder an der Bremer Hütte wurden nach den Windwürfen durch Kyrill 2007 kahlgeschlagen, die am Schneelochweg überließ man sich selber.

An der Bremer Hütte brettert man mit tonnenschweren Maschinen über den Kahlschlag (siehe Schlammcatchen mit Borkenkäfern), den Schneelochweg dürfen nicht einmal Wanderer gehen.

An der Bremer Hütte bekämpfen Parkchef Andreas Pusch und sein Vize Dr. Hans-Ulrich Kison den Borkenkäfer, am Schneelochweg nicht. An der Bremer Hütte werden Buchen angepflanzt, am Schneelochweg nicht. Warum? Bremer Hütte und Corneliaklippe sind Luftlinie gerade einmal 1,7 km voneinander entfernt. Warum gehören die Fichtenwälder an der Bremer Hütte zur Entwicklungs-, die am Schneelochweg zur Dynamikzone?

Es gibt auf diese Frage eine zynische Antwort: Die Fichten am Schneelochweg ließen sich nicht gewinnbringend fällen. Dafür gibt es mindestens 5 Gründe (zum Folgenden siehe das Merkblatt der Bayerischen Landesforsten zur Holzernte in steilen Hanglagen):

  1. Vor ihrem großflächigen Absterben wuchsen die Fichten am Schneelochweg auf vernässten und schlecht durchlüfteten Böden, die für den Fichtenanbau völlig ungeeignet sind (siehe Verbreitung und Standort der Gemeinen Fichte). Die Fichten wuchsen schlecht, sie waren dünn und ihr Holz war minderwertig.
  2. Waldarbeiter können am Schneeloch nicht arbeiten: Wenn sie den Forstweg verlassen, um mit der Motorsäge Fichten zu fällen, versinken sie bis zu den Waden im Schlamm. Oder sie turnen mit ihrer Motorsäge zwischen Granitblöcken herum, zwischen denen metertiefe Spalten klaffen.
  3. Nicht von ungefähr mündet der alte Forstweg auf 800 Höhenmetern in einer Sackgasse. Offensichtlich war es den Waldarbeitern in der Vergangenheit nicht möglich, den Forstweg weiter hinauf zu bauen: Klippen, Blockfelder und Hangmoore haben das vereitelt.
  4. Der alte Forstweg würde das Gewicht der modernen Forwarder, Harvester und Mobilseilkräne nicht aushalten. Die Maschinen würden bis zu den Achsen im Schlamm und Morast versinken und den Hang herunterrutschen. Für einen modernen Gebirgsharvester hätte zunächst eine neuer Forstweg gebaut werden müssen. Selbst der Forstweg von der Stempelsbuche bis zur Bremer Hütte ist nur für Fahrzeuge bis 5 Tonnen zugelassen. Zum Vergleich: Ein mit Holz vollbeladener Forwarder Logset 5 F, wie er an der Bremer Hütte eingesetzt wird, wiegt vollbeladen 27,5 Tonnen (siehe Eingesetzte Großmaschinen auf dem Kahlschlag).
  5. Ich habe am Schneelochweg keine einzige Rückegasse gesehen. In dem Chaos aus Granitblöcken, Bächen und Mooren kann man diese auch nicht anlegen. Ohne Rückegassen können auch keine Raupenharvester eingesetzt werden.

Eine gewinnbringende Forstwirtschaft war am Schneeloch nicht möglich: Aufarbeitungskosten und Holzerlöse hätten in keinem Verhältnis gestanden. Deshalb wurde der Nordhang des Brockens inklusive Schneeloch am 1.1.1991 als Teil der Naturdynamikzone des Nationalparks Hochharz ausgewiesen (siehe Geschichte des Nationalparks Harz und Verordnung über die Festsetzung des Nationalparks Hochharz §4 Absatz 2 Satz 1).

Hier geht es zum meiner Fotoreportage über den Schneelochweg im Winter.

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