Artenvielfalt auf belassenen Borkenkäferflächen

Vögel

Drei Vogelarten, die allesamt auf der Roten Liste Bayerns als gefährdet stehen, profitieren von den totholzreichen Windwürfen und Borkenkäferflächen: Baumpieper, Wiesenpieper und der der Gartenrotschwanz. Alle drei brauchen abgestorbene Altbäume. Mit lebenden wissen sie nichts anzufangen. ((Schlüsselwerte, S. 26)) Die Revierangaben gelten jeweils für 10 ha Fläche mit abgestorbenen Altbäumen; in Klammern die jeweils deutlich niedrigeren Werte für Flächen mit lebenden Altbäumen:

Anthus trivialis vogelartinfo chris romeiks CHR4025
Baumpieper (Anthus trivialis) 6,3 Reviere (1,6)

Heipiplerke (Anthus pratensis)
Wiesenpieper (Anthus pratensis), 0,8 Reviere (0)

Phoenicurus phoenicurus male(ThKraft)
Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus), 4,2 Reviere (0,4)

Die Bestände aller drei Vögel sind außerhalb des NLP rückläufig: die der beiden Pieper haben sich von 1994 – 2009 halbiert, die des Gartenrotschwanz haben von 1975 – 1999 zwischen 20 und 50 % abgenommen. ((Schlüsselwerte, S. 26))

Auf den nicht geräumten Borkenkäferflächen beträgt das Totholzvolumen im Schnitt 300 m3/ha. ((Schlüsselwerte, S. 53)) Deshalb treten höhlenbrütende Vögel deutlich häufiger dort auf, wo die alten Bäume abgestorben sind. Der statistisch berechnete Schwellenwert für Totholz liegt für Höhlenbrüter bei sehr hohen 141 m3/ha.

Höhlen kommen auf den Prozessschutzflächen deutlich häufiger vor als auf den Managementflächen mit Borkenkäferbekämpfung. ((Schlüsselwerte, S. 45)) 4 Höhlenbäume pro ha sind der Schwellenwert:

“Darüber, also ab 5 Höhlenbäumen, verdoppelt sich die Zahl der Vogelarten mit Bruten in Baumhöhlen. Das gilt sowohl für die Arten als auch für die Individuen.” ((Schlüsselwerte, S. 53, Hervorhebung von mir))

Die bekanntesten Höhlenbrüter sind zweifelsohne die Spechte: im NLP bauen Bunt-, Dreizehen- und Schwarzspecht nicht nur für sich Höhlen, sondern auch für zahlreiche Nachmieter: Kleiber, Kohl- und Blaumeise, Trauerschnäpper, Sperlingskauz, Hohltaube und Sperlings- und Rauhfußkauz.

Es ist v. a. der Dreizehenspecht, der als “Charaktervogel fichtendominierter, totholzreicher Bergwälder” gilt:

“Als Holzkäferspezialist sucht er Käferlarven und -puppen, bevorzugt an frisch absterbenden Fichten. … Das Männchen ziert eine gelbe Kopfplatte.” ((Schlüsselwerte, S. 96))

Picchio tridattilo (Picoides tridactylus)
Dreizehenspecht (Picoides tridactylus)

Die Höhlen des Dreizehenspechts werden in der Folge dann u. a. von der kleinsten Eule Mitteleuropas, dem Sperlingskauz, genutzt. ((Schlüsselwerte, Abbildung 62 auf S. 46)) “Der Sperlingskauz ist ein ausgesprochener Kleinvogeljäger.” ((Schlüsselwerte, S. 97))

Glaucidium passerinum 20110413
Sperlingskauz (Glaucidium passerinum)

Der Beitrag von “[w] wie wissen” über das “Experiment Borkenkäfer” zeigt eine Weidenmeise auf einer Borkenkäferfläche, die ihre Nisthöhle in eine morsche Fichte gezimmert hat. Sie profitiert von “einer grundsätzlich geringeren Durchforstung und Waldpflege”. ((Bestand der Weidenmeise))

Poecile Montanus Kittila 20120307
Weidenmeise (Poecile montanus)

Mitte der 1920er Jahre hatten Jäger den Habichtskauz im Bayerischen Wald ausgerottet. Der NLP hat ihn erfolgreich wieder angesiedelt. Die oben erwähnte Dokumentation zeigt ihn am Rand einer Borkenkäferfläche.

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Habichtskauz (Strix uralensis)

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