Großkahlschlag am Oderteich

“Die Buchen haben sich befriedigend entwickelt.”
Dr. Friedhart Knolle, Pressesprecher der Nationalparkverwaltung

Landschaftsgärtnerei: Buchen pflanzen

Auf dem Kahlschlag wachsen keine der typischen Pionierbaumarten, die normalerweise die kahle Fläche als erste wiederbesiedeln würden: keine Birken, keine Aspen, keine Weiden und keine Vogelbeeren. Grund ist der extreme Wildverbiss durch die unnatürlich hohen Rothirschbestände. ((siehe Vom Versagen der Jagd im Nationalpark Harz))

Vor diesem Hintergrund ist es völlig absurd, wenn auf dem Schlag 2009 und 2010 Buchen gepflanzt wurden. Ausnahmslos alle Buchensetzlinge sind verbissen. Es ist, als hätte man Futterpflanzen für Rothirsche angebaut:

Selbst wenn die Hirsche die Buchensetzlinge nicht kaputt gebissen hätten, wäre die Pflanzaktion Irrsinn: Buchen sind Schattenpflanzen und vertragen keine direkte Sonnenbestrahlung. Außerdem sind sie empfindlich gegenüber Frost. Jeder Förster weiß das. Deshalb werden Buchensetzlinge unter den Schirm von Altfichten gepflanzt, wenn Fichtenforste in Mischwälder umgebaut werden sollen:

“Abhängig von den standörtlichen Gegebenheiten werden Laubbaumpflanzungen durch Saat und Voranbauten unter einem Altholzschirm durchgeführt.” ((Nationalparkplan, Kapitel 2.2.3.5, S. 77 und Tätigkeitsbericht 2011, Foto S. 35 oben rechts, Hervorhebung von mir))

Nichtsdestotrotz erlaubt der Nationalparkplan wie von allen guten Geistern verlassen die Pflanzung auch ohne Schirm:

“Ebenso werden Initialpflanzungen von Laubbäumen in bestehenden Lücken oder auf vorhandenen Freiflächen nach Käferkalamitäten und Sturmereignissen durchgeführt.” ((ebd.))

Der Satz lügt: Denn es sind nicht Käfer oder Stürme, die für “Freiflächen” sorgen, sondern die Kahlhiebe der Förster. Und Buchen werden nicht dadurch unempfindlich  gegenüber Frost und Sonne, weil der Nationalparkplan das so will. Und resistent gegenüber Verbiss durch Hirsche schon mal gar nicht:

“Auf Zaunschutz wird bei Buchenverjüngungen in der Regel verzichtet.” ((ebd.))

Müssten die Nationalparkförster mit ihrem eigenen Gehalt und ihrer eigenen Pension für Schäden an den gepflanzten Buchen haften, der ganze Blödsinn wäre sofort vorbei.

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