Fällen von Douglasien in Pafferscheid

Kontroverse Expertendiskussion zu Douglasie und Fichte

Der Bericht zum Workshop in Monschau vom 4.-5. Mai 2006 zum Thema “Wald in Entwicklung” verdeutlicht, dass die Meinungen, wie mit Fichten- und Douglasienwäldern zu verfahren ist, kontrovers diskutiert worden sind.

 

Es ist falsch, wenn die Nationalparkverwaltung so tut, als seien die Experten sich einig und man führe nur deren Empfehlungen aus. Man muss den Bericht nur genau lesen:

 

Die gegensätzlichen Meinungen zur Douglasie

Die Diskussion könnte so ausgesehen haben. Person A ist für das Fällen von Douglasien, Person B ist dagegen. (Alle Zitate stammen aus dem Bericht S. 4 ff., Hervorhebungen von mir):

Person A:
Ein Nationalpark bietet “die seltene Möglichkeit, eine ‘Kultur der Selbstbeschränkung‘ zu pflegen und auch vom Menschen unerwartete Entwicklungen zuzulassen. Warum sollten also Konkurrenzprozesse zwischen einheimischen und nicht-einheimischen Baumarten durch Maßnahmen aktiv beeinflusst werden?” (S. 4)

Person B:
Aber in Nationalparks sind “nicht-heimische Arten unerwünscht“.

Person A:
Falls eine Beeinträchtigung einheimischer Arten zu beobachten ist, sind hier gegebenenfalls Maßnahmen zur Beseitigung nicht-einheimischer Arten durchzuführen.” Aber erst “nach Prüfung der positiven und negativen Folgen!” Speziell für invasive Arten empfiehlt IUCN, “dass deren Beseitigung nur angegangen werden sollte, wenn diese ökologisch realisierbar erscheint.”

 

Person A hat sich auf dem Workshop nicht durchgesetzt. Über die negativen Folgen und die ökologische Realisierbarkeit hat man nicht weiter diskutiert. Lapidar heißt es, dass die meisten Teilnehmer es “wegen der hohen Ausbreitungsdynamik” ablehnten, einzelne alte Douglasien oder Douglasiengruppen zu erhalten. Ob die Experten jedoch Kahlschläge von Douglasienwäldern mitsamt Vollbaumernte befürwortet hätten, steht dahin. Für die Nationalparkverwaltung war das Fällen der Douglasien ein lukratives Geschäft. 66.525 Kubikmeter Douglasienholz konnten seit Einrichtung des Parks 2004 gewinnbringend verkauft werden. Rechnet man ganz konservativ mit nur 50 € pro Kubikmeter nach Abzug der Erntekosten, kommt man auf über 3 Millonen Euro Gewinn:

JahrKubikmeter
20044.690
200515.746
20067.528
2007228
20082.845
200912.402
20109.203
20119.116
20124.767

Quelle: Nationalpark Eifel, Leistungsbericht 2012, S. 18

 

Die gegensätzlichen Meinungen zur Fichte

Person A ist für das Fällen von Fichten, Person B ist dagegen:

Person A:
Das Ziel für die Prozessschutzzone lautet: “Schutz und freie Entwicklung von Laubmischwäldern mit einem hohen Anteil der Rotbuche und ihrer jeweils standorttypischen … Begleitbaumarten.”

Person B:
Richtig, aber wir dürfen “nur dann aktiv in die Waldentwicklung” eingreifen, “wenn
die freie, eigendynamische Entwicklung” diesem Ziel “erkennbar zuwiderläuft.” Und das ist in der Eifel nicht der Fall. Denn „Windwurf, Schneebruch oder Borkenkäfer” sind “Reparaturmechanismen der Natur”, mittels derer sich instabile Forsten … schrittweise zu dynamisch stabilen Naturwäldern entwickeln. Diese natürlichen Regulationsmechanismen müssen” im Nationalpark “ungehindert ablaufen können.”

Person A:
Aber die Fichte ist im Süden des Nationalparks der Rotbuche überlegen. Die Fichte findet dort “günstigere Standortbedingungen”. Dort ist es kälter und es fällt mehr Niederschlag als im Norden. Außerdem gibt es dort nur wenige Rotbuchen und nur “wenige Samenbäume”.

Person B:
Ich widerspreche. Die Eifel liegt eindeutig “außerhalb des natürlichen Verbreitungsareals” der Fichte. Die Rotbuche findet “in der Eifel standörtlich günstige Verhältnisse” vor. Die Fichtenwälder sind auch im Süden “instabil” und werden sich “langfristig auch ohne menschliches Zutun in stabilere Wälder mit wesentlichen Rotbuchenanteilen entwickeln”.

Nahezu einig waren sich die Experten über folgende Dinge (S. 8, vergleiche hierzu auch Ökologische Beurteilung von Kahlschlägen):

  • kein Kahlschlag in Fichtenwäldern
  • kein aktiver Rotbuchenvoranbau (Pflanzung unter Schirm)
  • kein passiver Rotbuchenvoranbau (Pflanzung in Bestandslücken)
  • keine Rotbuchensaat

Die Nationalparkverwaltung hält sich nicht an diese Empfehlungen: Sie schlägt Fichtenwälder kahl (siehe Kahlschläge am Wüstebach) und sie betreibt aktiven Rotbuchenvoranbau.

 

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