Hohe Verluste durch das Forstamt Essen

Verluste und Verschleierung

Ich möchte meine Analyse in folgende Teile gliedern:

  1. Hilfreiches Informationsfreiheitsgesetz
  2. Verheimlichung der Personalkosten
  3. Niedrige Umsatzerlöse

 

1. Hilfreiches Informationsfreiheitsgesetz

Leider habe ich im letzten Jahr die Erfahrung gemacht, dass das Forstamt viele meiner Emails und Briefe einfach ignoriert hat (siehe Kommunikation mit Grün-und-Gruga). Bis heute verheimlicht Grün-und-Gruga Teilnehmerlisten und Protokolle der Workshops mit Herr Prof. Dubbel, die von 2006 bis 2009 stattgefunden haben sollen (siehe Forstbetriebsplan, S. 31). Auch die Lage der 131 ha Stadtwald, die angeblich aus der wirtschaftlichen Nutzung genommen und unter Totalschutz gestellt wurden, bleibt ein wohl gehütetes Geheimnis des Forstamts (siehe Forstbetriebsplan, S. 43).

Deshalb ist es notwendig, sich auf das Informationsfreiheitsgesetz zu berufen. Man beachte die Überschrift des Schreibens “Auskunft nach dem Informationsfreiheitsgesetz” und die Rechtshilfebelehrung, die länger als die eigentliche Antwort ist.

 

2. Verheimlichung der Personalkosten

Herr Augustin behauptet, die Personalkosten, die für den Holzeinschlag anfallen, nicht zu kennen. Das ist ein politischer Skandal! Das Forstamt kennt seine eigenen Personalkosten nicht. Es ist nicht in der Lage, die Lohnkosten für seine Verwaltungsbeamten, Förster und Waldarbeiter zu addieren. Ohne Kenntnis dieser Kosten sind Aussagen über Gewinne und Verluste des Forstamts nicht möglich. Wie kann man dann den Bezirksvertretungen und dem Umweltausschuss versichern, dass das “Produkt Waldpflege des Forstbetriebes … Kostendeckung erreicht” hat und “positive Deckungsbeiträge für sonstige Pflichtaufgaben der Abteilung” erwirtschaftet (Wirtschaftsplan 2015, S. 2 und Anlage zum Wirtschaftsplan 2015, S. 2)?

Wilhelm Bode veranschlagt in seinem Bürgerwald-Konzept, das er für den NABU-Nordrhein-Westfalen angefertigt hat, die jährlichen Personalkosten für einen Waldarbeiter mit 56.100 € (Bürgerwald-Konzept, S. 280). Für das Verwaltungs- und Forstpersonal fallen im Schnitt 54.500 € pro Person jährlich an (ebd.). Vom Umsatzerlös in Höhe von 162.000 € können folglich drei – in Zahlen: 3 – Arbeitsplätze in der Abteilung “Waldungen und Baumpflege” finanziert werden.

Die Abteilung “Waldungen und Baumpflege” beschäftigt laut Ämterverzeichnisses der Stadt Essen die folgenden 19 Mitarbeiter.

  1. Haering (Abteilungsleiter)
  2. Bösken (Operative Leitung, Zentralaufgaben)
  3. Hartung (Waldnaturschutz, Reitwege, Forsteinrichtung und Wirtschaftsplanung)
  4. Eisele (Verwaltungsleitung, Untere Jagdbehörde)
  5. Görlitz (Finanzen, Controlling, Untere Jagdbehörde)
  6. Lummel (betriebliche Sonderaufgaben, technische Verwaltungsaufgaben)
  7. Nowitzki (Verwaltungsangelegenheiten)
  8. Leicht (Fragen, Anregungen und Beschwerden zu Wild, Waldungen und Baumpflege)
  9. Jansen (Sachgebietsleitung Maschinenwesen)
  10. Bayer (Zentrale Gefahrenabwehr, Einsatzleitung, Forstspezialteam)
  11. Guth (Maschineneinsatzleitung, Arbeitssicherheit)
  12. Wuttke (Sachgebietsleiter, Bezirksvertretungsangelegenheiten, Forstreviere, Felshangsicherung)
  13. Büker (Bauleitung)
  14. Wortberg (Verkehrssicherung)
  15. Heßler (Aus- und Fortbildung)
  16. Brillen (Gefahrenbaumfällung)
  17. Ellerbruch (Bauleitung)
  18. Schmidt-Eichholz (Öffentlichkeitsarbeit, Werbung, Veranstaltungen, Botanik)
  19. Thun (Öffentlichkeitsarbeit, Bezirksvertretungsangelegenheiten, eingehende Untersuchungen und Koordination externe Sachverständige).

Hinzu kommen die folgenden 11 Mitarbeiter im sogenannten Regiebetrieb Baumpflege / Baumkontrolle und Baumwertgutachten:

  1. Braun (Regiebetrieb)
  2. Reinhold (Baumpflege Akutbaustellen, Jungbaumpflege)
  3. Henriks (Baumkontrolle, Regelbaumpflege Straße und Spielbereiche)
  4. Schlüter (Baumkontrolle)
  5. Fuchs (Baumkontrolle)
  6. Cichos (Baumpflege)
  7. Utrecht (Nachpflanzungen)
  8. Derek (Massaria, Plantane)
  9. Röhl (Baustellensicherung)
  10. Wicher (Verwaltung, Fragen, Anregungen, Beschwerden)
  11. Heise (Verwaltung, Fragen, Anregungen, Beschwerden)

Die genaue Berechnung der Personalaufwendungen des Forstbetriebs ist schwierig, weil viele Beschäftigte eine Doppelfunktion haben: Sie sind sowohl für den Holzeinschlag im Stadtwald als auch für die Baumpflege an Straßen, in Parks oder an Kindergärten, Schulen und Spielplätzen zuständig. Letzteres ist keine Tätigkeit eines typischen Forstbetriebs, sondern erfolgt im Auftrag der Stadt. Diese betriebsfremde Tätigkeit soll und kann gar keinen Gewinn erwirtschaften. Gleiches gilt für kommunale Dienstleistungen wie die Waldpädagogik oder hoheitliche Aufgaben wie die einer Jagdbehörde. Diese “Vermengung des Eigenbetriebsaufwands mit betriebsfremden Aufwendungen” behauptet Bode am Beispiel des Landesbetriebs Wald-und-Holz-NRW ist “systematisch gewollt” (Bürgerwald-Konzept, S. 280). Sie dient dem Zweck der Verschleierung der auf den Holzeinschlag entfallenen Personalkosten: “Der Kostenanteil müsste mit erheblichem Aufwand ermittelt werden” (Augustin, Brief vom 17.6.2014).

Zu den Kosten für das Personal kommen natürlich noch die für Holzerntemaschinen, Verbrauchsmaterial, Dienstwagen und die Einrichtung und den Unterhalt von Gebäuden. Nicht zu vergessen die Kosten für externe Berater wie Prof. (FH) Dr. Dubbel oder Thomas Oppermann. Auch Teile der Personalkosten vom Betriebsleiter von Grün-und-Gruga, Herrn Schmidt-Knop, seines Stellvertreters Herrn Augustin und ihrer Sekretärin Frau Lehmann müssten fairerweise zu den Aufwendungen des Forstbetriebs hinzugerechnet werden.

 

3. Niedrige Umsatzerlöse

Herr Augustin verschweigt auch die Menge des 2013 verkauften Holzes. Laut Wirtschaftsplan 2014 waren es 8.000 m³ (Wirtschaftsplan 2014, S. 4). 1 m³ Holz wurde also für rund 20 € verkauft. Unklar bleibt auch, wie der Umsatzerlös von 162.000 € erzielt wurde: Wurde das Holz für diesen Preis an Forstunternehmer “auf dem Stock” – also als stehendes, noch ungeerntetes Holz – verkauft oder wurde das Holz von betriebseigenen Waldarbeitern geerntet und dann für diesen Preis verkauft?

Wie dem auch sei: Die Erlöse sind erschütternd niedrig. Man vergleiche den Stadtwald Essen einmal mit dem Stadtwald Lübeck: Statt für 20 € wird der Festmeter dort für 123 € verkauft. Und der Rentweinsdorfer Wald des Freiherrn von Rotenhan erzielt für sein Buchenholz je nach Qualität und Dicke Preise zwischen 75 und 120 €. Und von den 500-1000 € pro Festmeter Eichenholz der Güteklasse A kann man in Essen nur träumen. Selbst wenn man von den Preisen 20 % Holzerntekosten abzieht, übertreffen sie die Essener Preise um ein Vielfaches.

Auch ein anderer Vergleich macht deutlich, dass das Essener Holz unglaublich billig ist. Für eine Tonne Altpapier zahlte man im Großhandel 2013 durchschnittlich 75 € (Statistisches Bundesamt). Ein Festmeter frisches Buchenholz wiegt 1.080-1.160 kg, Eiche wiegt noch mehr (Rohdichte des Holzes). Pi mal Daumen wiegt also ein Festmeter frisches Holz 1 Tonne. Das bedeutet, dass Altpapier mehr als dreimal so teuer ist als das Essener Holz.

Norbert Bösken, operativer Leiter des Forstamts, weiß, dass man nur Holz “minderer Qualität” erntet, das bestenfalls für Spanplatten und als Brennholz taugt. Schuld seien die “massiven Bombenangriffe” des 2. Weltkriegs. Trotzdem behauptet Bösken, dass der Forstbetrieb mit einer “schwarzen Null” abschneidet. Offensichtlich kennt er die Personalkosten des Forstbetriebs, die laut Augustin nur “mit erheblichem Aufwand ermittelt werden” können (Stadt Essen läßt wieder Bäume fällen, WAZ vom 11.9.2011).

 

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