Plusminus berichtet über Kahlschläge

Nach Kahlschlag: Forstverwaltung fühlt sich ungerecht behandelt (Aachener Zeitung)

Propaganda funktioniert dann besonders gut, wenn sie von mehreren Akteuren betrieben wird, die scheinbar unabhängig voneinander dieselben Parolen verbreiten (vergleiche Albrecht Müller zu den Strategien zur Meinungsmache auf den Nachdenkseiten). Für den Pressetermin mit der Lokalredaktion der Aachener Zeitung hat die Nationalparkverwaltung gleich 7 – in Worten: sieben – Personen aufgeboten:

  1. Michael Blaschke, Pressesprecher des Landesbetriebs Wald und Holz NRW
  2. Wilhelm Deitermann, stellvertretender Pressesprecher des
    NRW-Umweltministeriums
  3. Elmar Falkenberg, Forstamtsleiter des Nationalparkbezirks Wahlerscheid
  4. Oliver Krischer, Vorsitzender des Fördervereins Nationalpark
  5. Julian Mauerhof, Fachgebietsleiter Biotop- und Wildtier-Management
  6. Dr. Michael Röös, Leiter des Fachgebiets Forschung und Dokumentation im Nationalpark
  7. Prof. Dr. Harry Vereecken, Institut für Bio- und Geowissenschaften des Jülicher Forschungszentrums

(Fehlt eigentlich nur noch der Kölner Erzbischof.) Alle 7 Personen versprechen den Lesern blühende Landschaften am Wüstebach.

“höherer Natürlichkeitsgrad” am Wüstebach in Hollerscheid

 

Professorale Pseudokompetenz

Bei einem solchen Pressetermin darf eines nie fehlen: ein Professor. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, dass Vereecken kein Professor für Forstwirtschaft oder Waldökologie ist. Ebensowenig spielt es eine Rolle, dass dieser Mann bislang zu allem möglichen geforscht hat – unter anderem zur “noninvasiven Messung des Transports von gelösten Substanzen mit Hilfe elektrischer und magnetischer Methoden” –  aber nicht zu Bodenschäden durch Harvester. Hauptsache “Prof. Dr.”! Was bei Walter das Zauberreisig, sind bei Vereecken die Zaubermatratzen! Sie lösen das Gewicht von 20 Tonnen quasi in Luft auf.

“bodenschonende Holzentnahme” am Forsthaus Rothe Kreuz

 

Ganz anders dagegen die Rückepferde! Glaubt man Vereecken, richten sie schlimme Verwüstungen am “Oberboden” an. Wahrscheinlich, weil sie die ganzen “Streuauflagen” wegfressen! Gerhard Ahnert, Vize-Chef des Nationalparks, nennt im WDR-Interview vom 17. August 2013, den wahren Grund, warum im Nationalpark keine Rückepferde zum Einsatz kommen: Bei den großen Holzmengen, die im Nationalpark geschlagen werden, gibt es keine Alternativen zu Harvestern. “Wir spielen schon mal mit Pferden, aber das kann uns die Arbeit nicht abnehmen.”

 

Possenspiel um Humus

Pressesprecher Blaschke versichert, dass die Humusschicht nicht zerstört worden ist.

“unzerstörte Humusschicht” in Pafferscheid

 

Seine 3 Asistenten Röös, Falkenberg und Mauerhof beweisen das auch gleich vor Ort. Man kann es sich bildhaft vorstellen: Alle 3 nehmen eine Handvoll Boden in die Hand, prüfen diesen eingehend von allen Seiten, vielleicht zerreiben sie eine Probe zwischen den Fingerkuppen, schnuppern daran, um dann dem Zeitungsredakteur zu versichern: Alles super!

 

Kronzeuge Fuhrtsbachtal

zerstörter Wildschutzzaun im nördlichen Fuhrtsbachtal

 

Vielleicht gibt es ja zwei Fuhrtsbäche in der Eifel und ich bin am falschen entlang gewandert. Die Bachrenaturierung am Perlen- und Fuhrtsbach, auf die 7 Personen so stolz sind, ist ein einziges Desaster.

Röhrichtwiesen ohne Bäume am südlichen Fuhrtsbach

 

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