Forstwirtschaft bei Fabrikschleichach

“Aber für Wälder, die durch eine Bewirtschaftung so geworden sind, wie sie sind, gilt eben nicht das Prinzip: je mehr Wildnis, desto besser.”
Umweltminister Dr. Marcel Huber, CSU ((in der Sitzung des Bayerischen Landtags vom 4.6.2014))

Schluss

Wenn ich nur ein Foto zur Forstwirtschaft in Ebrach zeigen wollte, würde ich dieses zeigen:

Aufgenommen wurde es am Wanderweg von Fabrikschleichach nach Theinheim. ((siehe Tour 7 – Durch gepflegte Wälder zum gepflegten Bier)) Wahrscheinlich kommt dieser Wald dem Ziel der Bayerischen Staatsforsten eines “gruppen- bis horstweise strukturierten, ungleichaltrigen, mischbaumartenreichen Bestandesgefüges” schon sehr nahe. ((siehe Grundsätze, S. 77)) Auch das Totholz wurde vorschriftsmäßig auf 20 m3/ha angereichert. ((ebd. S. 35)) Immerhin liegt dort eine dicke alte bemooste Buche, die der Wind umgeworfen hat. Sogar den Wurzelteller hat man aufgeklappt so liegen lassen: eine “wertvolle Sonderstruktur” und ein “Kleinbiotop für eine Vielzahl an Arten”. Keine Frage! ((siehe Aufgeklappte Wurzelteller – Die steilen Paradiese auf der NABU-Homepage)) Darüber hinaus ist der Wald “strukturiert und ungleichaltrig”: Es gibt einen Unterstand aus jungen und einen Oberbestand aus alten Bäumen. Und gemischt sind die Bäume auch: Es gibt Buchen und Kiefern und Douglasien. Auf den ersten Blick ein vorbildlich gepflegter Wald, oder?

Wenn man genauer hinschaut und in die hochauflösenden Fotos (1.600 x 2.400 Pixel) hineinzoomt (Rechte Maustaste – Grafik anzeigen, dann Lupe), stellt man fest, dass der erste Eindruck trügt. Kiefern haben in einem naturnahen Wald nichts zu suchen und Douglasien erst recht nichts: Sie wurden künstlich von Förstern dort angepflanzt – übrigens in voller Übereinstimmung mit den Bewirtschaftungsgrundsätzen der Bayerischen Staatsforsten. ((Grundsätze, S. 55)) Das Kronendach ist weit aufgerissen. Die Jungbuchen sind krank: Ihre Blätter sind braun verfärbt, weil sie vom Buchenspringsrüssler befallen sind. Die Kronen der Buchenüberhälter zeigen Kronenschäden der Stufen 1 und 2.

Nimmt man jetzt noch die Bodenschäden durch die Rückegassen hinzu, bleibt von der “naturnahen” Bewirtschaftung nicht viel übrig.

Lutz Fähser, ehemaliger Forstamtsleiter des Lübecker Stadtwalds, fasst seine Kritik an den Grundsätzen zur Buchenwaldbewirtschaftung der Bayerischen Staatsforsten folgendermaßen zusammen:

“Das Konzept beschreibt schematisierte eingriffsintensive Verfahren mit Wuchs beschleunigenden, strukturschaffenden und sich vom natürlichen Buchen-Ökosystem entfernenden Effekten. Das Konzept ist technisch und aufwendig angelegt und nicht flexibel an der Dynamik und der Verschiedenheit der natürlichen Buchenwald-Gesellschaften Bayerns orientiert. Es ist unwahrscheinlich, dass sich durch die Anwendung dieses Konzeptes die natürlichen Prozesse in Buchenwäldern besser entfalten können als bisher, und dass sich die Buchenwald-typische Biodiversität vermehrt einfindet.” ((Betrachtung der „Grundsätze für die Bewirtschaftung von Buchen- und Buchenmischbeständen im Bayerischen Staatswald“, S. 10, Hervorhebungen von mir))

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