Winterwanderung zum Rachel

3. Sechs Eigenschaften von frühsukzessionalen Waldökosystemen

A. Umweltbedingungen

Nach dem Absterben der Altfichten am Rachel herrschen dort nun völlig veränderte Umweltbedingungen: Ohne das Schatten spendende Kronendach sind die Hochlagen  verstärkt dem direkten Sonnenlicht ausgesetzt. Die Unterschiede zwischen den Spitzentemperaturen werden größer: Am Tag ist es wärmer, in der Nacht kälter. Der Wind wird nicht mehr abgebremst. Der Wind und Sonne ungeschützt ausgesetzte Boden trocknet schneller aus. Alle diese Umweltfaktoren haben dramatische Auswirkungen auf die Pflanzenwelt: Gräser, Kräuter und Sträucher, die die pralle Sonne und trockenen Boden vertragen, besiedeln die neu geschaffenen Lebensräume: Beispiele sind Himbeeren, das Schmalblättrige Weidenröschen oder der Blaue Eisenhut. ((siehe die Abbildung 1 in Simon Thorn, Hans Jehl und Anton Fischer, Windwürfe – Katastrophe oder Motor der Walderneuerung))

B. Überlebende

Borkenkäfer hinterlassen keine leblose Wüste. Schaut man genauer hin, so entdeckt man z. B. überall alte Fichten, die resistent waren und seit 20 Jahren allen Wetterextremen trotzig standhalten. Viele sind reich mit Zapfen behängt, so dass von ihnen aus die Wiederbesiedlung der Flächen ausgeht. Zu den Überlebenden zählen auch viele Moose, Kräuter und Flechten. Letztere hat Johannes Bradtka 2010 im NLP untersucht und am Rachel und weiter östlich davon am Plattenhausriegel auf der Borke uralter Fichten viele Flechtenarten entdeckt, die in Wirtschaftswäldern hochgradig gefährdet, wenn nicht ausgestorben sind. ((Baumbewohnende Flechten als Zeiger für Prozessschutz und ökologische Kontinuität im NLP Bayerischer Wald, S. 54)) Als Beispiel sei hier das Hexenhaar (Alectoria sarmentosa) gezeigt:

Alectoria sarmentosa Hollinger

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