Exkursion in den Schattiner Zuschlag mit Revierleiter Baeskow

Der Fichtenforst im Zuschlag

Am Ende der Obstbaumallee stößt man rechterhand auf einen 5 ha großen Fichtenforst. Er geht zurück auf den einzigen großen Eingriff in den Schattiner Zuschlag. Im Jahr 1966 wurden hier 5 ha Wald mit dicken Buchen und Eichen kahlgeschlagen und Fichten gepflanzt. Baeskow führt zur Entschuldigung der damals zuständigen Kollegen an, dass diese wegen des Fichtenwäldchens ein ganz schlechtes Gewissen hatten. Aber das Kirchenforstamt benötigte damals Eichenholz, um daraus Dachschindeln für Kirchendächer zu machen. Und in der DDR gab es keinen Draht für Wildschutz. Also pflanzte man die relativ verbissresistenten Fichten. Dass auch diese unter dem Verbiss leiden, zeigen die Schälschäden an den Stämmen, die durch Hirsche verursacht werden. Dann passierte im Fichtenforst lange Zeit nichts.

Fichtenforst im Schattiner Zuschlag

Im Winter 1989/90 ließ der alte zuständige Förster die ganzen Laubbäume herausschlagen. Auf halber Höhe konnte dieser Unfug gestoppt werden. Der Förster meinte, er müsse den Forst in einem gepflegten Zustand seinem neuen Eigentümer übergeben.

Ursprünglich hatte man erwartet, dass der Fichtenbestand schon bald zusammenbrechen und ein Opfer des Buchdruckers werden würde. Aber erstaunlicherweise steht er immer noch da. In Norddeutschland bringt es der Buchdrucker in sehr warmen Jahren auf 3 Generationen. Die Elterngeneration produziert im Frühjahr die 1. Generation, diese im Sommer die 2. und diese wiederum im Herbst die 3. Generation. Normalerweise wachsen Fichten im kalten Norden, z. B. in Skandinavien. Dort bringt es der Buchdrucker nur auf eine einzige Generation und richtet keinen großen Schaden an.

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Fichtenforste im Lübecker Stadtwald

Auch Jörg Baeskow hat in seinem Revier alte Fichtenbestände. Er hat einmal einen Blick in die Forstplanung des Stadtwalds Lübecks geworfen, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. In einem Fichtenbestand stand bis 1880 ein Eichenwald. Der wurde dann abgeholzt und es wurde mit Fichte aufgeforstet. 1920 – also nur 40 Jahre später –  warf ein Sturm die Fichten um. Wieder wurde Fichte gepflanzt. 1965 wurde der Bestand ein zweites Mal vom Sturm geworfen. Diesmal probierte man es mit der Sitka-Fichte. Baeskow schüttelt den Kopf: Man könne einen Fehler ja einmal machen, aber dreimal hintereinander?

Viele Privatwaldbesitzer werden bis heute aus Schaden nicht klug. Zwar wollen sie keine Fichten mehr anpflanzen, dafür aber einen anderen Nadelbaum, der hier ebenfalls nicht heimisch ist: die Douglasie. Weil diese so schnell wächst und borkenkäferresistent ist, würden viele Privatwaldbesitzer am liebsten 100% Douglasie anpflanzen.

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