Fällen von Douglasien in der Naturzone am Scheuereckriegel

Telefonat mit Herrn Köppl

Eine Woche lang telefoniere ich mir die Finger wund: Wer nicht da ist, ist Herr Köppl. Das ist auch so ein Phänomen, das ich immer wieder beobachte. Man solle doch bitteschön anrufen, in einem persönlichen Gespräche könne man alles klären. Und dann geht nie jemand ans Telefon. Wenn man dann entnervt aufgibt und seinen Bericht eben ohne Rücksprache verfasst, heißt es hinterher: Ja, warum haben sie mich denn nicht angerufen?

Dann nach einer Woche habe ich ihn endlich am anderen Ende der Leitung. Herr Köppl ist ein sehr netter und höflicher Mensch und man kann ihm auch gar keinen Vorwurf machen. Ich schreibe das ohne jede Ironie. Den einzigen Vorwurf, den ich ihm machen könnte, wäre, dass er sich den falschen Arbeitgeber ausgesucht hat. Er ist eben nur Pressesprecher und kann nur das weitergeben, was die Forstdienststellen und die Leitung ihm sagen. Dumm ist nur, dass man ihm fast nichts sagt. Auch das ist so ein Phänomen: Niemand ist verantwortlich. Jeder führt nur Anweisungen oder Gesetze aus. Schuld sind immer die anderen.

Es gibt zwei Fragen, die Köppl mir am Telefon beantworten kann:

  1. Es waren sowohl die Forstdienststelle Scheuereck als auch die von Frauenau für die “Zurücknahme” der Douglasien verantwortlich. Deren Leiter heißen Ingo Brauer und Josef Weghofer, erfahre ich auf der Homepage des NLPs.
  2. Nein, es gibt keine wissenschaftlichen Untersuchungen zum Ausbreitungsverhalten der Douglasie im NLP.

Ob die Douglasie sich also tatsächlich breit macht im NLP, weiß man gar nicht. Man könnte ja auch einfach mal zugucken und abwarten, ob sich das angebliche “Problem” nicht von ganz alleine löst. Aber mit Zugucken und Abwarten haben es Förster nicht so. Bei denen besteht immer gleich “Handlungsbedarf”. Im Wirtschaftswald ist die Douglasie für die Bayerischen Staatsforsten der Heilsbringer:

“Wenn es die Douglasie mit ihren rundum positiven Eigenschaften nicht gäbe, man müsste sie erfinden! Sie passt exzellent in die Abläufe des naturnahen Waldbaus, ist pflegeleicht, widerstandsfähig gegen biotische Gefahren und liefert in kurzer Zeit ein wertvolles Holz.” ((Margret Möges, Ottmar Ruppert und Walter Mergner, Die Douglasie in den Bayerischen Staatsforsten, S. 44, Hervorhebung von mir))

Im Wirtschaftswald hat man überhaupt keine Skrupel, der “Gastbaumart” in Mischbeständen einen Flächenanteil von 20 % einzuräumen. ((a. a. O., S. 45; siehe dazu auch Michael Kunkel, Die aktive Unterpflanzung mit Douglasie)) Im NLP dagegen ist die Douglasie der Teufel in Baumgestalt. Wo sie hinkommt, macht sie alles platt. Weil sie so “verjüngungsfreundlich” ist, überwuchert sie angeblich alles: Buchen, Fichten, Eichen ((siehe die Praxis im Nationalpark Eifel: Fällen von Douglasien in Pafferscheid und Douglasienkahlschlag im Kermeter)) – kein Wald ist vor ihr sicher. Und das Schlimmste: Die Douglasie ist ein “Fremdländer”. ((Anlagenband Arten- und Biotopschutz, S. 50 f.)) Da hat man in Bayern wirklich keine gute Karten.

Auf alle weiteren Fragen weiß Köppl keine Antwort oder er weiß die Antwort, darf sie mir aber nicht sagen.

  • Welches Forstunternehmen hat die Douglasien gefällt?
  • An welches Sägewerk wurde das Holz geliefert?
  • Warum wurde der Einsatz des Harvesters nicht verboten?
  • Warum fand der “Aushieb” der Douglasien erst im Jahr nach der Naturzonenausweisung statt? Man hatte doch 18 Jahre seit der Erweiterung des NLPs 1997 Zeit?
  • Wie häufig wurden bisher am Scheuereckriegel die Douglasien “zürückgenommen”?
  • Was passiert mit der Douglasienverjüngung? Wird man in den kommenden Jahren auch die jungen Douglasien noch “aushauen”?

Eine Antwort auf meine letzte Frage hätte mich ganz besonders interessiert:

  • Warum hat man das Holz nicht einfach liegenlassen? Schließlich brütet im Douglasienholz ja nicht der Borkenkäfer.

Mit all diesen Fragen verweist mich Köppl an seinen Chef persönlich. Das müsse ich mit Herrn Leibl klären. Er werde dessen Sekretärin Frau Scheibelberger Bescheid sagen, damit diese mit mir einen Gesprächstermin vereinbart.

Köppl verschweigt mir ganz bewusst, dass es zu erheblichen Protesten von “schockierten” Wanderern gekommen ist und dass der Bayerwald-Bote darüber am 29. Oktober 2015 einen großen und lesenswerten Bericht veröffentlicht hat. Es ehrt Christina Hackl, dass sie “fremdländisch” in Anführungszeichen setzt:

Douglasie_Nationalpark

Dass er den obigen Zeitungsbericht verschweigt – auch das kann man Herrn Köppl nicht wirklich zum Vorwurf machen. Er wird dafür bezahlt, den NLP in einem möglichst guten Licht darzustellen.

Nach oben
Zurück zur Einleitung
Nächste Seite: Le parc, c’est moi!