Förster Herber und die Verkehrssicherung

Baumpfleger Lambert-Arndt zur Verkehrssicherung

Am Freitag, den 14. März 2014, hatten die Anwohner des Becker-Waldes den Baumpfleger Gerhard Lambert-Arndt eingeladen und ihn die alten Buchen des Waldes begutachten lassen.

Kernfäule bei Buche

Herr Lambert-Arndt erklärte den Anwohnern, wie es zu Stämmen kommt, die innen faul oder sogar ganz hohl sind. Diese Kernfäule beginnt bei den innersten Jahresringen. Schuld sind Pilze, die durch kranke Wurzeln oder abgebrochene Äste in der Krone eindringen: “Irgendwann erwischt es jeden Baum einmal, denn im Laufe eines langen Lebens gibt es immer irgendwo eine verborgene Verletzung, von wo aus das Unheil seinen Lauf nimmt. Im hohen Alter kommt zudem eine verminderte Abwehrbereitschaft hinzu, weil die alten Recken einfach schon müde sind.” ((Peter Wohlleben, Mein Wald, S. 126)) Herr Lambert-Arndt wies darauf hin, dass ein hohler Baum erst dann als bruchgefährdet gilt, wenn “die Restwandstärke ein Drittel oder weniger des ermittelten Stammradius beträgt”. ((Anforderungen an die Baumkontrollen))

nicht bruchgefährdete Buche mit einer ausreichenden Restwandstärke

Besonders bruchgefährdet sind Bäume, deren hohler Stamm Risse bekommt und der Länge nach aufzureißen droht. Baum und Pilz liefern sich einen Wettstreit. In guten Jahren gewinnt der Baum: Der Stamm wächst tüchtig in die Breite und dämmt die weitere Ausbreitung des Pilzes ein. In schlechten Jahren mit z. B. langen trockenen Sommern gewinnt der Pilz und zersetzt weiter von innen nach außen den Stamm, wobei er Zellulose und Lignin abbaut. Ein solcher Wettstreit kann Jahrzehnte dauern, bis ganz am Ende der Pilz gewinnt und der Buchenstamm für gewöhnlich in der Mitte abbricht.

Lambert-Arndt stellt klar, dass in Wäldern kernfaule Bäume nicht durch baumpflegerische Maßnahmen gerettet, sondern aus Kostengründen ganz einfach gefällt werden. Nur sogenannte “politische” Bäume würden z. B. durch Kronensicherungen und Wurzelbehandlungen und Baumumfeldverbesserungen erhalten. Zu solchen Bäumen gehören beispielsweise alte Bäume auf Marktplätzen.

Beim Gang durch den Becker-Wald fiel Lambert-Arndt auf, dass auch sehr viele der stehen gelassenen Bäume nicht verkehrssicher sind. Es gibt weiterhin viele Bäume mit abgestorbenen Ästen in der Krone, instabilen Druckzwieseln und Wassertaschen ((siehe Anforderungen an die Baumkontrollen)) und kernfaulen Stämmen, die nach der Logik der Verkehrssicherung sofort gefällt werden müssten.

Buche direkt am Schrülkampweg mit Totästen

Ein Buchenwald, der älter als 160 Jahre und damit in der Altersphase ist, kann nicht verkehrssicher sein. Denn in der Altersphase beginnt im Stamm der Wettkampf mit den Pilzen und morsche Äste brechen ab.

Altersphasen BuchenwaldWaldentwicklungsphasen im Urwald

Weil verpilzte Baumstämme sich bestenfalls noch als Brennholz verkaufen lassen, werden Buchen heutzutage spätestens nach 120 Jahren in der Optimalphase gefällt. In den “Empfehlungen für eine naturnahe Bewirtschaftung von Buchenrein- und mischbeständen in Nordrhein-Westfalen” liest sich das so: “Der Produktionszeitraum (sic!) für das Produktionsziel” sollte “nicht wesentlich über 120 Jahre betragen.” ((S. 39)) In deutschen Holzproduktionsfabriken gibt es weder die Alters- noch die Zerfallsphase.

OptimalphaseWaldentwicklungsphasen im Wirtschaftswald

In den Augen eines Försters haben die 150 Jahre alten Buchen des Becker-Waldes also seit 30 Jahren das “Produktionsziel” erreicht.

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