Plenterwald bei Kammerforst

Einleitung

Südlich von Kammersforst steht im Bechstedter Grund ein schöner alter Plenterwald. Er grenzt direkt an den Nationalpark Hainich an und ist einen Umweg wert. Im Oktober 2013 wurden dort alte Buchen gefällt. Die Seite ist gegliedert in zwei Abschnitte:

Anfahrt und Wanderweg

Parken kann man auf dem Parkplatz “Am Obergut” neben dem Nationalpark-Informationszentrum in Kammerforst. Dann wandert man auf dem “Betteleichenweg” zum Kammerforster Holz. Wo der Betteleichenweg links in den Nationalpark abzweigt, wandert man auf dem mit einem roten Punkt oder Quadrat auf weißem Grund in den Bechstedter Grund. Später kann man seine Wanderung auf dem Betteleichenweg fortsetzen.

 

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Plenterwald im Bechstedter Grund

Eigentümer des Plenterwalds ist die Laubgenossenschaft Kammersforst. In deren Auftrag verwaltet Revierförster Herbert Lauberbach den Wald. Herr Lauterbach war so freundlich, mir Ende Oktober 2013 am Telefon ausführlich auf meine Fragen zu antworten.

Der Holzvorrat des Buchenwalds beträgt ungefähr 380 Vfm/ha (siehe die Zahlenangaben auf der Homepage des Thüringer Forstamt Hainich-Werratal im Abschnitt “Baumartenverteilung”). Das ist für Wirtschaftswälder ein vergleichsweise hoher Wert. Der durchschnittliche Holzvorrat in deutschen Wäldern beträgt laut Bundeswaldinventur von 2008 gerade einmal 330 Vfm/ha (Eckhard Heuer, Studie bestätigt: Deutsche Wälder sind wichtige Kohlenstoffsenke, in: AFZ Der Wald, 20/2009, S. 1068). In intensiv ausgebeuteten Buchenwäldern wie z. B. im Solling ist der Holzvorrat laut Messung von Greenpeace mit nur 301 Vfm/ha sogar noch geringer (“Ein neues Wildnisgebiet im Bürgerwald Niedersachsens”, S. 26).

Kennzeichen von Plenterwäldern ist, dass sie aus ungleichaltrigen Bäumen  und mehren Baumschichten bestehen. Im Bechstedter Grund sind Unter-, Zwischen- und Oberstand gut zu unterscheiden. Der Unterstand besteht aus der bis zu 2 m hohen Kultur junger Bäumchen, die aus Naturverjüngung hervorgegangen sind – meist Buche, Ahorn und Esche. Der Zwischenstand ist gemischt aus Jungwuchs, Jungbestand und Stangenholz. Im Oberstand wachsen das Baumholz und der Altbestand.

Die Holznutzung erfolgt nach der klassichen Plenterwaldnutzung:  Zuerst werden immer die dicksten und die schlechtesten Bäume geerntet. Die guten Bäume erhalten Zeit, dicker und wertvoller zu werden. Ziel ist es, starkes und wertvolles Holz zu ernten. Buchen werden ab einem Zieldurchmesser von 60 cm BHD geerntet. Die im Oktober 2013 geschlagenen Buchen waren häufig noch dicker: bis zu 70 oder sogar 80 cm BHD. Neben erntereifen Buchen aus dem Altbestand wurde auch schlecht gewachsenes Baumholz gefällt.

Der Hiebsatz beträgt 7 Fm pro Jahr und Hektar. Der Zuwachs ist mit ungefähr 8-9 Fm pro Jahr und Hektar etwas höher. So kommt es zu einem leichten Vorratsaufbau.

Man setzt ausschließlich auf natürliche Verjüngung. Gut verjüngt sich die Buche. Die Edellaubhölzer (Esche, Ahorn, Elsbeere, Kirsche, Eiche) werden leider zu 80-90% verbissen. Die Reh- und Dammwildpopulationen sind zu hoch. Sie werden von den privaten Jagdgenossenschaften nicht effektiv genug bejagt.

Der Wald ist wie die meisten in Thüringen PEFC-zertifiziert. Der Wald und die Holzernte in ihm würde sicherlich auch FSC-Kriterien genügen, aber das Zertifikat ist ungleich teurer.

Vergleich mit einem Buchenwald in Niedersachsen

Der Buchenwald im Harrl liegt in der Nähe der Kleinstadt Bückeburg im Westen Niedersachsens. Er wird intensiv im Schirmschlagverfahren bewirtschaftet und unterscheidet sich grundlegend vom Kammerforster Plenterwald:

  • Er ist ein Altersklassenwald. Alle Buchen haben dasselbe Alter.
  • Der Wald ist einschichtig und besteht nur aus Oberstand.
  • Der BHD der Altbuchen beträgt höchstens 55 cm.
  • Der Wald ist extrem holzarm.

Auch in diesem Wald wurden im Oktober 2013 Buchen gefällt. Sie waren allerdings mit 50 cm BHD wesentlich dünner als in Kammerforst.

Link: Buchenzentrum Mühlhausen

Auf der Homepage des Vereins “Buchenzentrums Mühlhausen” kann man sich ausgiebig über Buchen- und über Plenterwälder informieren.