Kahlschläge am Wüstebach

Fotos von 5 Fichtenkahlschlägen am Wüstebach

1. Kahlschlag Girpelscheid

Große Flächen des Fichtenwalds am Girpelscheid wurden im September 2013 kahlgeschlagen.

Alle Titel unter den Fotos sind Originalzitate von der projekteigenen Webseite Wild-Wasser-Wildnis. Sie dokumentieren den garstig breiten Graben zwischen den Aussagen der Projektträger und der Wirklichkeit.

Östlich des Wanderwegs wurde eine breite Schneise in den Fichtenwald geschlagen.

 

Die Fotos zeigen auch, dass die Entwicklung eines Auenwalds ganz massiv durch den Forstweg behindert wird, der nur wenige Meter vom Bach entfernt verläuft. Der Boden unter dem Weg, der in den vergangenen Jahrzehnten stets von den tonnenschweren Holzlastern befahren wurde, ist extrem verdichtet und verhindert die Ausbreitung des Auenwalds nach Westen.

 

2. Kahlschlag Schwarzscheid

Große Bestände der Fichtenwälder am Schwarzscheid wurden bereits vor mehreren Jahren abgeholzt. Die Fotos dokumentieren die Entwicklung in den letzten Jahren: Es hat sich eine mit Him- und Brombeeren, Farn und Fingerhut bewachsene Wiese gebildet. Wie zum Trotz gegen die Pläne, dort “Auenwälder” wachsen zu lassen, besteht die einzige natürliche Verjüngung aus jungen Fichtenbäumchen. Für die Projektträger dürfte dies keine Überraschung sein: Der Flyer “Die Rur-Route” über die “Bachrenaturierungen” der Rur im Rahmen des LIFE-Projekts “Lebendige Bäche in der Eifel” informiert:

“Nach der Beseitigung der Fichten in 2003 haben Hochstauden, Gräser und Brombeeren die Fläche rasch erobert. Laubgehölze siedeln sich in einer solch dichten Vegetation allerdings nur zögernd an. Deshalb wurden Schwarz-Erlen, Eschen und Berg-Ahorn als „Starthilfe“ für die Regeneration des Auwaldes gepflanzt.” (Hervorhebungen von mir)

Eine “Starthilfe”  folgt der nächsten: Erst die Fichten abholzen, dann Bäume pflanzen, dann Steinkrebse aussetzen usw. usf.

Alle Zitate unter den Fotos stammen von Henning Walter, dem Leiter des Nationalparks, der das Vorwort zum sogenannten “Leistungsbericht 2012” geschrieben hat:

 

3. Kahlschlag Hollerscheid

Auch dieser Kahlschlag ist bereits mehrere Jahre alt. Alle Zitate unter den Fotos entstammen dem sogenannten “Leistungsbericht 2012”:

 

4. Kahlschlag Pafferscheid Nord

Der Kahlschlag im nördlichen Pafferscheid ähnelt denen von Schwarz- und Hollerscheid: Im Oktober 2013 dominierte vor allem das Wald-Greiskraut (Senecio sylvaticus), eine klassische Kahlschlagspflanze, dessen “Fallschirm”-Früchte massenhaft durch den Wind verbreitet werden (Michael Hohla, Kahlschlagpflanzen, S. 5). Auch die vertrockneten Stängel des Roten Fingerhuts (Digitalis purpurea) stehen zahlreich auf dem Schlag. Diese beiden “Katastrophengünstlinge(ebd. S. 8) lieben den Nährstoffreichtum des frischen Kahlschlags. Denn durch die direkte Sonneneinstrahlung heizt sich der Boden auf und der Humus im Boden wird beschleunigt zu Pflanzennährstoffen wie z. B. Nitrat und Phosphat abgebaut. Dieser Nährstoffreichtum ist jedoch nach wenigen Jahren aufgebraucht (ebd., S. 4). Es fällt allerdings auf, dass der Kahlschlag nicht gleichmäßig bewachsen ist: Weil man sämtliches Reisig entfernt hat, sind viele Stellen so nährstoffarm, dass sich dort keine Kahlschlagsflora angesiedelt hat.

 

Wie am Schwarzscheid gedeihen auch hier schon wieder munter die “nicht-standortgerechten” Fichten. Kein Wunder: Ihre Samen liegen zahlreich im Boden, sie kommen mit dem vielen Licht und dem nährstoffarmen Boden gut zurecht und sie werden nicht von den Rehen verbissen.

 

Die Leittriebe der jungen Buchen, die man an einer Hand abzählen kann, sind alle vom Rehwild verbissen. Ich selbst habe am Nachmittag 2 Rehe aufgeschreckt, die auf dem Kahlschlag ästen:


5. Kahlschlag Pafferscheid Süd

Dieser Kahlschlag vom September 2013 ist der größte von allen. Das folgende 5,5-MB-große 180°-Panoramafoto gibt Ihnen einen Überblick über dessen Dimensionen. Klicken Sie das Bild an, zoomen Sie hinein und scrollen Sie mit der horizontalen Bildlaufleiste nach links und rechts!

Panorama Pafferscheid

 

Es bietet sich der Anblick einer Mondlandschaft. Hunderte von Fichten wurden gefällt. Sie waren ungefähr 60 Jahre alt. Vermutlich wurden sie nach dem 2. Weltkrieg hier gepflanzt. Das gesamte Holz und auch das Reisig wurde abgeräumt. “Das galt bis vor 20 Jahren noch als Todsünde.” (Peter Wohlleben, Facebook Eintrag vom 15. September 2013).

Reisig ist besonders reich an Nährstoffen (Stickstoff, Phosphor, Kalium, Calcium und Magnesium). Diese werden dem natürlichen Kreislauf nun entzogen. Dies geschieht ausgerechnet in der Eifel, wo die erntebedingten Nährstoffentzüge ohnehin als kritisch gelten (siehe Eckart Kolb, Axel Göttlein: Nährstoffnachhaltige Nutzung von Waldlandschaften – Regionale Bewertung erntebedingter Nährstoffentzüge, in AFZ – Der Wald 15 / 2012 S. 4-7). An vielen Stellen tritt nun der nackte, humuslose Mineralboden zu Tage. Solche Bilder kennt man sonst nur aus der kanadischen Provinz British Columbia:

Bizarr wirken die wenigen Fichten, die man am Rand des Bachs stehengelassen und geringelt hat. Beim Ringeln wird die Rinde entfernt, sodass der Baum in Kürze absterben wird. Irgendwie hat man doch ein schlechtes Gewissen, dass überhaupt kein Totholz auf dem Kahlschlag belassen wurde. Und so läßt man ein paar dürre und unverkäufliche Alibi-Totholzbäume zurück.

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