Protestbrief an den Leiter des Nationalparks Berchtesgaden

Protestbrief

Am 16. Oktober 2017 habe ich dem Leiter des Nationalparks Berchtesgaden den folgenden Protestbrief geschrieben:

Dr. Roland Baier
Leiter des Nationalparks Berchtesgaden
Nationalparkverwaltung
Doktorberg 6
83471 Berchtesgaden

Kritik nach einem Aufenthalt im Nationalpark

Sehr geehrter Herr Dr. Baier!
Ich bin frühpensionierter Biologielehrer und habe sehr viele deutsche Nationalparks besucht. Über das, was mir dabei Positives und Negatives auffällt, berichte ich in meinen Blog. Anfang Oktober habe ich mit meiner Frau zwei Wochen im Nationalpark Berchtesgaden Urlaub gemacht. Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass mir in Ihrem Nationalpark vieles negativ aufgefallen ist. Ich habe mich sehr geärgert und werde über die Defizite in Zukunft schreiben. Ich möchte Ihnen aber Gelegenheit geben, zu meiner Kritik Stellung zu nehmen. Gerne dürfen Sie auch Teile meines umfangreichen Briefes an andere Abteilungen Ihres Hauses weiterreichen, damit diese dann antworten.

Ich gliedere meine Kritik in folgende Kapitel:
1. Ungenügendes Informationsangebot
2. Großbaustelle Jennerbahn
3. Massentourismus im Nationalpark
4. Kärlinger- und Watzmannhaus
5. Hüttenüberangebot im Nationalpark

zu 1. Ungenügendes Informationsangebot
Im Vorfeld meines Urlaubs hatte ich das Buch „Nationalpark Berchtesgaden – Begegnung mit einem Naturparadies am Königssee“ von Georg Meister aus dem Jahr 1976 gelesen. Ich hoffte, im Haus der Berge einen ähnlich guten Naturführer zu kaufen, der auf dem neuesten Stand ist. Aber es gibt nichts dergleichen. Gar nichts. Bücher wie „Die Pflanzenwelt des Nationalparks Berchtesgaden“ bieten nicht die Informationen, die Meister vor 40 Jahren zusammengetragen hat.
Informationsschilder, die über durchgeführte sogenannte Pflegemaßnahmen informieren, fehlen völlig. Wenn ich beispielsweise wissen will, wann und warum die Fichten am Beginn des Wegs zur Schärtenalm hinter der Haltestelle „Holzlagerplatz“ abgeräumt oder wann und warum die Fichten nördlich der Kührointhütte kahlgeschlagen wurden, muss ich vermutlich in der Verwaltung anrufen. Oder irre ich mich?

zu 2. Großbaustelle Jennerbahn
Ich vermute, es hat von der Nationalparkverwaltung keine Kritik am Ausbau der Jennerbahn gegeben. Es hat vermutlich auch nie Bestrebungen gegeben, das Gebiet um den Jenner nachträglich in den Nationalpark zu integrieren und den Skizirkus abzuschaffen. Sehe ich das richtig?

zu 3. Massentourismus im Nationalpark
Laut SZ vom 22. Mai 2017 sind es 700.000 Touristen, die jährlich über den Königssee fahren. Ich vermute, dass es von der Nationalparkverwaltung keine Kritik am Massentourismus auf dem Königssee gibt, geschweige denn, dass es jemals Bemühungen der Verwaltung gab, die Besuchermassen zu begrenzen. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass Sie überhaupt kein Problem mit der Touristenflut haben. Sehe ich das richtig?

zu 4. Kärlinger- und Watzmannhaus
Das Kärlingerhaus hat von Ende Mai bis Mitte Oktober 13.000 Übernachtungen. 8.000 – 10.000 sind es im Watzmannhaus. Beide Häuser liegen mitten in der Kernzone des Nationalparks. Was soll dieser grobe Unfug? Was hat Bergsteigen mit den Zielen des Nationalparks zu tun?

5. Hüttenüberangebot im Nationalpark
Ob bei der Wanderung zum Hirschbischl, zur Wimbachgrieshütte, zur Kührointalm, zur Fischunkelalm oder zur Blaueishütte – stets hätten meine Frau und ich in mindestens zwei Hütten oder Almen einkehren können. Und stets war es proppenvoll und Bier und Schnaps flossen in Strömen. Wieder meine Frage: Was soll dieser grobe Unfug? Was hat Gastronomie mit den Zielen des Nationalparks zu tun?

Für Antworten noch in diesem Jahr wäre ich Ihnen sehr dankbar.

Mit freundlichen Grüßen
gez. Franz-Josef Adrian

2017 erhalte ich keine Antwort mehr. Am 8.1.2018 erinnere ich brieflich an meine Fragen. Darauf erhalte ich am 6.2.2018 eine Antwort.

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