Forstwirtschaft bei Fabrikschleichach

“15.000 Biotopbäume entsprechen, wenn man die Flächen aufaddiert, 500 bis
600 Hektar.”
Dr. Otto Hünnerkopf, CSU ((in der Sitzung des Bayerischen Landtags vom 4.6.2014))

Zahlenwirrwarr um Biotopbäume

Integraler Bestandteil des Naturschutzkonzepts des Ebracher Forstamts sind die Biotopbäume. Laut Mergner sind es mittlerweile 6 pro Hektar. In mittelalten Wäldern sind es 8. ((Leserbrief von Mergner im Steigerwaldkurier vom 3.7.2014)) Bezeichnenderweise fehlen Angaben zu alten Wäldern. Denn die gibt es im Ebracher Forst außerhalb der Naturwaldreservate nicht: Auf besseren Standorten beginnt bereits ab einem Alter von 80 Jahren die Abnutzung der Elitebäume, sobald sie den Zieldurchmesser von 65 cm BHD erreicht haben. ((siehe Grundsätze für die Bewirtschaftung von Buchen- und Buchenmisch­beständen im Bayerischen Staatswald, S. 77))

In einer Email vom 17.6.2014 korrigiert Vizechef Steuer die Zahl von 8 Biotopbäumen nach oben:

“Gerade die Starkbuchenhiebe schauen wir uns sehr sorgfältig an, es bleiben dort weitaus mehr als die 10 Biotopbäume auf dem Hektar stehen. Wir haben ähnliche Flächen vollvermessen und sind auf Werte von ca. 250 Fm pro ha gekommen, auch wenn es optisch ganz anders aussieht.” ((Hervorhebung von mir))

Junge! Junge! 250 Fm Biotopbäume pro ha! Erste Zweifel an dieser Zahl kommen auf, wenn man berücksichtigt, dass der Holzvorrat selbst auf Spitzenstandorten im Bayerischen Staatsforst niemals höher als 400 Efm/ha sein soll: “kein weiterer Vorratsaufbau über 350 Efm/ha (auf Spitzenstandorten nicht über 400 Efm/ha)” heißt es apodiktisch in den Grundsätzen für die Buchenwaldbewirtschaftung. ((siehe Grundsätze, S. 77))

Noch größer werden die Zweifel, wenn man ausrechnet, wie viele Biotopbäume einem Vorrat von 250 Fm entsprechen. Nehmen wir einmal an, der Biotopbaum sei 35 m hoch und habe einen einen BHD von 65 cm. Dann beträgt sein Derbholzvolumen nach der erweiterten Formel von Denzin 5,91 Fm. Auf den Flächen, die Steuer vermessen hat, müssten also 42 Biotopbäume pro ha stehen. Hallo? Wo bleibt denn da der Platz für die 50 Elitebäume, die die Bayerischen Staatsforsten als Ziel vorgeben? ((siehe Grundsätze, S. 77))

Rechnet man mit 40 m Höhe und 80 cm BHD, kommt man auf 10,24 Fm pro Biotopbaum. Dann wären es immer noch sensationelle 24 Biotopbäume. 40 m hohe Buchengiganten mit 1 m BHD hätten 16 Fm und stünden dann mit 16 Exemplaren auf dem Hektar. Ob 24 oder 16 Biotopbäume: Wie soll das gehen, ohne die Elitebäume zu “bedrängen” und die “Umlichtung von Elitebäumen” zu gefährden? Ganz zu schweigen von der Arbeitssicherheit der Waldarbeiter, die einen Sicherheitsabstand von einer Baumlänge zu Biotopbäumen einhalten müssen! ((siehe Peter Wohlleben zu Biotopbäumen))

Wie dem auch sei! Die Biotopbäume, die ich rund um Frabrikschleichach gesehen habe, wiesen Anfang Juni 2014 alle deutliche Kronenschäden der Schadstufe 1 und 2 auf. Steuer gibt in einer Email vom 16.6.2014 zu:

“Es ist richtig, die Buchen sehen dieses Jahr nicht sehr vital aus. Das liegt mit einiger Sicherheit an der sehr trockenen Witterung der letzten Wochen. Da die Buchen  vom Alter her noch sehr vital sind/sein müssten, wird das im kommenden Jahr hoffentlich schon wieder anders aussehen, sofern es in nächster Zeit mal wieder regnet.”

Ganz selten werden Sie einen Förster antreffen, der selbstkritisch zugeben wird, dass er selbst die Kronenschäden verursacht hat. Die Buche ist ein Schattenbaum: Ihre Kronen vertragen die ständigen “Lichtwuchsdurchforstungen”, die “Femelhiebe”, die “Entnahme von Bedrängern” und die “deutliche Umlichtung” nicht. ((Zitate aus den Grundsätzen für die Bewirtschaftung von Buchen- und Buchenmisch­beständen im Bayerischen Staatswald, S. 77)) Hinzu kommen die Bodenschäden durch das dichte Netz an Forstwegen und Rückegassen: Verdichtete Böden speichern nur einen Bruchteil des Wassers intakter Urwaldböden. Kein Wunder, dass Buchen in Wirtschaftswäldern so schnell in Trockenstress geraten! ((siehe Peter Wohlleben zu Bodenschäden))

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