Wildschäden durch Rothirsche in Lichtenau

“Hohe Ausgaben für Zäune oder Kulturen, die aufgrund zu hoher Wilddichten notwendig werden, sind aus ökonomischer Sicht nicht akzeptabel.”
Christian Ammer ((Christian Ammer, Torsten Vor, Thomas Knoke und Stefan Wagner: Der Wald-Wild-Konflikt, 2010, S. 43))

Station E – Künstliche Verjüngung hinter Zaun

Bei Station E ((siehe Karte mit den 12 Stationen)) wurde eine kleine Fläche eingezäunt; sie misst nur 50 mal 50 m. Zur einen Hälfte wurde sie mit Eichen, zur anderen mit Douglasien künstlich aufgeforstet.

Innerhalb des Zauns wächst auch das Schmalblättrige Weidenröschen – jetzt im Herbst sind freilich nur noch die verblühten Fruchtstände zu sehen.

Mit seinen zahlreichen durch den Wind verbreiteten Samen ist es eine typische Pionierpflanze, die normalerweise in Massen auf Kahlschlägen wächst. Sein Fehlen außerhalb des Zauns ist ein weiterer Beweis für überhöhte Wildbestände, denn Rehe und Hirsche machen sich bevorzugt über das Weidenröschen her. Außerhalb des Zauns überleben nur harte Gräser und Binsen und ein paar verbissene Jungfichten.

Es gibt einen Grund, warum die aufgeforstete Fläche so winzig ist: Künstliche Verjüngung und Wildschutzzaun sind sündhaft teuer. Ein Leitfaden für Privatwaldbesitzer, herausgegeben vom Staatsbetrieb Sachsenforst, listet die Kosten auf. Für 1 ha Eichen fallen an:

  • Pflanzen und Pflanzung: 5.300 – 8.000 €
  • Flächenvorbereitung: 300 – 500 €
  • Kulturpflege: 350 – 500 €
  • Zaunbau: 1.000 – 2.800 €
  • Zaunkontrolle: 400 -800 €
  • Zaunabbau: 400 – 800 €

Für 1 ha eingezäunte Eichen muss man also zwischen 7.750 € und 13.400 € zahlen. 1 ha Douglasien ist etwas billiger: 3.850 – 8.400 €. Diese hohen Investitionen sind der finanzielle Ruin jedes Waldbesitzers. Denn sie rechnen sich nicht: Dafür ist der Erlös aus dem Holzverkauf, der Jahrzehnte später anfällt, viel zu gering.

Würde man beispielsweise 10.000 € nicht in Eichen- oder Douglasiensetzlinge, sondern in ein Unternehmen investieren, das 5 % Gewinn im Jahr macht, hat sich das eingesetzte Kapital dank Zins und Zinseszins nach 48 Jahren verzehnfacht. So profitabel ist ein Wald nicht. Und deswegen wirft er auch nur Gewinn ab, wenn man am Anfang nichts investieren muss und konsequent Kosten einspart. Das geht nur mit natürlicher Verjüngung und ohne Zaun. ((Begriffen hat dies die Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft: siehe 2. Wald-Wild-Forum 2014))

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