Plenterwald von Langula

Ökologisches Defizit: Totholzmangel

Auch der Plenterwald ist ein Wirtschaftswald. Wie in jedem Wirtschaftswald fehlt die Alters– und die Zerfallsphase. Erreicht eine Buche eine Brusthöhe von 60 cm Durchmesser, wird sie gefällt. Deswegen fehlen Biotopbäume für Waldfledermäuse, Spechte, Moose, Pilze und Käfer (siehe Totholzkäfer im Schäferheld und Vögel im Totalreservat Schattiner Zuschlag). Der Totholzanteil in den thüringischen Plenterwäldern ist sehr niedrig: nur 11,5 m3 starkes und 6 m3 schwaches Totholz. Der Anteil von Totholz mit einem Volumen größer 0,5 m3 beträgt nur 8 % (Hessenmöller, S. 5).

Die Homepage des Nationalparks Hainich nennt für das Revier Langula sogar nur 6 m3 Totholz und behauptet, dass davon 50 % auf Wurzelstöcke entfallen. Revierleiter Biehl widerspricht: Der Wald ist mit 408 Vfm/ha sehr vorratsreich und hat einen zu hohen Anteil an dicken alten Bäumen (siehe oben). Man “rennt” dem Starkholz regelrecht “hinterher” und kann gar nicht so schnell alte Buchen fällen, wie diese durch Pilzbefall entwertet werden. So kommt es, dass “viele Starkbuchen mit Habitatmerkmalen (Spechtlöcher, Kronenabrüchen, Rindenspalten mit Fäule, Pilzkonsolen etc.) stehen bleiben und sich selbst überlassen bleiben” (Email von Andreas Biehl vom 20. Mai 2014).

liegender Totholzbaum im Brunstal im Nationalpark Hainich

 

Zum Vergleich: Im seit 40 Jahren unbewirtschafteten Weberstedter Holz im Nationalpark Hainich beträgt der Totholzanteil 62 m3 (siehe dazu Totholzvorrat im Nationalpark Hainich).

stehender Totholzbaum im Brunstal im Nationalpark Hainich

 

Förster Peter Wohlleben erklärt, warum Forstbetriebe ein Problem insbesondere mit stehenden Totholzbäumen haben: “Denn laut Unfallverhütungsvorschrift darf ein Waldarbeiter nur im Abstand einer Baumlänge von umsturzgefährdeten Exemplaren arbeiten. … So kam vor wenigen Jahren im Westerwald ein Arbeiter ums Leben, als er eine Eiche fällte. Diese war kerngesund, der Forstwirt hatte die Säge korrekt angesetzt und der Baum fiel in die angepeilte Richtung. Als der Stamm aufschlug, gab es im Waldboden eine Erschütterung, worauf ein zehn Meter entfernt stehender toter Stamm ebenfalls umkippte – genau auf den Waldarbeiter” (Peter Wohlleben, Der Wald – Ein Nachruf, München 2013, S. 161).

Deshalb brauchen wir neben vorbildlich bewirtschafteten Wäldern wie dem Plenterwald in Langula auch Buchennationalparks wie den Hainich.

 

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