Eckerlochstieg zum Brocken

Wildverbiss im Brockenurwald

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Im Wanderflyer der Nationalparkverwaltung zum Goetheweg lesen wir über den Brockenurwald:

“Hier hilft sich die Natur aus eigener Kraft. Die Erfolge sind schon zu erkennen: Viele lichthungrige Ebereschen erobern die Freifläche zurück. Erste Fichten folgen.” ((Wanderflyer Auf dem Goetheweg zum Brocken, S. 1))

 

Dieses Denkmodell ist grundfalsch: “Natur” muss “sich” nicht “helfen”. Sterbende Fichten gehören zur Natur hinzu. In der Natur geht es auch nicht um “Erfolg” und “Misserfolg”. Weil die Nationalparkverwaltung in diesen falschen Kategorien denkt, will sie auch ständig eingreifen, wenn sich der “Erfolg” nicht von selbst einstellt. Nur deshalb werden in der Naturentwicklungszone Buchen künstlich angepflanzt: Dort würde sich der “Erfolg” erst in Jahrzehnten einstellen und das dauert der Verwaltung zu lange. Förster leiden an der Zwangsvorstellung, der Natur ständig “helfen” zu müssen.

Nicht nur das Denkmodell ist falsch – auch die Erfolgsmeldung. Denn sowohl am Quitschenberg als auch am Eckerloch verbeißen künstlich hoch gehaltene Rothirschbestände die jungen Ebereschen. ((siehe Vom Versagen der Jagd im Nationalpark Harz))

“Der Anteil von Eberesche beschränkt sich auf wenige sehr alte Exemplare. Spontanaufwuchs junger Ebereschen hat außerhalb der Klippenpartien keine Etablierungschancen (Wildfrage, Lichtbedürftigkeit usw.).”

So heißt es im offiziellen Nationalparkplan auf Seite 29. ((Hervorhebungen von mir))

Und Peter Meyer von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt in Göttingen stellt in einer Publikation aus dem Jahr 2008 zum Quitschenberg ((Regeneration eines naturnahen Fichtenwaldökosystems im Harz nach großflächiger Störung, Forstarchiv 79. Jahrgang (2008) S. 187 – 196; Ich bedanke mich bei Herrn Meyer für die Zusendung des Artikels.)) fest:

“In den weniger dicht [mit Fichten] verjüngten Bereichen erzielte die Eberesche Verjüngungsanteile von über 70 %. Zukünftig wird vermutlich der Anteil der Eberesche wegen hoher Verbissbelastung (Terminaltriebverbiss von bis zu 80 %) geringer sein als zum heutigen Zeitpunkt. … Inwieweit die Eberesche auch zukünftig an der weiteren Waldentwicklung in relevantem Ausmaß beteiligt sein wird, bestimmt im Wesentlichen der Wildverbiss. Unter den gegenwärtigen Bedingungen ist die Eberesche als Mischbaumart nur bei entsprechendem Zaunschutz gesichert.” ((S. 187 und 195, Hervorhebungen von mir))

Dass Ebereschen in einem Nationalpark nur hinter Zäunen wachsen können, ist ein Armutszeugnis für dessen Verwaltung. Sie duldet es beispielsweise, dass am Molkenhaus mitten im Nationalpark ganzjährig Rothirsche gefüttert werden.

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