Experten gegen Kahlschläge

Jürgen Huss

Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Huss war zum Zeitpunkt des Workshops seit zwei Jahren als Direktor des Waldbau-Instituts in Freiburg pensioniert. Sein zusammen mit Peter Burschel verfasster “Grundriss des Waldbaus. Ein Leitfaden für Studium und Praxis” ist ein Klassiker der Forstwissenschaft. Der Altmeister hielt keinen eigenen Vortrag, aber er fasste die Diskussionen und Exkursionen zusammen.

40-Tonnen-Holztransporter auf der Ilsetalstraße

Wir erfahren Erstaunliches: Auf der Tagung wurde eine Grundsatzdiskussion geführt:

“Soll – und darf – in einem Nationalpark noch waldbaulich agiert werden oder nicht?” ((Tagungsband, S. 69))

Man merkt Huss seine Verunsicherung an, wenn er “gefallene Bemerkungen” zitiert, die für einen ehemaligen Ordinarius für Waldbau unerhört sind:

  • “Wildnis ist eine Absage an die Arroganz des Menschen.” ((Das Zitat stammt von Aldo Leopold.))
  • “Natur Natur sein lassen.” ((Das Zitat stammt von Hans Bibelriether. Siehe Das Fichtensterben am Lusen.))
  • “Natur darf hier tun, was sie will.”
  • “Der Mensch soll der Natur nicht ins Handwerk pfuschen.”
  • “Gelenkte Waldentwicklung ist noch diskutabel – aber den Wald soll man Wald sein lassen.”
  • “Borkenkäfer vor der Haustür sind nicht der Weltuntergang!”

Huss scheint tatsächlich überrascht gewesen zu sein, “dass ein Teil der Gesellschaft jede Art menschlicher Einflussnahme in Nationalparken strikt ablehnt.” Also so was!

“Demnach sollen die Wälder sich augenblicklich selbst überlassen werden (‘Prozessschutz’), egal, welche ökologischen Folgen das hat (‘Natur darf tun, was sie will’), oder ob mögliche Waldzusammenbrüche andere Bereiche wie zum Beispiel den Tourismus betreffen können.”

Das wäre ja noch schöner, wenn hier jeder machen kann, was er will! Und Touristen packen bei Waldzusammenbrüchen bekanntermaßen sofort die Koffer.

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