Beschwerden und Anfragen

“Die Forstverwaltungen sind amtliche Planer, Bewirtschafter und Kontrolleure in Personalunion. Sie bescheinigen sich selbst die Einhaltung der Nachhaltigkeit und die Berücksichtigung von Umweltbelangen. In keinem anderen Wirtschaftszweig wird so wenig ohne Aufsicht durch Dritte gearbeitet.” (Peter Wohlleben)1

 

Briefwechsel mit Herrn Püttmann von Wald-und-Holz-NRW

Einleitung

Am 11. April 2014 hatte das Ehepaar Schulz eine Email an Herrn Wiebe, den Leiter von Wald-und-Holz-NRW, geschrieben. Frau und Herr Schulz wohnen direkt am Becker-Wald und kämpfen bereits seit den 90er Jahren gegen dessen Zerstörung (vergleiche Geschichte des Becker-Waldes). Am 22. Mai 2014 antwortet Herr Püttman, Leiter des Fachbereichs III (Privat- und Körperschaftswald) im Landesbetrieb Wald-und-Holz. Sein Antwortschreiben ist erfreulich ausführlich. Es umfasst vier Seiten und enthält als Anlage eine zweiseitige Stellungnahme des Fachbereichs V (Holzwirtschaft, Forschung, Klimaschutz) zu einer ähnlichen Anfrage vom 22. Januar 2014. Sie können die Email des Ehepaars Schulz, die Antwort von Herrn Püttmann und die Stellungnahme des Fachbereichs V hier als PDF-Dokumente herunterladen:

Püttmanns Brief ist nicht nur für die Anwohner des Becker-Walds in Bottrop bedeutsam. Interessant ist er auch für einen überregionalen Leserkreis. Denn landauf landab werden empörte Bürger, die Förster zur Rede stellen, mit immer denselben Argumenten abgespeist und mundtot gemacht. Ich möchte auf drei Argumente des Briefes näher eingehen:

  1. Förster Herber ist ein “Vorbild”
  2. Das Holz wurde “einzelstamm- oder gruppenweise entnommen”.
  3. “Forstwirtschaft ist Klimaschutz!”

Danach können Sie meinen offenen Brief an Herrn Püttmann lesen, in dem ich die Klimaschutz-Argumente widerlege. Am Ende liste ich weiterführende Videos und Literatur zum Thema Klimaschutz und Brennholzboom auf.

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Förster Herber ist ein “Vorbild”

Was mich am meisten an dem Brief befremdet, ist der völlige Mangel an Selbstkritik. Es gibt “keinen Grund zu Beanstandungen”. Der Landschaftplan wurde “eingehalten”. Die artenschutzrechtlichen Bestimmungen wurden beachtet. Horst- und Höhlenbäume wurden “selbstverständlich erhalten”. Die Buchen wurden nicht “flächig” entnommen. Die Landschaftsbehörden haben “zugestimmt”. Presse und Bürger wurden “informiert”. Förster Herber habe “vorbildlich gezeigt, dass er gerade den besonderen Umständen der Privatwaldbetreuung im Ballungsraum Rechnung trägt.”

“vorbildliche Privatwaldbetreuung” durch Förster Herber

Auch der Landesbetrieb Wald-und-Holz hat eine blütenreine Weste: Er entwickelt “alle Funktionen des Waldes zum Wohle der Gesamtgesellschaft”. Ein “Höchtsmaß an Naturschutz” wird bei den Hiebsmaßnahmen gewährleistet. Auf den Nationalpark Eifel ist man “sehr stolz” und freut “über diese besondere Aufgabe”.

Freude “über diese besondere Aufgabe”: 8 ha großer Kahlschlag aus dem Jahr 2013 im Nationalpark Eifel

Förster wie Herber haben “eine sehr gute Ausbildung genossen, die weltweit große Anerkennung findet.” Die Forstwirtschaft von Wald-und-Holz ist “multifunktional”. Sie dient:

  • dem Artenschutz
  • dem Klimaschutz
  • dem Lärmschutz
  • der Landschaftspflege
  • dem Naturschutz
  • dem Staubschutz
  • der Wirtschaftlichkeit

Wald-und-Holz haben die eierlegende Wollmichsau erfunden. Und das Perpetuum mobile (“nachwachsender Rohstoff Holz”).

 

1 Peter Wohlleben, Der Wald – Ein Nachruf, München 2013, S. 177

 

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