Der BN und die Kahlschläge im Nationalpark Bayerischer Wald

In meinem letzten Aufsatz über 12 Strategien der PR-Arbeit im Nationalpark hatte ich mich über den Bund Naturschutz gewundert: Dessen Vorsitzender Hubert Weiger gehörte 2012 nicht zu den Unterzeichnern eines Offenen Briefs, den namhafte Naturschützer an Umweltminister Huber schrieben. Sie protestierten darin gegen die Kahlschläge im Nationalpark Bayerischer Wald. Ich äußerte den Verdacht, dass die Freundschaft zwischen Hubert Weiger und Karl Friedrich Sinner, dem ehemaligen Leiter des Nationalparks, der Grund sein könnte.

WeigerProf. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des BN

Ich habe in den Pressemitteilungen gestöbert, die auf der Homepage des BN zum Thema “Wald” archiviert sind. Und siehe da: Es gibt doch eine Pressemitteilung, in der der BN offiziell gegen die Kahlschläge protestiert. Sie datiert vom 27. Oktober 2009 und trägt den Titel “Massive Schäden durch Borkenkäferbekämpfung“. Ich möchte dazu folgende vier Dinge anmerken:

  • In den Jahren 2009 bis 2014 hat der BN 108 Pressemitteilungen zum Thema “Wald” veröffentlicht. Davon drehen sich 2 – in Worten: zwei – um den Nationalpark Bayerischer Wald. Die eine ist die schon genannte vom 27. Oktober 2009. Die andere stammt vom 13. September 2010 und ist eine peinliche Lobhudelei auf Franz Leibl, den neuen Leiter des Parks. ((siehe Bund Naturschutz begrüßt die Berufung von Dr. Leibl zum neuen Leiter des Nationalpark Bayerischer Wald. Leibl wird die Politik riesiger Kahlschläge seines Vorgängers nahtlos fortsetzen: Gerade zwei Monate im Amt wird er nach dem Sommersturm vom 13. Juli 2011 86.000 Fm Windwurfholz abräumen. (siehe Tricksen, Tarnen, Täuschen) Dies wird dem BN keine Pressemitteilung wert sein.)) Insgesamt gibt der BN also zwei Pressemitteilungen zum Nationalpark Bayerischer Wald in sechs Jahren heraus. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum publiziert er 38 Pressemitteilungen zum Steigerwald.
  • Ich stimme der ökologischen Kritik Weigers an der Borkenkäferbekämpfung zu, lehne aber seine politische Schuldzuweisung entschieden ab: Es sind nicht die Nationalparkgegner, die für die Kahlschläge verantwortlich sind. Dies wäre so, als ob man den Neonazis die Schuld für die De-facto-Abschaffung des Asylrechts durch CDU/CSU, FDP und SPD am 26. Mai 1993 geben würde. ((siehe Annette Wilmes, Die De-facto-Abschaffung des Asylrechts, Deutschlandradio Kultur vom 26.5.2013)) Verantwortlich für die Kahlschläge sind das bayerische Forst- bzw. Umweltministerium und die Nationalparkverwaltung. ((siehe Ultraviolence))
  • In der Pressemitteilung wird kein einziges Mal der Name von Karl Friedrich Sinner genannt.
  • Die Borkenkäferschutzzone um den Altpark ist leider nicht nur 500 m breit, wie es die Pressemitteilung fälschlicherweise behauptet. Ihre Breite beträgt im Durchschnitt 1.000 m. ((siehe Die Verdopplung der Borkenkäferschutzzone 1997))
  • Der BN hat 210.000 Mitglieder. Das sind 1,7 % der 12,6 Millionen Einwohner Bayerns. Offensichtlich beeindruckt das weder die Bayerische Staatsregierung noch die Bayerischen Staatsforsten noch die Nationalparkverwaltung.