Naturzerstörung durch den Neubau der Jennerbahn

4. Großoffensive gegen die Natur

Die Internationale Seilbahnrundschau nennt den Neubau der Jennerbahn eine “geplante Großoffensive”. ((Internationale Seilbahn-Rundschau, Deutscher Markt im Visier)) Sie verschweigt, dass mit der “Großoffensive” die Natur angegriffen wird. Die Offensive ist so groß und umfasst  so viele Maßnahmen, dass selbst interessierte Laien schnell den Überblick verlieren. Verwirrung stiften mindestens fünf Dinge:

  1. Drei Seilbahnen
  2. Fehlende Karten
  3. Fachchinesisch
  4. Informationsflut
  5. Planänderungen

zu 1: Drei Seilbahnen

Es geht nicht nur um eine Seilbahn, sondern gleich um drei: Neu gebaut wird nicht nur die Jennerbahn, sondern auch die Jennerwiesenbahn und die Mitterkaserbahn. Um die Verwirrung komplett zu machen, ist die Jennerbahn eine Kabinenbahn mit zwei Teilstrecken und einer Tal-, Mittel- und Bergstation, während die Jennerwiesenbahn eine Sesselbahn ist mit nur einer Teilstrecke ohne Mittelstation. Das Gleiche gilt für die Mitterkaserbahn.

zu 2: Fehlende Karten

Nicht-Ortskundige dürften angesichts fehlender oder mangelhafter Karten und dem Tohuwabohu bei den verschiedenen Seilbahnen verzweifeln. So ist beispielsweise auf den an der Baustelle aufgestellten Desinformationsschildern die Jennerwiesenbahn gar nicht eingezeichnet, dafür aber die Krautkaserbahn. Letztere wird aber gar nicht neu gebaut.

Die einzige im Internet verfügbare Karte des Neubaus stammt vom Planungsbüro Salzmann Ingenieure und sie ist viel zu klein und so grotesk kompliziert, dass man vermutlich ein abgeschlossenes Ingenieurstudium benötigt, um das Chaos bunter Linien, Striche und Punkte zu verstehen. Verständlich wird die Karte erst, wenn man das von Salzmann benutzte Original kennt: Der Pistenplan zeigt in hoher Auflösung die insgesamt sieben Bahn- bzw. Liftanlagen, die neun Abfahrten und den Winterwanderweg vor dem Neubau.

zu 3: Fachchinesisch

Menschen, die nicht skifahren und auch keine Experten für Seilbahnen sind, werden mit dem Fachchinesisch (“kuppelbare Sesselbahn”, “Einseilsesselbahn”) überfordert sein.

zu 4: Informationsfülle

Selbst Einheimische, die sich am Jenner und mit Seilbahnen gut auskennen, werden angesichts der Fülle von Zahlen und technischen, architektonischen und finanziellen Details resignieren und ähnlich wie bei der Tagesschau die Hälfte gleich wieder vergessen haben.

zu 5. Planänderungen

Last but not least scheitert ein Verständnis an den ständigen Änderungen des ursprünglichen Plans. So wurde z. B. bei einem Deal mit dem BN die Lage der Mittelstation verschoben. Außerdem wurden die Gebäude der Tal- und Bergstation verkleinert. ((Berchtesgadener Anzeiger vom 25. August 2016 Mittelstation bleibt nun doch an alter Stelle))

Vermutlich sind die hohen Hürden zum Verständnis gewollt: Der Laie soll nur behalten, dass es “schöner, schneller und komfortabler” wird. ((Berchtesgadener Anzeiger vom 23. Mai 2015 Für 32 Millionen Euro bergauf))

Die wichtigsten Maßnahmen

Ich beschränke mich im Folgenden auf die wichtigsten Maßnahmen, die umgesetzt werden sollen: ((alle Zahlen und Zitate aus der Internationalen Seilbahn-Rundschau, Deutscher Markt im Visier))

  • Die alte Jennerbahn mit 2er-Kabinen wird zusammen mit Tal-, Mittel- und Bergstation abgerissen und durch eine 10er-Kabinenbahn ersetzt. Die Förderleistung wird auf 1.600 Personen pro Stunde verdreifacht. Die Fahrgeschwindigkeit wird verdoppelt
  • Bei der Mittelstation entsteht ein “ausgedehntes Übungsgelände für Kinder”
  • Die bisherige Jennerwiesenbahn wird ebenfalls komplett abgerissen. Die Doppelsesselbahn wird durch eine “kuppelbare 6er Sesselbahn mit Wetterschutzhauben, Sitzheizung und Kindersicherung” ersetzt. Die Piste wird verlegt. Kinder, die auf dem Übungsgelände genug geübt haben, können dann die neue Piste der Jennerwiesenbahn nutzen.
  • Die “Doppelsesselbahn Mittelkaserbahn” wird durch “eine 6er-Sesselbahn ersetzt, die etwas schlichter ausgestattet sein wird.”
  • Tal-, Mittel- und Bergstation der Jennerbahn werden abgerissen und neu gebaut.
  • In die Talstation kommen ein Ski-Depot, ein Shop, ein Restaurant, Büros und eine Tiefgarage.
  • Das Gasthaus bei der Bergstation wird abgerissen und durch ein “aufsehenerregendes Bergrestaurant für 500 Personen mit Seminarräumen und eigenem Trauungsraum für Hochzeiten” ersetzt. Es herrsche “ein großer Bedarf nach Event-Locations für Firmen- oder Familienfeiern”.

Der Berchtesgadener Anzeiger spricht bezeichnenderweise von einem “Mammutprojekt”. ((Berchtesgadener Anzeiger vom 29. Juni 2015 “Wir wollen für einen Wow-Effekt sorgen”)) Wie ein Mammut in einem Porzellanladen zertrampelt das Projekt die Natur am Jenner.

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