Großkahlschlag am Vorderscheuereckbach

“Ich erkenne durchaus an, daß in der neuen Verordnung einige Zugeständnisse gemacht wurden, und bin auch dankbar für die Zusagen, die unser Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber […] hinsichtlich der Borkenkäferbekämpfung […] abgegeben hat.”
Helmut Brunner in der Sitzung des Bayerischen Landtags vom 10.7.1997

Großkahlschlag in Entwicklungszone 2 c

Nachdem ich den Artikel über Brunner gelesen hatte, ging ich davon aus, dass der Großkahlschlag in der Randzone stattgefunden hatte. Der Zweck wäre es dann gewesen, “ein Übergreifen des Käferbefalls auf die Wälder im Umfeld des Nationalparks zu verhindern.” ((Brunner: “Sturmwürfe im Nationalpark rasch aufarbeiten”, Forstpraxis vom 22.7.2011))

Die Randzone ist zwischen 500 und 1000 m breit. Mit dem Messwerkzeug des Bayernatlas lässt sich zeigen, dass der Großkahlschlag mehr als 500 m von der Nationalparkgrenze entfernt ist:

Spiegelhuette_500_m

Die allermeisten Wissenschaftler gehen davon aus, dass eine Borkenkäferschutzzone von 500 m völlig ausreicht. Aber vielleicht ist die Schutzzone ja hier 1.000 m breit? Dann läge der Kahlschlag innerhalb der Schutzzone.

Um nachzuprüfen, wie breit die Randzone bei Spiegelhütte ist, braucht man eine Karte mit der Zonen. Diese steht auch auf der Homepage des NLPs zum Download bereit. ((siehe Service – Downloads – Karten – Karte Zonierung)) Die Karte selbst aber ist eine Zumutung: Zum einen ist die Auflösung zu gering, zum anderen decken die Farben der einzelnen Zonen alles andere zu, sodass man nicht entscheiden kann, wie weit z. B. die Randzone bei Spiegelhütte nun genau reicht. ((Dass es auch anders und besser geht, demonstriert die Zonierungskarte für den NLP Schwarzwald.)) Der folgende von mir beschriftete Screenshot entstand mit Hilfe der Zonierungskarte aus dem Jahr 2013. ((Mittlerweile gilt die Zonierungskarte aus dem Jahr 2014. Der Unterschied ist, dass ein Teil der Entwicklungszone 2 c südöstlich von Spiegelhütte zur Naturzone erklärt wurde. Aber das ist eine andere Geschichte.))

Spiegelhuette_mit_Zonen

Aber es gibt einen Trick: Man muss die Karte im Adobe Acrobat-Reader öffnen. Dann klickt man links in der vertikalen Werkzeugliste auf “Ebenen” – das Symbol zwischen der Büroklammer und dem Fernglas. Dann werden alle einzelnen Ebenen der Karte sichtbar. Mit einem Klick auf das Augen-Symbol (siehe roter Pfeil in der nächsten Abbildung) lassen sie sich ein- oder ausschalten.

Zonierung_Ebenen

Klickt man auf das Augen-Symbol neben “Zonierung Stand: 1.11.2013”, verschwinden die Zonen und die darunter liegende Ebenen mit der Karte kommen zum Vorschein:

Spiegelhuette_ohne_Zonen

Die Straßennahmen und die roten Pfeile habe ich hinzugefügt. Die drei roten Pfeile bei Spiegelhütte zeigen den Verlauf des Randbereichs an. Der Kahlschlag liegt definitiv nicht im Randbereich. Dieser ist bei Spiegelhütte sogar schmaler als 500 m. Das macht aus Sinn: Schließlich will man ja nicht die Fichten in den Gärten von Spiegelhütte schützen. Eine solche Forderung stellt nicht einmal Hubert Demmelbauer auf, der Vorsitzende des Vereins zum Schutz des Bayerischen Waldes.

Der Kahlschlag liegt also in der Entwicklungszone 2 c. Dann aber ist verstößt er gegen den NLP-Plan. Denn laut Plan findet in Zone 2 c keine Borkenkäferbekämpfung statt.

Nach oben
Zurück zur Einleitung
Nächste Seite: Bitte um offizielle Stellungnahme