Wildschäden durch Rothirsche in Lichtenau

“Jagenden Zahnärzten und Rechtsanwälten ist nicht übel zu nehmen, wenn sie als Gegenleistung für die zum Teil horrenden Jagdpachten uferlos hohe Schalenwildbestände erwarten, wobei sich allerdings die Frage stellt, warum solche Leute überhaupt auf unser Wild losgelassen werden.”
Sebastian von Rotenhan ((Damit keiner sagen kann, er hätte es nicht gewusst, 2004, zit. n. Wildtierschutz-Deutschland))

Station F – Jungfichten mit chemischem Verbissschutz

Wenn auf einem Kahlschlag wie bei Station F ((siehe Karte mit den 12 Stationen)) nicht einmal mehr Fichten wachsen, dann müssen die Wildbestände wirklich verdammt hoch sein.

Hirsche fressen die Triebe junger Fichten nämlich nur dann, wenn sie alles andere schon aufgefressen und richtig Hunger haben. Der berühmte amerikanische Wildbiologe Aldo Leopold teilt die  Nahrungsquellen von Hirschen in 4 Gruppen ((Aldo Leopold, Deer and Dauerwald in Germany II. Ecology und policy, in: Journal of Forestry 1936, 34. Jg., H. 5, S. 460-466, hier Tabelle 1 auf S. 464, eigene Übersetzung.)) ein:

  1. Bevorzugtes Futter (sehr schmackhaft): Eiche, Buche, Vogelbeere, Weide, Eibe, Wildapfel und -birne, Him-  und Brombeere, Wildrose und Misteln
  2. Grundnahrungsmittel (schmackhaft): Weißtanne, Lerche, Zitterpappel, Robinie, Esche, Heidekraut, Besenginster und Holunder
  3. Notverpflegung (nur gefressen wenn hungrig): Fichte, Kiefer, Linde, Wacholder, Blaubeere
  4. “Füllung” ((im englischen Original “stuffing”)) (selten gegessen, oder nur beim Verhungern): Birke, Hainbuche, Wildkirsche, Hasel, Weiß- und Kreuzdorn

Wenn Hirsche junge Fichten verbeißen, dann hungern sie. Und würden sie auf den benachbarten Äckern keine Ersatznahrung finden und im Winter von Jägern nicht gefüttert, dann würden sie verhungern. Die Natur kennt so hohe Hirschbestände nicht. Sie sind genauso unnatürllch wie Fichtenforste oder Maisplantagen.

Das Forstamt in Marschallshagen, das den Privatwald von Ralph von Zitzewitz verwaltet, weiß sich nur dadurch zu helfen, dass die Spitzen der Fichten mit einem weißen Verbissschutz eingeschmiert wurden. Diese Chemikalien heißen dann Morsuvin, Versus extra, Weißteer, Flügol, Cervacol, Arbinol, Trico. ((siehe z. B. das umfangreiche Angebot der Firma Flügel zum chemischen Verbissschutz))

Natürlich kann man nur das einschmieren, was überhaupt eine gewisse Höhe erreicht hat. Durch den Wind oder Vögel verbreitete Pionierpflanzen wie Weiden, Ahorn, Zitterpappeln oder Vogelbeeren wurden schon, als sie nur wenige cm groß waren, aufgefressen.

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