Lödermann

Der faule Kompromiss der Entrindung

Kahlschlag nördlich des Jährlingsschachten

Frau Lödermann begründet ihre Zustimmung zur Borkenkäferbekämpfung folgendermaßen:

“Es ist mir nicht leicht gefallen zuzustimmen, dass in den Hochlagen des Erweiterungsgebietes ohne Chemie, sondern nur durch das Fällen von Bäumen und das Entfernen ihrer Rinden die Borkenkäfer bekämpft werden sollen; die Bäume sollen auch liegenbleiben. Aber diese Maßnahme erhöht die Akzeptanz des Nationalparks vor Ort, und ich weiß auch, daß ein Nationalpark nicht gegen den Willen der Bevölkerung durchgesetzt werden kann.” ((Plenarprotokoll, S. 6124, linke Spalte, letzter Absatz, Hervorhebungen von mir))

Frau Lödermann leitet heute das Tierheim Werdenfels in Garmisch-Partenkirchen. Man stelle sich einmal vor, dass es bei der Gründung des Tierheims Proteste der lokalen Bevölkerung gegeben hätte wegen der zu erwartenden Lärmbelästigung durch kläffende Hunde. Hätte Frau Lödermann einem Kompromiss zugestimmt, dass jeder Hund im Tierheim, der in der Mittagszeit oder nachts bellt, eingeschläfert werden muss? Nur weil diese Maßnahme die Akzeptanz des Tierheims vor Ort erhöht und das Tierheim nicht gegen den Willen der Bevölkerung durchgesetzt werden kann?

Genauso wie ein Tierheim, das bellende Hunde einschläfert, seinen Namen nicht verdient, so auch ein Nationalpark, der vom Borkenkäfer befallene Bäume fällt und entrindet. Ein solcher Nationalpark betreibt Etikettenschwindel. Das ahnt auch Frau Lödermann:

“Für mich war es nicht leicht, diese Beschlussvorlage mitzutragen, weil ich eine andere Sicht- und Denkweise habe. Ich meine, dass es einer reichen Gesellschaft wie unserer möglich sein muss und wir es uns leisten können und müssen, ein kleines Stück unseres Landes mit allen Konsequenzen der Natur zu überlassen.” ((Plenarprotokoll, S. 6124, rechte Spalte, 1. Absatz))

Wir können und müssen.

“Ich weiß auch, dass der Wald nicht wie wir Menschen in Fünf- oder Zehn-Jahres-Rhythmen lebt, sondern daß er sich über bis zu 100 Jahren entwickelt. Es ist oft so, daß ein Wald großflächig abstirbt und in einer anderen Zusammensetzung nachwächst.” ((ebd.))

Sie weiß das. Und trotzdem fährt sie fort:

“Viele Menschen in der Bevölkerung teilen diese Auffassung aber nicht. Deshalb ist der Antrag von Herrn Sinner, Frau Peters und mir ein guter Kompromiss.” ((ebd.))

Genau das ist er nicht. Es ist ein fauler Kompromiss.

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